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Himmelträger gesucht!

Himmelträger gesucht!

Mit diesen Worten,
liebe Schwestern und Brüder,
lässt sich das umschreiben,
was ein befreundeter Mitbruder,
der Pfarrer einer schwäbischen Kleinstadt ist,
in den vergangenen Tagen bei der Vorbereitung auf das Fronleichnamsfest
erlebt hat.

Himmelträger gesucht!

Einer der vier,
die traditionell den erst kürzlich restaurierten, wertvollen Barockhimmel
bei der Prozession tragen,
war dazu nicht mehr in der Lage.

In der Pfarrei wurde nun überlegt,
wer ihn ersetzen könnte.

Es wurde nach einem Himmelträger gesucht.

Und die Suche gestaltete sich gar nicht leicht.

Viele der Gefragten
hatten schon eine andere Aufgabe bei der Prozession
oder konnten gar nicht mit dabei sein.

Ob sich inzwischen einer gefunden hat,
weiß ich nicht,

und vielleicht wird im Schwäbischen die Prozession
heuer ins Wasser fallen.

Sicher sind hier in Thanning auch vier Männer dazu bereit,
bei der Prozession den Himmel zu tragen.

Und ich erinnere mich noch gut
an das Fronleichnamsfest vor einigen Jahren,
das ich hier mit Ihnen feiern durfte.

Da waren ja auch noch verschiedene Fahnen,
die durch den Ort getragen wurden.

Sicher ist heute auch alles vorbereitet
und es wäre schade,
wenn wir heute nicht mit Himmel
und den Fahnen durch das Dorf ziehen könnten.

Wie auch immer,
es werden auch hier und heute Himmelträger gesucht.

Um im Bild zu bleiben,
ist es vielleicht eine Aufforderung Gottes,
dass hier und heute
nicht nur vier Männer damit betraut werden,
ein wertvolles Stück Stoff
über der Monstranz durch den Ort zu tragen.

Wir alle sind heute als Himmelträger gesucht.

Wir alle feiern ja Fronleichnam,
das Hochfest des Leibes und Blutes Christi,
wie es offiziell heißt.

Wir alle feiern ja heute unseren Gott,
der in Jesus Christus in unsere Welt gekommen ist.

Wir alle feiern ja heute den,
der den Himmel auf die Erde gebracht hat.

Wir alle feiern ja heute Gott,
der im Brot unsere Speise sein will.

Wir alle sind eingeladen,
heute, in der Eucharistie,
beim Empfang der heiligen Kommunion,
IHN in uns aufzunehmen
und IHN anschließend in die Welt hinauszutragen.

In diesem Sinne
sind wir heute ALLE als Himmelträger gesucht.

Wir alle sollen,
bildlich gesprochen,
den Himmel in unseren Alltag tragen.

Nicht ein Stück Stoff,
sondern die Liebe und die Nähe Gottes.

Die Frohe Botschaft vom lebendigen und menschenfreundlichen Gott.

Nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch unsere Taten.

Und das sollen wir Christen nicht nur am Fronleichnamsfest tun,
sondern immer.

Es sind gewissermaßen immer
Himmelträger gesucht!

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“Alle sollen eins sein.”

Liebe Schwestern und Brüder!

Bevor mein Vater im Jahr 1988 starb,
hatte er sein Testament gemacht.

Er hat uns seinen letzten Willen hinterlassen,
seine Hinterlassenschaft geregelt,
damit wir
– meine Mutter, meine Geschwister und ich –
wussten, was wir nach seinem Tod mit seinem Erbe tun sollten.

Selbstverständlich haben wir uns auch an das gehalten
und das umgesetzt,
was unser Vater uns als sein Vermächtnis hinterlassen hat.

In den Evangelien,
die uns die Kirche am Ende der Osterzeit in diesem Jahr vorlegt,
zitiert Johannes aus dem Testament Jesu.

Mit den Worten,
die wir eben gehört haben,
hinterlässt Jesus vor seinem Sterben
den Seinen SEIN Vermächtnis
– das, was er ihnen als das Wichtigste
   für die Zeit nach seinem Heimgang mitgeben wollte.

Er kleidet sein Vermächtnis in ein Gebet
für seine Jünger und für alle Menschen,

ein Gebet,
das er an den Vater richtet.

Das Vermächtnis Jesu,
sein wichtigster Wunsch für die Seinen nach seinem Heimgang, lautet:

„Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

Das ist sein Wunsch
nicht nur für seine Zuhörer,
sondern auch für alle,
die durch deren Wort an IHN glauben. (vgl. Joh 17,20)

Die Einheit unter den Christgläubigen
ist das Vermächtnis Jesu,
sein Herzensanliegen
und das, was er ihnen aufgibt,
damit die Welt zum Glauben an ihn, den Christus kommt. (vgl. Joh 17,23)

Die Einheit ist das,
was Jesus für uns möchte
und was Jesus von uns möchte.

Und wenn die Einheit unter den Christen da ist,
dann ist das das überzeugendste Zeugnis,
für die ganze Welt.

Umgekehrt ist die Uneinheit,
die Trennung und die Zersplitterung unter den Christen
wohl der größte Schmerz für Jesus
und der größte Fehler in unserer Glaubwürdigkeit
und die größte Schande für uns Christen.

Wenn uns Jesus
als sein Testament die Einheit mit auf den Weg gegeben hat,
müssen wir dann nicht alles daransetzen,
damit diese Einheit unter uns da ist?

Müsste sich nicht all unser Handeln als Christen darum mühen
und daran messen,
das Testament Jesu
– also die Einheit –
Wirklichkeit werden zu lassen?

Und sind dann nicht Alle,
die Uneinheit
oder gar Zwietracht und Spaltung unter den Christen säen,
Verräter am Testament Jesu?

Es sind die letzten Worte, die Jesus an seine Jünger richtet:

„Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

Aber er stellt diesen
seinen letzten Wunsch
nicht einfach so in den Raum.

Vielmehr zeigt er mit seinem Gebet an den Vater einen Weg auf,
wie wir zur Einheit gelangen können:

„Wie du, Vater, in mir bist
und ich in dir bin,
sollen auch sie in uns sein, …
sie sollen eins sein, wie wir eins sind,
ich in ihnen und du in mir.“ (Joh 17,21-23)

Vorbild und Urbild der Einheit der Christen
ist die Einheit zwischen Jesus und dem Vater.

Jesus und der Vater sind zwar ZWEI unterschiedliche Personen,
aber doch sind sie zutiefst EINS.

Sie sind nicht zwei Personen,
die nebeneinander existieren,
sondern sie sind ineinander:

Jesus, der Sohn IM Vater
und Gott, der Vater IM Sohn.

Beide haben nicht nur eine Beziehung zueinander,
sie sind EINS.

Sohn und Vater sind ZWEI und EINS.

Ein Gedanke,
der in das Denken eines Mathematikers zwar nicht hineinpasst,
aber vom Gespür eines Menschen, der in Beziehung lebt,
durchaus erahnt werden kann.

Eine liebende Beziehung zwischen zwei Menschen
ist ja auch auf die Einheit unter den Beiden ausgerichtet,
braucht aber dennoch zwei eigenständige und freie Persönlichkeiten.

Unser christliches Leben mit Gott und untereinander
soll sich,
so wünscht es Jesus,
die Beziehung zwischen IHM und dem VATER zum Vorbild nehmen.

Jesus möchte,
dass wir uns ganz von IHM – von Gott, durchdringen lassen
und dass wir ganz IN Gott leben.

Die Eucharistie,
die Kommunion, die wir empfangen,
ist eine Möglichkeit,
wie wir Gott im wahrsten Sinne des Wortes
in uns hinein kommen lassen
uns ja sogar körperlich
ganz von ihm durchdringen lassen.

