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Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr B

Liebe Brüder und Schwestern!

Ehrlich gesagt ist es schon ganz schön unverschämt,
was die beiden Brüder Jakobus und Johannes von Jesus erbitten:

Sie möchten die besten Plätze im Reich Gottes haben.

Und doch ist es wieder verständlich.

Wer möchte nicht ganz vorne mitmischen
und wer möchte nicht,
dass sich die Dinge so gestalten,
wie er es gerne hätte.

Unterschwellig geht es bei der Frage der beiden Jünger
um die Macht.

Denn rechts und links vom König sitzen ja nicht die,
die nichts zu sagen haben,
sondern die,
die mit dem König zusammen das Regiment in der Hand haben.

Jesus geht aber zunächst nicht darauf ein,
sondern auf die Frage nach den Plätzen,
die die beiden Jünger offensichtlich anstreben.

Diese Plätze kann man sich nicht erarbeiten,
verdienen, erstreiten oder gar ergaunern.

Die Plätze im Reich Gottes werden offensichtlich
anhand anderer Kriterien vergeben.

Nicht einmal die Bereitschaft zum Martyrium
sichert einen guten Platz im Himmel.

Verständlicherweise ärgern sich die zehn anderen Jünger
über die Dreistigkeit und die Ambitionen der Zebedäussöhne.

Ich kann mir die Szene gut vorstellen:

Da sind die zwei mit ihrer anmaßenden Idee
und die Anderen zeigen mit ihren Fingern
zuerst auf die beiden
und dann auf ihre eigene Stirn:

„Die zwei da, die Spinnen wohl!

Man müsste ihnen mal richtig den Marsch blasen!

Was fällt denen bloß ein!

Diese Egoisten, denken nur an sich!

Idioten!“ – IDIOTÄS sind im Griechischen ja die,
die nur an sich und ihren eigenen Vorteil denken.

Auch bei dieser Regung der Apostel
geht es unterschwellig wieder um die Macht.

Wir wissen‘s doch besser,
als diese Dummies!“

Dabei hatte Jesus noch kurz vorher
auch zu den Aposteln,
die jetzt auf ihr beiden Mitbrüder herunterschauen gesagt:
„Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt?
Begreift und versteht ihr immer noch nicht?
Ist denn euer Herz verstockt?“ (Mk 8,17)

Es geht im Evangelium heute also um die Macht.
Darum, wer die Macht hat.
Und was sie bedeutet.

Nun werden Sie vielleicht sagen:
„Ich hab ja keine Macht.

Ich bin weder Lehrer,
noch Direktor,
noch Bürgermeister oder Bundeskanzler.“

Trotzdem geht dieses Evangelium,
und auch die Frage nach der Macht,
jeden von uns an.

Denn wer lässt sich nicht gerne bedienen,
oder andere nach seiner Pfeife tanzen?

Wer schaut nicht auf andere herab,
die weniger können
oder die sich blamiert haben.

Und da genau setzt Jesus an mit der Bemerkung:

„Bei euch aber soll es nicht so sein,
sondern wer bei euch groß sein will,
der soll euer Diener sein,
und wer bei euch der Erste sein will,
soll der Sklave aller sein.

Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
um sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen
und sein Leben hinzugeben
als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,43ff)

Macht
und der Wille zur Macht
gehören zum Menschen dazu.

Das weiß auch Jesus.

Und er tadelt das nicht.

Aber er setzt für die Macht,
– wie sie unter den Seinen gelebt werden soll –
einen ganz neuen,
einen völlig anderen Maßstab,
als die Mächtigen in dieser Welt.

Unterdrückung und Machtmissbrauch
haben unter denen, die Jesus nachfolgen wollen,
keinen Platz.

Einander zu dienen ist von allen Christen gefordert.

Und so könnte man
in Abwandlung eines Zitates eines französischen Bischofs sagen:

„Ein Christ, der nicht dient,
dient zu nichts.“

Jesus selber redet aber nicht nur vom Dienen,
sondern er macht es vor.

Später wird er den Jüngern zum Beispiel die Füße waschen. (vgl. Joh 13)

Im Evangelium dieses Sonntags
setzt Jesus selbst mit aller Konsequenz den Rahmen,
den Maßstab für die Mächtigen unter den Christen:

„auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
um sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen
und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,45)

In der letzten Konsequenz
ist die Antwort auf die Frage,
ob wir bereit sind zu dienen,
nicht nur die Bereitschaft
diese oder jene Sache für die Anderen zu machen.

Die Antwort auf die Frage
nach unserer christlichen Bereitschaft zum Dienen
besteht
– nach dem, was wir im Evangelium heute von Jesus hören –
in der Frage:
„Bist auch Du bereit, Dein Leben hinzugeben?“

Wer dazu bereit ist, der erfüllt den Willen Jesu.

Die Frage nach der Macht unter uns Christen,
ist die Frage nach der Bereitschaft zu dienen
und nach der Bereitschaft das Leben hinzugeben.

Die Jünger
– sowohl die dreisten Zebedäussöhne –
– wie auch die Anderen,
– ja auch wir als Christen
und als Christen, die in die Nachfolge Jesu treten wollen erst recht
müssen uns die Frage stellen lassen:

Wie hältst DU es mit der Macht?

Wie hältst DU es mit dem Dienen?

Doch stelle nicht Ich Ihnen diese Frage.
Das Evangelium stellt sie uns.

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