Im wahrsten und im übertragenen Sinn des Wortes,
möchte Gott
in jeder Zelle unseres Körpers,
und in jedem Winkel unseres Lebens,
gegenwärtig sein.

Und er möchte,
dass wir ganz in IHM leben,
wie es Paulus bei seiner Rede an die Athener sagen wird:
„in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28).

Gott möchte nicht nur
immer und überall Anteil an UNSEREM Leben haben.

Er möchte auch uns ganz
an SEINEM Leben Anteil nehmen lassen.

Dazu hat er Jesus in die Welt gesandt,
der uns SEIN WORT verkündet
und SEINE LIEBE vorgelebt hat,
der SEIN lebendiges Wort ist.

Wenn Menschen das Wort Gottes lebendig werden lassen,
dann wird Jesus Christus lebendig,
dann wird Gott lebendig.

Dann entsteht ein Raum,
eine Atmosphäre,
die wir als göttlichen Raum,
als göttliche Atmosphäre
bezeichnen können.

In und durch Jesus
hat uns Gott gewissermaßen hineinschauen lassen
und lässt und immer noch hineinschauen
in SEIN Leben,

in das Leben des Vaters mit dem Sohn.

Und er will, dass auch wir so leben, wie er.

Dass wir mit IHM und UNTEREINANDER so leben,
wie Gott der Vater mit dem Sohn

Denn um die Einheit zu erreichen,
um die Jesus für uns Christen gebetet hat,
dürfen – ja müssen wir uns
auch für die Beziehungen unter uns die
Beziehung Jesu zum Vater
  zum Vorbild nehmen.

Auch untereinander,
in der Kirche,
unter den Kirchen,
in der Gemeinde,
im Seminar,
in der Schule,
in unseren persönlichen Beziehungen
sollen wir Christen
die Liebe zwischen Gott, dem Vater und dem Sohn nachahmen.

Der Vater und der Sohn leben nicht nebeneinander her,
sondern sind ganz füreinander da.

Der Vater und der Sohn tolerieren sich nicht nur irgendwie,
sondern einer wird durch den anderen sichtbar.

Der Vater und der Sohn denken nicht nur gelegentlich aneinander,
sondern nehmen ganz Anteil am Leben des Anderen.

Der Vater und der Sohn sind zwei eigenständige Personen,
und doch eine Einheit.

Wenn wir also untereinander die Einheit,
wie sie Jesus will,
 leben wollen,

müssen wir dann nicht noch viel mehr füreinander da sein,
aufeinander hören,
uns füreinander interessieren,
miteinander leiden
und uns mit dem anderen freuen?

Müssen wir dann nicht versuchen,
uns in den Anderen hineinzuversetzen,
für ihn mitsorgen
und mit ihm alles teilen,
ja letztlich für ihn das Leben geben?

„Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

Das ist das Testament Jesu.

Die, die ihm nachfolgen,
haben die Aufgabe, sein Testament umzusetzen.

WIR haben die Aufgabe,
uns für die Einheit einzusetzen,
indem wir mit Gott und miteinander
– mit unseren Nächsten und mit allen Christen –
so leben wie Jesus mit dem Vater.

Eine große Aufgabe.

Sie ist noch lange nicht vollendet.

Das Ziel ist klar:

„Alle sollen eins sein. … damit die Welt glaubt.“ (Joh 17,21)

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“Liebt einander!”

„Ein neues Gebot gebe ich euch:
Liebt einander!
Wie ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid:

wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35f)

Liebe Brüder und Schwestern!

An zwei Worten aus dem Evangelium bin ich hängen geblieben.

Worte, die – wie mir scheint –
einen Schlüssel zum Verständnis des Neuen Gebotes darstellen,
das Jesus seinen Jüngern gibt.

Er war ja nicht gekommen,
um die alten Gebote, das Gesetz und die Propheten aufzuheben,
sondern um sie zu erfüllen. (vgl. Mt 5,17)
– Also zur Fülle zu bringen,
  was in den Geboten des Alten Testaments, bereits da war.

Dazu gibt er uns das Neue Gebot,
das christliche Gebot.

Liebt einander!

Wie ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.“
(Joh 13,35)

Die beiden Schlüsselworte zum Neuen Gebot sind:
ἀγαπᾶτε ἀλλήλους und καθὼς.

Die Einheitsübersetzung
gibt ἀγαπᾶτε ἀλλήλους mit „liebt einander“ wieder
und καθὼς mit „wie“.

Die ἀγάπη ist die Form der Liebe,
die Gott den Menschen entgegenbringt.

Die beiden anderen Begriffe für Liebe
Philia (Freundesliebe)
oder gar Eros (erotisches Begehren)
finden sich in einem solchen Zusammenhang in der Bibel nicht.

ἀγαπᾶτε ἀλλήλους „liebt einander“

Das ist das Neue Gebot,
das Gebot Jesu,
das typisch christliche Liebesgebot.

Um besser zu verstehen,
was Jesus genau damit meint,
müssen wir uns das Wort ἀγάπη genauer ansehen.

Gott ist ἀγάπη sagt der erste Johannesbrief (1 Joh 4,8.16).

Was ἀγάπη heißt,
hat Gott durch die Sendung seines Sohnes in die Welt geoffenbart. (1 Joh 4,9)

ἀγάπη ist das Wort,
das das Sohnesverhältnis
zwischen Jesus und dem Vater kennzeichnet. (Joh 15,10b; 17,26)

In der Personen und Geschichte Jesu,
insbesondere in seinem Tod für uns,
zeigt sich die Liebe Gottes
als wohlwollende Liebe.

Sie zeigt ihr Wohlwollen nicht darin,
dass sie tut, was die geliebte Person verlangt,
sondern was sie braucht (vgl. Joh 3,16).

Gott zeigt seine ἀγάπη indem er Jesus für uns hin schenkt.

Damit der Mensch Gott und seinen Nächsten lieben kann,
musste er sich zuerst Gottes Liebe schenken lassen (1 Joh 4,19).

Auf diesem Hintergrund spricht das Neue Testament
auch von der menschlichen Liebe als ἀγάπη. [1]

ἀγαπᾶτε ἀλλήλους „liebt einander“

So das Neue Gebot Jesu.

„Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,35b)

Vorbehaltlos,

bedingungslos,

bereit bis zum Äußersten zu gehen,

ohne vorherige Diskussion,

ohne dass wir sie uns verdient hätten.

„Liebt einander!

Wie ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,35)

Neben ἀγαπᾶτε ἀλλήλους
ist das zweite Schlüsselwort
zum besseren Verständnis des Neuen Gebotes
καθὼς.

Von der Einheitsübersetzung mit „wie (ich euch geliebt habe)“ übersetzt.

Freilich ist dieses Wort nicht quantitativ zu verstehen,
aber die Stelle, an der wir uns befinden,
– direkt nach der Fußwaschung –
macht deutlich,
dass das Handeln Jesu selbst
den Befolgern seines Neuen Gebotes den Maßstab vorgibt:

„ebenso wie“ ich sollt auch ihr einander lieben.

Nach der Fußwaschung hatte Jesus gesagt:

„Ich habe euch ein Beispiel gegeben,
damit auch ihr so handelt,
wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)

καθὼς kann aber auch im begründenden Sinn verstanden werden:

Also im Sinn von „Weil ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,35)

Der Grund,
die Kraftquelle für die gegenseitige Liebe
ist nicht die Einsicht in ihre Nützlichkeit,
nicht die eigene Anstrengung
oder die besondere moralische Qualität des Liebenden.

Sondern der Grund für die gegenseitige Liebe,
die Quelle, die die Christen zur gegenseitigen Liebe bringt
und dazu anspornt,
ist Jesus Christus selber.

Wer sagt, er liebe ihn,
muss auch so handeln (so lieben)
wie Jesus selbst es getan hat.

Es ist ein „Grundprinzip“ der johanneischen Ethik:

Weil Jesus in besonderer Weise den Jüngern Liebe erweist,
können und sollen auch sie in neuer Weise handeln.[2]

Der Erste Johannesbrief wird es treffend zusammenfassen:

„Liebe Schwestern und Brüder,
wenn Gott uns so geliebt hat,
müssen auch wir einander lieben.“ (1 Joh 4,11)

Und „wenn wir einander lieben,
bleibt Gott in uns
und seine Liebe ist in uns vollendet“. (1 Joh 4,12)

Spätestens dann wird klar,
dass das Neue Gebot Jesu,
das Gebot der gegenseitigen Liebe,
nicht nur eine Aufforderung zu moralisch gutem Handeln ist.

Es ist eine Weise Gott zu begegnen.

Wer die gegenseitige Liebe lebt,
wer nach dem Neuen Gebot handelt,
begegnet Gott.

Und nicht nur,
dass die, die das Neue Gebot befolgen,
Gottes Gegenwart erfahren und erleben,
auch alle Anderen werden erkennen,
dass es wirklich Jünger Jesu sind. (vgl. Joh 13,36)

„Ein neues Gebot gebe ich euch:

Liebt einander!

Wie ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid:
wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35f)

Nun, liebe Schwestern und Brüder,
könnte einer Fragen:

Wie kann ich denn dieses Neue Gebot,
die Gegenseitige Liebe,
konkret leben?

Wenn es sich bei der Gegenseitigen Liebe um die ἀγάπη handeln soll,
dann wird als Erstes klar,
dass es dabei nicht darum gehen kann,
den Anderen zu mögen.

Das wäre Philia oder Eros.

Und wenn die ἀγάπη
die Liebe nach den Maßstäben Gottes,
die Liebe zwischen Vater und Sohn umschreibt,
dann ist gleich klar,
dass es um einen hohen, ja höchsten , ja göttlichen Anspruch geht.

Wenn die Gegenseitige Liebe konkret werden soll,
dann müssen wir zuerst lernen,
den Andern mit den Augen Gottes anzuschauen
und dann so zu handeln, wie ER.

Und wie macht es Gott?

Gott liebt ALLE.

ER macht keinen Unterschied
und lässt seine Sonne aufgehen über Gerechten und Ungerechten

Also ALLE LIEBEN.

Gott liebt ALS ERSTER.

ER hat uns zuerst geliebt (vgl. 1 Joh 4,19),
noch bevor wir etwas getan haben.

Also ALS ERSTER LIEBEN.

Gott hat nicht mit Worten sondern MIT TATEN geliebt.

ER gibt uns alles was wir zum Leben brauchen,
vor allem auch die materiellen Dinge.

ER tut etwas Konkretes an jedem Tag, in jeder Sekunde.

Also MIT TATEN LIEBEN.

Gott liebt sogar seine FEINDE.

Er macht keinen Unterschied
und Sympathie und Antipathie sind für IHN keine Maßstäbe.

Also auch DIE FEINDE LIEBEN.

Gott, wird Mensch und MACHT SICH EINS mit uns.

ER wird einer von uns
und geht hinein in das Leben der Menschen,
in die Freuden,
aber vor Allem auch in die Abgründe und das Leiden und das Kreuz.

Also sollen auch wir UNS EINSMACHEN MIT DEN ANDEREN.

Compassion (engl.) nennt man das neudeutsch.

Und wenn wir so,
mit den Maßstäben Gottes lieben,
dann werden wir IHM begegnen.

Wir werden Christus begegnen:
ER sagt „ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben… das habt ihr MIR getan“ (Mt 25,35ff).

Und wir werden dem Vater begegnen:

Jesus sagt:
„wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“. (Joh 12,45)

Und „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9)

„Ein neues Gebot gebe ich euch:

Liebt einander!

Wie ich euch geliebt habe,
so sollt auch ihr einander lieben.

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid:
wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35f)

Liebe Schwestern und Brüder!

Sie sehen,
welcher Anspruch hinter diesen so selbstverständlich klingenden Worten
aus dem Johannesevangelium steht.

Und wir können erahnen,
welche Sprengkraft hinter diesen Worten steckt.

Und wir werden erleben,
welche revolutionäre Kraft sich
in der Umsetzung dieser Worte entfaltet.

Die Umsetzung aber liegt nun bei uns.


[1] aus Elberfelder Studienbibel, Witten 2012, S. 1855f.

[2] http://www.perikopen.de/Lesejahr_C/05_Ost_C_Joh13_31-35_Hasitschka.pdf, S.3

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Von wem möchten Sie regiert werden?

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Wahlkampf hat begonnen!
So war gestern in den Nachrichten zu hören.

Und in den kommenden Monaten
wird uns ungesagt, aber unterschwellig
eine Frage gestellt, die die entscheidende Frage ist:

Von wem möchten Sie regiert werden?

Von Rotgrün oder Schwarzgelb?
Von Angela Merkel oder von Peer Steinbrück?

Von wem möchten Sie regiert werden?

In einer freiheitlichen Demokratie,
muss man sich ab und zu zu dieser Frage entscheiden.

Das Volk kann sich entscheiden,
von wem es regiert werden will.

Und was – Gott sei dank – für unseren Staat gilt,
das gilt – dank Gott – auch für unser persönliches Leben.

Auch in unserem persönlichen Leben stellt sich immer wieder die Frage:
Von wem möchtest Du Dich regieren lassen,
von wem möchtest Du Dich beherrschen lassen?

Und da sind viele,
die Tag für Tag um uns buhlen:

Unser Eigennutz,
unser Egoismus,
unsere Triebe,
unsere Sehnsüchte.
ja vielleicht sogar unsere Süchte.

Aber auch unsere Schwachheit,
unsere Feigheit,
unsere Bequemlichkeit.

Unser Wunsch nach Anerkennung,
das Verlangen danach,
  geliebt zu werden

und nicht zu vergessen: die Aggressionen, die in uns stecken.

Aber nicht nur aus unserem Innern,
auch von außen wollen wir beherrscht werden:

Von den Menschen, mit denen wir zusammen leben,
von der Wirtschaft,
von den Bedürfnissen, die man uns einredet,
von dem, was von uns erwartet wird,
und von dem, was halt gerade getan werden muss.

Ständig müssen wir uns beherrschen lassen.

Und dann kommt ab und zu auch noch die Forderung,
dass wir uns selbst beherrschen sollen
und nicht selten gelingt auch das uns nicht.

Nach der Bundestagswahl bleibt uns nichts anderes übrig,
als uns von denen beherrschen zu lassen,
die von der Mehrheit gewählt wurden,
auch wenn jemand an die Macht gekommen ist,
den wir selbst nicht gewählt haben.

Das ist eben Demokratie.

Doch in unserem persönlichen Leben
liegt die Entscheidung nicht bei Anderen,
sondern bei uns selbst.

Und es stellt sich – nicht nur alle vier Jahre – sondern täglich die Frage:
von wem will ich mich beherrschen lassen?

Wenn ich mir im Staat einen Herrscher aussuchen könnte,
dann würde ich mir jemanden suchen,
der mit dem Ohr ganz an den Sorgen der Menschen ist.

Ich würde mir jemanden wünschen,
der die Menschen, für die er verantwortlich ist,
kennt.

Ich würde einen bevorzugen,
der für die anstehenden Probleme die besten Lösungen kennt
und sie auch umsetzen kann.

Einen,
der die großen Zusammenhänge versteht
und mit vielen einflussreichen Leuten in Verbindung ist.

Ich würde mir einen mit viel Erfahrung wünschen.

Einen, auf den man vertrauen kann
und der mich nicht enttäuscht.

Ob das bei den Leuten,
die wir im nächsten Jahr in den Bundestag wählen zutrifft,
das weiß ich nicht.

Das ist die Schwäche der Demokratie.

Denn hier entscheiden sich Menschen für Menschen.

Mit all ihren Stärken und all ihren Schwächen.

Aber wenn ich mir den aussuchen kann,
der mein persönliches Leben regiert,
müsste ich dann nicht auch an den diese Anforderungen stellen?

Natürlich.

Aber ich kann mich für einen entscheiden,
der all diese Anforderungen auch erfüllen kann:

Für den lebendigen Gott.

Für Jesus Christus.

ER kennt jeden ganz genau,
viel besser als jeder sich selbst kennt.

ER kennt alle Zusammenhänge des Lebens und der Geschichte,
selbst die, die WIR nicht kennen können.

ER hat in seinem Wesen ein Interesse am Wohl jedes einzelnen Menschen.

ER kennt nicht nur die Probleme eines Jeden,
er kennt auch die richtige Lösung.

ER hat nicht nur eine tröstende oder aufbauende Rede parat,
sondern engagiert sich mit seiner ganzen Person für uns.

ER fragt jeden von uns immer wieder:
Entscheidest Du Dich für MICH
als den,
der dein Leben beherrschen soll?

ER lässt uns allerdings die Freiheit der Entscheidung.

Wir können uns auch für andere Beherrscher unseres Lebens entscheiden.

Wir können uns für unseren Egoismus entscheiden,
für den schnellen Spaß
und für ein virtuelles Leben.

Wir können uns für Menschen entscheiden,
die immer Schwächen und dunkle Seiten haben,
oder für Dinge, die vergänglich sind.

ER lässt uns die Freiheit
und wird unsere Entscheidung respektieren.

Die Folgen unserer Entscheidung müssen allerdings auch wir tragen,
auch das gehört zur Freiheit.

Wenn sich ein Volk unfähige Politiker als Herrscher wählt,
dann braucht es sich nicht zu beklagen.

Es kann sich bei der nächsten Wahl ja für Andere
– hoffentlich Bessere – entscheiden.

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres
lädt uns das Christkönigsfest dazu ein,
uns wieder ganz bewusst für Christus zu entscheiden.

Es ist eine Entscheidung,
die nicht nur heute von uns verlangt ist,
sondern jeden Tag,
jede Stunde,
ja jeden Augenblick unseres Lebens.

Um diese Entscheidung für IHN
und gegen all das, was gegen IHN steht
bewusster zu treffen, lade ich Sie ein,
heute gemeinsam unser Taufversprechen zu erneuern.

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Schulgottesdienst vor Allerheiligen

Einzug:
(Ministranten in Chorkleidung, Priester in Zivil)
dabei Eingangslied

Zelebrant:

Vielleicht wundern Sie sich,
dass ich heute ohne Messgewand hier in die Kirche eingezogen bin.

Heute feiern wir in dieser Zusammensetzung
zum ersten Mal in diesem Schuljahr
miteinander die Hl. Messe.

Für die, die schon länger an unserer Schule sind,
ist es eine schon gewohnte Sache.

Für unsere neuen Schülerinnen und Schüler
ist vielleicht auch das etwas Neues.

Der eine oder andere
hat vielleicht sogar noch nie eine katholische Messe miterlebt.

Ich möchte die heutige Messe dazu nutzen,
Ihnen allen zu zeigen,
was wir bei der Messe tun,
was hinter dem steckt, was wir hier feiern.

Ich denke übrigens,
dass auch so mancher Katholik
vielleicht nicht bewusst hat,
was wir hier feiern.

Wir feiern eine Messe.

Den Begriff Messe
kennen Sie vielleicht von einer anderen Art von Veranstaltungen,
wie der Frankfurter Buchmesse
oder der Handwerksmesse auf dem Münchner Messegelände.

Diese Form der Messe,
– also eine Verkaufsveranstaltung –
fand in früheren Zeiten oft dann statt,
wenn sich viele Menschen zu einem Fest
– meistens einem Kirchenfest – versammelten,
bei dem man natürlich auch in der Kirche eine Heilige Messe feierte.

Der Begriff „Messe“ ist dann auch für die Verkaufsveranstaltung geblieben.

Wir feiern heute keine Verkaufsveranstaltung,
sondern die Heilige Messe,
eine ganz bestimmte Form von Gottesdienst
in der katholischen Kirche.

Diese Form von Gottesdienst feiern wir vor allem an jedem Sonntag,
aber – zum Beispiel hier in unserer Seminarkirche – auch an Werktagen.

Das II. Vatikanische Konzil nennt die Hl. Messe
„Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11).

Quelle,
weil wir Christen
aus dem was wir in der Hl. Messe durch Hören und Empfangen feiern
Kraft und Impulse für das Leben als Christen erhalten.

Höhepunkt,
weil in der Hl. Messe
die dichteste Form der Begegnung mit Gott stattfindet.

In der Messe hören wir das Wort Gottes.

Wir empfangen Jesus Christus selbst in der Eucharistie.

Wir begegnen Gott nicht nur in seinem Wort,
und in der Eucharistie,
sondern auch in der Gemeinschaft mit der ganzen Weltkirche
– mit der verbunden diese Feier stattfindet.

Wir begegnen Gott in den Brüdern und Schwestern,
die jetzt hier mit uns zum Gottesdienst versammelt sind.

Und wir begegnen Gott natürlich auch
in den persönlichen Gebeten,
die jeder und jede an ihn richtet.

Das sind die fünf klassischen Weisen der Begegnung mit Gott:

  • Das Gebet,
  • Das Wort Gottes,
  • Die Eucharistie,
  • Die Kirche,
  • Die Brüder und Schwestern.

Die Hl. Messe hat einen festgelegten Ablauf,
der in allen Kirchen der römisch katholischen Kirche gleich ist.

Wenn ich also nach Italien, Indien, Brasilien oder China gehe,
die Sprache in der Hl. Messe ist zwar verschieden,
aber der Ablauf der Hl. Messe ist immer gleich.

Der Hl. Messe steht der Priester vor.

Die Priester sind Männer,
die eigens für diesen Dienst bestimmt und geweiht sind.

Durch die Priesterweihe
haben die Priester den Auftrag und die Vollmacht,
der Hl. Messe mit der Gemeinde vorzustehen,
den Menschen das Evangelium zu verkünden
und mit den Versammelten die Eucharistie zu feiern.

Als Zeichen dafür,
dass der Priester nicht mehr für sich selber vorne steht,
sondern IN PERSONA CHRISTI handelt,
also Jesus Christus vertritt
– gleichsam seine Rolle „spielt“ –
legt er ein anderes Gewand an.

Ich möchte Ihnen heute zeigen, was der Priester da anzieht:

Schultertuch:
Das Amikt, oder auch Humerale genannt.
Zeichen für den Schutz Gottes,
und ganz praktisch zum Schutz des Übergewandes,
stammt bereits aus der Antike
– z.B. Legionäre auf dem Relief der Trajanssäule in Rom
tragen ein Schultertuch.

Albe:
aus der Tunika der Römer
(und auch aus dem Kaftan im arabischen Bereich) hervorgegangen
erinnert als weißes Gewand auch an des Taufkleid,
das die Neugetauften bei ihrer Taufe erhalten und das zeigen soll,
dass sie in der Taufe neue Menschen geworden sind.

Geschichtlich stammen die liturgischen Gewänder übrigens
aus dem Hofzeremoniell der römischen Kaiser.

Unser oberster Herrscher ist CHRISTUS,
für den wir diesen Gottesdienst feiern
und den wir so ehren, wie die Römer den Imperator.

Messgewand:
auch Kasel (lat. Zelt) genannt
in der jeweiligen Farbe

Stola:
Zeichen für den priesterlichen Dienst.
Ein Gebetsschal, der auch an den jüdischen Gebetsschal,
den Tallit, denken lässt.

Nun ist der Priester richtig gekleidet.

Außer dem Priester brauchen wir für die Hl. Messe noch die Gemeinde,
das sind Sie alle, die hier versammelt sind.

Alle, die zur Hl. Messe versammelt sind,
sind zur Mitfeier eingeladen.

Wenn Sie zur Mitfeier bei einer Geburtstagsparty eingeladen sind,
dann – denke ich – singen, tanzen und lachen Sie auch mit
oder bringen einen Beitrag ein.

Ich glaube nicht,
dass Sie sich mit grantiger Miene in irgend eine Ecke setzen.

Was für die Geburtstagefeier gilt,
das gilt natürlich auch für die Feier der Hl. Messe:
mitbeten, mitsingen das können alle,
einen Dienst bei der Musik, beim Lesen oder als Ministrant
können einige auch einbringen.

Nun haben wir den Priester und die Gemeinde der Mitfeiernden.

Dann brauchen wir für die Hl. Messe natürlich noch Jesus Christus

Er lädt uns eigentlich zu dieser Feier ein.

Wir Christen glauben seinem Wort:
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mitten unter ihnen.“

Jesus Christus ist also hier.

Symbolisch zeigt das der Altar,
um den wir alle versammelt sind.

Auf unserem Altar steht sogar ganz schön auch noch das ICHTYS.
Die Anfangsbuchstaben des griechischen Glaubensbekenntnisses:
Jesus Christus, Gottes Sohn der Retter.

Nun beginnen wir unseren Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen und bitten dann dass Jesus Christus wirklich in unsere Mitte kommt:

Kreuzzeichen,

Der Herr sei mit Euch

Kyrie

Tagesgebet

Lektor tritt an die Seite und erläutert den Sinn und den Ablauf des Wortgottesdienstes

Die Hl. Messe besteht aus zwei großen Teilen:
Dem Wortgottesdienst und der Eucharistiefeier.

Im ersten Teil steht das Wort Gottes im Mittelpunkt.

Gott spricht zu uns.

Er tut das mit Hilfe der Texte aus der Bibel
und durch die Predigt.

Die für uns Christen wichtigsten Texte in der Bibel
sind die Evangelien.

Sie erzählen vom Leben und Wirken Jesu
und geben seine Lehre wieder.

Sichtbar wird der hohe Stellenwert,
der den Evangelien zukommt,
durch das wertvoll gestaltete Buch,
aus dem nachher vorgelesen wird
und das einen besonderen Platz auf dem Altar hat.

Nachdem das Evangelium verkündet wurde,
wird es in feierlicher Prozession zum Evangelienthron getragen
und dort für alle sichtbar aufgestellt.

In der Predigt legt der Priester dann das Wort Gottes so aus,
dass die Zuhörer heute verstehen können,
was Gott Ihnen aufgrund der Bibeltexte heute sagen möchte.

Der erste biblische Text den wir hören,
stammt aus einem der Briefe des Apostels Paulus.

In seinen Briefen gibt Paulus den Gläubigen seiner Zeit Tipps,
Ratschläge und Anweisungen,
wie sie ihr Christsein verstehen und leben können.

Das Vorlesen dieses Textes übernimmt heute Anna als Lektorin.

Lesung Eph 2, 12-22

Antwortgesang

Evangelium Joh 13,34f

Predigt

Zelebrant: Hinführung zum Fürbittgebet in Stille

Lektor:
tritt an die Seite und erläutert den Sinn und den Ablauf der Eucharistiefeier

Der zweite Teil der Hl. Messe ist die Eucharistiefeier.

Sie geht zurück auf das letzte Abendmahl,
bei dem Jesus mit seinen Jüngern das Pascha gefeiert hat.

Das ist das Fest,
bei dem der jüdische Hausvater
in Erinnerung an die Befreiung der Israeliten
aus der Knechtschaft in Ägypten
Brot und Wein segnet und an die Mitfeiernden austeilt.

Jesus selbst hat beim letzten Abendmahl das gleiche getan
und dazu gesagt:
„Dieses Brot ist mein Leib
und dieser Wein ist mein Blut, das für euch vergossen wird.
Tut dies zur Erinnerung an mich.“

Die katholischen Christen sehen in dem,
was bei der Kommunion ausgeteilt wird
nicht mehr nur Brot sondern den Leib Christi selbst.

Wer davon isst und trinkt
hat innigste Gemeinschaft mit Jesus Christus
und auch mit den Anderen die davon essen.

Nun tritt der Priester zum Altar.

Die Ministranten bringen
die Schale, das Brot, den Kelch und den Wein für die Feier der Eucharistie.

In den Gebeten, die der Priester dann spricht,
wird allen vergegenwärtigt,
dass sich Jesus Christus für uns – seine Gläubigen –
am Kreuz hingegeben hat
und mit seiner Auferstehung auch alle die zu ihm gehören
erlöst hat.

Gabenbereitung

Präfation

Sanktus

Hochgebet

Vater Unser

Kommunion

Zelebrant:
Hinweis auf die Sendung am Ende der Hl. Messe:

Missa – Sendung gibt diesem Gottesdienst den Namen.

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Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr B

Liebe Brüder und Schwestern!

Ehrlich gesagt ist es schon ganz schön unverschämt,
was die beiden Brüder Jakobus und Johannes von Jesus erbitten:

Sie möchten die besten Plätze im Reich Gottes haben.

Und doch ist es wieder verständlich.

Wer möchte nicht ganz vorne mitmischen
und wer möchte nicht,
dass sich die Dinge so gestalten,
wie er es gerne hätte.

Unterschwellig geht es bei der Frage der beiden Jünger
um die Macht.

Denn rechts und links vom König sitzen ja nicht die,
die nichts zu sagen haben,
sondern die,
die mit dem König zusammen das Regiment in der Hand haben.

Jesus geht aber zunächst nicht darauf ein,
sondern auf die Frage nach den Plätzen,
die die beiden Jünger offensichtlich anstreben.

Diese Plätze kann man sich nicht erarbeiten,
verdienen, erstreiten oder gar ergaunern.

Die Plätze im Reich Gottes werden offensichtlich
anhand anderer Kriterien vergeben.

Nicht einmal die Bereitschaft zum Martyrium
sichert einen guten Platz im Himmel.

Verständlicherweise ärgern sich die zehn anderen Jünger
über die Dreistigkeit und die Ambitionen der Zebedäussöhne.

Ich kann mir die Szene gut vorstellen:

Da sind die zwei mit ihrer anmaßenden Idee
und die Anderen zeigen mit ihren Fingern
zuerst auf die beiden
und dann auf ihre eigene Stirn:

„Die zwei da, die Spinnen wohl!

Man müsste ihnen mal richtig den Marsch blasen!

Was fällt denen bloß ein!

Diese Egoisten, denken nur an sich!

Idioten!“ – IDIOTÄS sind im Griechischen ja die,
die nur an sich und ihren eigenen Vorteil denken.

Auch bei dieser Regung der Apostel
geht es unterschwellig wieder um die Macht.

Wir wissen‘s doch besser,
als diese Dummies!“

Dabei hatte Jesus noch kurz vorher
auch zu den Aposteln,
die jetzt auf ihr beiden Mitbrüder herunterschauen gesagt:
„Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt?
Begreift und versteht ihr immer noch nicht?
Ist denn euer Herz verstockt?“ (Mk 8,17)

Es geht im Evangelium heute also um die Macht.
Darum, wer die Macht hat.
Und was sie bedeutet.

Nun werden Sie vielleicht sagen:
„Ich hab ja keine Macht.

Ich bin weder Lehrer,
noch Direktor,
noch Bürgermeister oder Bundeskanzler.“

Trotzdem geht dieses Evangelium,
und auch die Frage nach der Macht,
jeden von uns an.

Denn wer lässt sich nicht gerne bedienen,
oder andere nach seiner Pfeife tanzen?

Wer schaut nicht auf andere herab,
die weniger können
oder die sich blamiert haben.

Und da genau setzt Jesus an mit der Bemerkung:

„Bei euch aber soll es nicht so sein,
sondern wer bei euch groß sein will,
der soll euer Diener sein,
und wer bei euch der Erste sein will,
soll der Sklave aller sein.

Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
um sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen
und sein Leben hinzugeben
als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,43ff)

Macht
und der Wille zur Macht
gehören zum Menschen dazu.

Das weiß auch Jesus.

Und er tadelt das nicht.

Aber er setzt für die Macht,
– wie sie unter den Seinen gelebt werden soll –
einen ganz neuen,
einen völlig anderen Maßstab,
als die Mächtigen in dieser Welt.

Unterdrückung und Machtmissbrauch
haben unter denen, die Jesus nachfolgen wollen,
keinen Platz.

Einander zu dienen ist von allen Christen gefordert.

Und so könnte man
in Abwandlung eines Zitates eines französischen Bischofs sagen:

„Ein Christ, der nicht dient,
dient zu nichts.“

Jesus selber redet aber nicht nur vom Dienen,
sondern er macht es vor.

Später wird er den Jüngern zum Beispiel die Füße waschen. (vgl. Joh 13)

Im Evangelium dieses Sonntags
setzt Jesus selbst mit aller Konsequenz den Rahmen,
den Maßstab für die Mächtigen unter den Christen:

„auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
um sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen
und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,45)

In der letzten Konsequenz
ist die Antwort auf die Frage,
ob wir bereit sind zu dienen,
nicht nur die Bereitschaft
diese oder jene Sache für die Anderen zu machen.

Die Antwort auf die Frage
nach unserer christlichen Bereitschaft zum Dienen
besteht
– nach dem, was wir im Evangelium heute von Jesus hören –
in der Frage:
„Bist auch Du bereit, Dein Leben hinzugeben?“

Wer dazu bereit ist, der erfüllt den Willen Jesu.

Die Frage nach der Macht unter uns Christen,
ist die Frage nach der Bereitschaft zu dienen
und nach der Bereitschaft das Leben hinzugeben.

Die Jünger
– sowohl die dreisten Zebedäussöhne –
– wie auch die Anderen,
– ja auch wir als Christen
und als Christen, die in die Nachfolge Jesu treten wollen erst recht
müssen uns die Frage stellen lassen:

Wie hältst DU es mit der Macht?

Wie hältst DU es mit dem Dienen?

Doch stelle nicht Ich Ihnen diese Frage.
Das Evangelium stellt sie uns.

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Predigt am Elterntag (27. Sonntag Lj.B)

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1. Lesung: Joel 2,21-24.26-27; 2. Lesung: 1 Tim 6,6-11.17-19; Evangelium: Lk 12,15-21

Liebe Schwestern und Brüder!

Gott sei dank geht es uns allen gut
und wir haben
– wenn wir ehrlich sind –
nicht zu klagen über Mangel an materiellen Dingen.

Der wunderbare Erntealtar,
den der Andreas und der Benedikt hier um unseren Altar aufgebaut haben,
legt sichtbares Zeugnis davon ab,
dass wir hier in Deutschland in einem Wohlstand leben dürfen,
um den uns der größte Teil der Bevölkerung dieser Erde
zu Recht beneidet.

Und auch hier im Seminar
gibt es keinen Grund über Mangel zu klagen.

Aber keine Angst:
Ich möchte jetzt nicht ein Lied auf die Armut singen
oder uns ein schlechtes Gewissen einreden,
weil wir hier im Überfluss leben.

Dafür können wir ja ehrlich gesagt nicht wirklich etwas.

Ich möchte unseren Blick noch einmal auf das Gleichnis lenken,
das uns Jesus im Evangelium erzählt.

Wovon Spricht er da?

Er spricht nicht vom Reichtum.

Im ersten Satz des heutigen Evangeliums sagt er
„Hütet euch vor jeder Art von Habgier!“ (Lk 12,15)

Und dann zeigt Jesus auf,
wie es sich mit der Habgier verhält:

Genau übersetzt beginnt das Gleichnis mit den Worten:

„Das Land des reichen Menschen trug viel ein.“ (vgl. Lk 12,17 Elb.)

Das Land hat die Früchte hervorgebracht.

Nicht der Mensch.

Trotz seines vielen Mühens
hätte die reiche Ernte auch ausbleiben können.

Der Wohlstand ist ein Geschenk
und es gibt keinen Anspruch darauf eine gute Ernte zu haben.

Zwar ist es auch nicht
– wie mit einem sechser im Lotto –
reine Glückssache,

aber es ist ein Geschenk,
wenn wir die materiellen Güter ausreichend zur Verfügung haben.

Auch der Reiche hatte nicht damit rechnen können.

Deshalb fragt er sich ja:

„Was soll ich tun?
Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll.“ (Lk 12,17)

Der bisherige sicher nicht kleine Lagerplatz reicht nicht mehr.

Und er entschließt sich,
seine Scheunen,
die ihm bisher sicher auch schon
einen einträglichen Lebensunterhalt beherbergen konnten,
niederzureißen
und größere zu bauen.

Dann aber kommt sein wohl entscheidender Fehler zu Tage:

Denn genau übersetzt heißt es da:
„und ich will zu meiner Seele sagen:
Seele,
du hast viele Güter daliegen für viele Jahre.

Ruhe aus,
iß, trink, sei fröhlich!“ (Lk 12,19 Elb.)

Der als Narr gescholtene Habgierige
hat seine Seele an seinen Reichtum gehängt.

Doch:
Noch „in dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern.“ (Lk 12,20 Elb.),
erwidert ihm Gott.

Ψυχή – Seele,
meint hier im Neuen Testament den Menschen in seiner Ganzheit.

Mit seiner ganzen Person
hängt der Reiche an dem,
was er im Überfluss hat.

Und er will es allein für sich haben.

Obwohl er so viel hat,
dass er es im Moment gar nicht brauchen kann,
kommt er nicht auf den Gedanken,
seinen Reichtum einzusetzen,
damit vielleicht auch andere davon profitieren können.

Im Gegenteil.

Er begnügt sich nicht mit dem Vielen,
das er ohnehin schon hat,
sondern wird immer mehr gefangen
vom haben wollen.

Die Habgier ergreift von ihm Besitz.

Von seinem Denken,
von seinem streben,
von seinem Leben,
ja von seiner ganzen Person.

Die Ψυχή – die Seele,
von der hier die Rede ist,
bezeichnet „die Lebendigkeit des Menschen,
die sich in seinem Streben und Wollen,
nicht zuletzt in seinen Empfindungen und Stimmungen äußert.“
(Elberfelder Studienbibel S. 2112)

Der Habgierige in dem Gleichnis,
gibt letztlich seine Lebendigkeit,
ja sich selbst auf,
zugunsten des riesigen Überflusses,
auf dem er sich ausruhen will.

Anstatt das, was er hat,
dazu zu verwenden um vor Gott reich zu sein,
sammelt er nur für sich.

Doch sein Leben (seine Seele) ist nicht in seiner Hand.

Ganz schnell:
„noch in dieser Nacht“
wird man seine Seele von ihm fordern.

Andere werden dann die Nutznießer seines Vermögens sein.

Die Erben werden sicher nicht lange auf sich warten lassen.

Er selbst ist im Blick auf Gott nicht reich.

Im Tod nimmt er nichts mit,
außer das,
was er bei Gott gut hat.

Sein Leben ist ja unendlich wertvoller als all das,
was er an Besitz angehäuft hat.

Wenn er das,
was ihm da so unverdient als Vermögen zugefallen ist,
nicht für sich gesammelt hätte,
sondern es auch Anderen zugänglich gemacht hätte,
wenn er nicht die Anderen Menschen und deren Bedürfnisse
aus dem Auge verloren hätte,
welchen Verlust hätte er am Ende seines Lebens zu verzeichnen gehabt?

Ihm bleibt ja sowieso nichts von seinem Vermögen

– er nimmt nichts mit in die Ewigkeit,
außer dem was er an Gutem getan hat,
dem was er im Blick auf Gott an Reichtümern gesammelt hat.

Liebe Schwestern und Brüder!

Jetzt könnte einer sagen:
Wir sind ja alle nicht reich

– sicher haben wir alles was wir zum Leben brauchen –

so wirklich reich sind wir nicht.

Aber Jesus spricht in dem Gleichnis ja nicht über den Reichtum,
sondern über die Habgier,
das haben wollen,
das immer mehr haben wollen,
das für sich haben wollen.

Und die Habgier,
die findet sich nicht nur bei den Reichen.

Sie ist auch in meinem
– und wahrscheinlich auch in Ihrem – Leben
immer wieder da.

Die Habgier bezieht sich auch nicht nur auf die materiellen Güter.

Wissen,
Menschen,
Aufmerksamkeit,
Zuwendung,
vieles Andere kann Gegenstand der Habgier sein.

Und wenn wir uns nicht in Acht nehmen,
dann kann sie schnell von uns Besitz ergreifen.

Wie können wir uns vor ihr schützen?

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Habsucht entgehen wir am besten,
wenn wir unsere Seele eben nicht gefangen nehmen lassen.

Wenn wir den Blick von uns selber weg
auf die anderen Menschen lenken.

Wenn wir uns bewusst machen,
dass alles, was uns geschenkt sind,
nicht für uns alleine da ist,
sondern dazu,
weitergeschenkt zu werden.

Alles was zu zur Verfügung ist, uns nur geliehen ist.

Jederzeit kann es auch für uns heißen:
„noch heute Nacht wird man deine Seele von dir fordern.“

Dann muss sich zeigen was uns bleibt.

Wir dürfen dankbar sein dafür,
dass es uns so gut geht
und mit denen die weniger haben teilen.

Wir dürfen dankbar sein,
für die Fähigkeiten, mit denen uns Gott ausgestattet hat,
und sie für die Anderen einsetzen.

Wir dürfen die Zeit unseres Lebens,
ja unser Leben selbst,
das wir von Gott geschenkt bekommen haben,
dankbar annehmen
und einsetzen für die Menschen um uns herum,
letztlich für den Aufbau des Reiches Gottes.

In diesem Sinne
wünsche ich uns allen ein gesegnetes Erntedankfest.

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Predigt am 26. So. Lj. B

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Es war einmal ein Mann,
der hatte von einer Stadt gehört,
in der alle Menschen wirklich nach dem Evangelium leben.

Und er machte sich auf den Weg, diese Stadt zu sehen.

Als er sie gefunden hatte, war er mehr als überrascht.

Alle Menschen, die ihm begegneten,
sahen irgendwie seltsam aus.

Ihnen fehlte ein Auge, eine Hand, ein Fuß.

Niemand war wirklich unversehrt.

"Welcher grausame Tyrann hat dies verbrochen?
Wer hat die Stadt überfallen und die Menschen hier so zugerichtet?"
fragte der Mann völlig entsetzt.

"Das haben wir selbst getan!" gab man ihm zur Antwort.

Und die Menschen waren offensichtlich auch noch stolz darauf.

"Das haben wir selbst getan,
denn so haben wir es ja im Evangelium gelesen:
wenn dich Auge, Hand oder Fuß zum Bösen verleiten,
dann reiß sie heraus und hacke sie ab!"

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn dies das rechte Verständnis des heutigen Evangeliums sein sollte,
dann müssten wir wahrscheinlich statt des Opferkörbchens
nachher eine Knochensäge kreisen lassen
oder am Ausgang einen Chirurgen hinstellen,
damit er uns Hände, Füße, Augen
oder andere Körperteile amputiert,
mit denen wir Böses getan haben.

Das kann es ja wohl nicht sein!

Und dennoch steht da im Evangelium:

„Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt,
dann hau sie ab;

es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen,
als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen,
in das nie erlöschende Feuer.

Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt,
dann hau ihn ab;

es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen,
als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.

Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt,
dann reiß es aus;

es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen,
als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden,
wo ihr Wurm nicht stirbt
und das Feuer nicht erlischt.“ (Mk 9,43ff)

Wenn es Jesus nicht darum geht,
dass wir uns selbst verstümmeln sollen,
worum geht es ihm denn dann?

Es geht ihm darum,
dass wir zum wahren Leben kommen.

Er will, dass wir in das Reich Gottes gelangen.

Etwas weniger fromm gesagt:
Er möchte, dass wir glücklich werden
und unser Leben gelingt.

Und dazu – so nimmt Jesus für sich in Anspruch – ist ER DER WEG.

Damit unser Leben gelingt,
damit wir wirklich glücklich werden
und über dieses Leben hinauskommen,
braucht es die klare Entscheidung für das GUTE.

Und die Entscheidung für das GUTE,
schließt automatisch die Entscheidung für das Böse aus.

Bei der Taufe
und bei der Erneuerung des Taufversprechens
wird dreimal gefragt,
ob wir dem Bösen absagen.

Erst dann folgt die dreifache Frage nach unserem Glauben.

Wir können nicht für das Gute und für das Böse gleichzeitig sein.

Das Eine schließt das Andere aus.

Was Jesus also mit dem Evangelium des heutigen Sonntags fordert,
ist unser entschiedenes Eintreten für das Gute.

Freilich machen wir die Erfahrung,
dass uns das manchmal gelingt
und auch wieder nicht gelingt.

Sind wir also doch verdammt?

Müssen wir als doch damit anfangen,
uns Hände und Füße abzuhaken?

Nein!

Aber wir sollen wachsam auf das schauen,
was uns vom Guten abhält.

Und wenn möglich mit aller Radikalität
uns FÜR das Gute und GEGEN das Böse entscheiden.

Unsere Erfahrung lehrt uns,
dass wir immer wieder in die gleichen Fehler fallen.

Unser Glaube an den guten und barmherzigen Gott sagt uns,
dass wir immer wieder umkehren können.

Aber einen wirklichen Fortschritt,
eine wirkliche Veränderung unseres Lebens,
wird es nur geben,
wenn wir uns klar GEGEN das Böse entscheiden.

Das fällt uns manchmal leichter,
und manchmal ist es schwieriger.

Ja es kann sogar sein,
dass wir einen klaren Schnitt machen müssen.

Denn wenn wir ehrlich sind,
dann wissen wir meist den Grund für unsere Schwäche,
wir wissen an welchen Stellen wie immer wieder stolpern,
wo unsere Schwächen liegen.

Jesus verachtet uns nicht wegen unserer Schwächen und Fehler.

Im Gegenteil!

Er fordert uns sogar auf,
unsere Fehler genau anzuschauen,
unsere Schwachstellen zu erkennen:

Wenn Dir immer wieder die Hand ausrutscht,
oder wenn du immer wieder über deinen Fuß stolperst,
oder wenn Deine Augen immer wieder auf Dinge sehen,
die sie besser nicht sehen sollten

Dann!

Ja genau dann,
lädt uns Jesus zu einem klaren Schnitt ein.

Ohne diesen klaren Schnitt wirst Du keinen Fortschritt machen.

So ungern wir das hören:
DAS ist die Wirklichkeit.

Es ist ähnlich wie bei einem Alkoholiker:

Wenn er nicht wirklich einen Schnitt macht
und keinen Alkohol mehr angerührt
dann wird er nie trocken werden.

Schauen wir also unser Leben ehrlich an

und überlegen wir:
wo ist in meinem Leben die klare Entscheidung gegen das Böse
und für das Gute nötig
und wo braucht es einen klaren Schnitt?

Jesus möchte, dass unser Leben gelingt.

Das Leben jedes Einzelnen und das Leben von uns allen.

Er möchte, dass unser Leben weitergeht
sogar bis zum ewigen Leben.

Er will, dass wir aus den Verstrickungen in das Böse herauskommen.

Er hat von seiner Seite alles dafür getan.

Jetzt sind wir an der Reihe unseren Teil dafür zu tun.

Was von uns gefordert ist,
ist die klare Entscheidung gegen das Böse

und die klare Entscheidung für IHN.

Wenn wir das verstanden haben
und umsetzen,
dann können wir den Mann aus der Geschichte,
von dem ich am Anfang erzählt habe,
gerne zu uns einladen.

Er wird dann hier bei uns keine Verstümmelten finden
ohne Hände, Füße oder Augen.

Vielmehr wird er erleichterte, glückliche Menschen finden,
die in einer Gesellschaft leben,
in der es Allen gut geht.

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Predigt bei der Bergmesse am 24. So. Lj. B

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2. Lesung: Jak 2, 14-18; Evangelium: Mk 8, 27-35

Liebe Schwestern und Brüder!

Ist es nicht großartig,
hier in dieser schönen Umgebung Gottesdienst zu feiern?

Ist es nicht großartig,
die Berge zu betrachten,
den weiten Himmel?

In der Tat:
in Gottes freier Natur Gottesdienst zu feiern,
das ist ein besonderes Ereignis.

Ist nicht der Himmel selbst
die schönste Kirche, die wir uns denken können?

Ist es nicht großartig,
den Schöpfer zu preisen für all das was er geschaffen hat?

Wie groß muss Gott sein,
wie gewaltig,
wie unvorstellbar?

Und wie klein sind wir Menschen,
wenn wir uns mit dieser großartigen Natur,
oder gar mit dem allmächtigen Gott vergleichen?

Im Evangelium wirft Jesus heute die Frage nach dem Gottesbild auf.

Er fragt seine Jünger:
für wen haltet ihr mich?

Auch uns fragt er:
Für wen hältst DU mich?

Es ist die Frage nach dem Bild,
das wir von Gott haben.

Auf den ersten Blick
scheint es eine Frage zu sein,
die nur für Theologen interessant ist.

Aber das ist nur auf den ersten Blick so.

Denn die Frage nach dem Bild von Gott
ist zu tiefst verknüpft mit der Frage
nach unserem Bild vom Menschen.

Gott ist der Unendliche,
der Schöpfer der Welt,
der, der unserer Natur ihre Form und ihre Gesetze gegeben hat.

Gott ist unerreichbar

und es wäre vermessen,
wenn wir meinten,
wir könnten uns ihm aus eigener Kraft
auch nur einen winzigen Schritt nähern.

Oder wir könnten ihm,
weil wir doch intelligente Menschen sind,
auch nur in einer einzigen Sache
auch nur ansatzweise Konkurrenz machen.

Gott ist der Große
und für uns unerreichbare,
allmächtige,
der weit über unserer Welt
und über uns Menschen steht.

Das ist die Überzeugung der meisten religiösen Menschen:
die Lehre vieler Religionen,
auch des Judentums, des Islam und des Christentums.

Aber für uns Christen
ist das nicht die ganze Wahrheit Gottes.

Denn in Jesus Christus
hat der unendliche und allmächtige Gott
sich uns noch von einer ganz andern Seite geoffenbart:

In IHM ist Gott MENSCH geworden.
Hat menschliche Natur angenommen.

In allem uns gleich, außer der Sünde.

Und ER selbst kündigt seinen Jüngern an:
ER „müsse vieles erleiden
und von den Ältesten,
den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden;

er werde getötet,
aber nach drei Tagen werde er auferstehen.
“ (Mk 8,31)

Wir Christen glauben also an einen Gott,
der nicht nur über alles erhaben und allmächtig ist,

sondern der sich nicht scheut,
aus Liebe zu uns
seine GÖTTLICHE NATUR
mit der UNSEREN zu vertauschen.

Ja mehr noch,
Gott liebt den Menschen so sehr,
dass er nicht einmal davor zurückschreckt,
sein Leben für uns aufs Spiel zu setzen,
sich von seinen eigenen Geschöpfen töten zu lassen
um so den ewigen Tod zu besiegen.

Das ist unser christliches Bild von Gott:
Allmächtig
und zugleich zutiefst menschlich,

über alles erhaben
und doch von einer Liebe,
die UNSER Maß und UNSERE Vorstellung radikal übersteigt.

Dieses christliche Bild von Gott
hat auch direkte Auswirkungen
auf unser Bild vom Menschen.

Wir sind nicht von unserem Schöpfer
einfach nur in diese Welt gesetzt
und IHM egal.

Wir sind ihm nicht einfach ausgeliefert.

Wir müssen uns Gott nicht einfach nur unterwerfen.

Wir dürfen glauben,
ja, wir dürfen wissen,
dass Gott
SIE und MICH,
jeden Einzelnen von uns,
ja jeden Menschen,
unendlich liebt
und diese Liebe nicht nur ein Gefühl ist,
sondern Tat wird.

Die größte Tat seiner Liebe ist es,
dass er sein Leben für uns einsetzt.

Und wenn sich Gott selbst so für uns einsetzt,
dann dürfen wir wissen:

Wir sind nicht kleine unbedeutende Würmer,
nicht kleine, leicht übersehbare Sandkörner,
nicht kleine Rädchen in einem großen Getriebe,
sondern für den UNENDLICHEN unendlich wertvoll
und vom ALLMÄCHTIGEN unendlich geliebt.

Wir Christen glauben nicht nur an den Unendlichen
und über alles erhabenen Gott,
der alles erschaffen hat.

Wir glauben auch
an den menschlichen Gott,
der jeden Menschen liebt.

Und wir glauben so
an den MENSCHEN,
dass ER
– JEDER EINZELNE –
unendlich wertvoll,
unendlich geliebt und liebenswert ist.

Und deshalb gehen wir,
wenn wir unseren Glauben ernst nehmen,
dementsprechend mit unseren Mitmenschen um.

Muss sich nicht jeder Christ fragen lassen:
nimmst Du Dir im Umgang mit deinem Nächsten
nicht GOTT zum Vorbild?

Ich möchte nur noch einmal an die Worte aus dem Jakobusbrief erinnern:

„Was nützt es,
wenn einer sagt, er habe Glauben,
aber es fehlen die (guten) Werke?
Kann etwa der Glaube ihn retten?“ (Jak 2,14)

Wenn ein Mitmensch in Not ist,
dann braucht er HILFE,
keine fromme Sprüche sondern Hilfe.

Weil wir Christen an den allmächtigen und menschlichen Gott glauben,
sind WIR zum Beispiel der größte Bildungsträger
und der größte soziale Dienstleister unseres Planeten.

Weil wir daran glauben,
dass Gott jeden,
auch den Unbedeutenden und Armen,
den Benachteiligten und Vergessenen
nicht aus dem Blick verloren hat,
müssen auch wir
den Menschen immer im Blick haben
und uns für die Menschen einsetzen.

Überall dort, wo unser christliches Bild von Gott
und damit auch das christliche Bild vom Menschen
verloren geht,
machen sich Unmenschlichkeit und Gewalt,
Hass und Terror breit.

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich lade Sie ein,
sich jetzt – hier und heute –
mit den Worten des Glaubensbekenntnisses
zu dem allmächtigen und menschlichen Gott zu bekennen.

Und hier und heute
diesen Glauben
auch durch ihr konkretes Handeln
an dem Menschen, der Ihnen gerade am Nächsten ist,
zu zeigen.

Amen.

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