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2. Lesung: Jak 2, 14-18; Evangelium: Mk 8, 27-35

Liebe Schwestern und Brüder!

Ist es nicht großartig,
hier in dieser schönen Umgebung Gottesdienst zu feiern?

Ist es nicht großartig,
die Berge zu betrachten,
den weiten Himmel?

In der Tat:
in Gottes freier Natur Gottesdienst zu feiern,
das ist ein besonderes Ereignis.

Ist nicht der Himmel selbst
die schönste Kirche, die wir uns denken können?

Ist es nicht großartig,
den Schöpfer zu preisen für all das was er geschaffen hat?

Wie groß muss Gott sein,
wie gewaltig,
wie unvorstellbar?

Und wie klein sind wir Menschen,
wenn wir uns mit dieser großartigen Natur,
oder gar mit dem allmächtigen Gott vergleichen?

Im Evangelium wirft Jesus heute die Frage nach dem Gottesbild auf.

Er fragt seine Jünger:
für wen haltet ihr mich?

Auch uns fragt er:
Für wen hältst DU mich?

Es ist die Frage nach dem Bild,
das wir von Gott haben.

Auf den ersten Blick
scheint es eine Frage zu sein,
die nur für Theologen interessant ist.

Aber das ist nur auf den ersten Blick so.

Denn die Frage nach dem Bild von Gott
ist zu tiefst verknüpft mit der Frage
nach unserem Bild vom Menschen.

Gott ist der Unendliche,
der Schöpfer der Welt,
der, der unserer Natur ihre Form und ihre Gesetze gegeben hat.

Gott ist unerreichbar

und es wäre vermessen,
wenn wir meinten,
wir könnten uns ihm aus eigener Kraft
auch nur einen winzigen Schritt nähern.

Oder wir könnten ihm,
weil wir doch intelligente Menschen sind,
auch nur in einer einzigen Sache
auch nur ansatzweise Konkurrenz machen.

Gott ist der Große
und für uns unerreichbare,
allmächtige,
der weit über unserer Welt
und über uns Menschen steht.

Das ist die Überzeugung der meisten religiösen Menschen:
die Lehre vieler Religionen,
auch des Judentums, des Islam und des Christentums.

Aber für uns Christen
ist das nicht die ganze Wahrheit Gottes.

Denn in Jesus Christus
hat der unendliche und allmächtige Gott
sich uns noch von einer ganz andern Seite geoffenbart:

In IHM ist Gott MENSCH geworden.
Hat menschliche Natur angenommen.

In allem uns gleich, außer der Sünde.

Und ER selbst kündigt seinen Jüngern an:
ER „müsse vieles erleiden
und von den Ältesten,
den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden;

er werde getötet,
aber nach drei Tagen werde er auferstehen.
“ (Mk 8,31)

Wir Christen glauben also an einen Gott,
der nicht nur über alles erhaben und allmächtig ist,

sondern der sich nicht scheut,
aus Liebe zu uns
seine GÖTTLICHE NATUR
mit der UNSEREN zu vertauschen.

Ja mehr noch,
Gott liebt den Menschen so sehr,
dass er nicht einmal davor zurückschreckt,
sein Leben für uns aufs Spiel zu setzen,
sich von seinen eigenen Geschöpfen töten zu lassen
um so den ewigen Tod zu besiegen.

Das ist unser christliches Bild von Gott:
Allmächtig
und zugleich zutiefst menschlich,

über alles erhaben
und doch von einer Liebe,
die UNSER Maß und UNSERE Vorstellung radikal übersteigt.

Dieses christliche Bild von Gott
hat auch direkte Auswirkungen
auf unser Bild vom Menschen.

Wir sind nicht von unserem Schöpfer
einfach nur in diese Welt gesetzt
und IHM egal.

Wir sind ihm nicht einfach ausgeliefert.

Wir müssen uns Gott nicht einfach nur unterwerfen.

Wir dürfen glauben,
ja, wir dürfen wissen,
dass Gott
SIE und MICH,
jeden Einzelnen von uns,
ja jeden Menschen,
unendlich liebt
und diese Liebe nicht nur ein Gefühl ist,
sondern Tat wird.

Die größte Tat seiner Liebe ist es,
dass er sein Leben für uns einsetzt.

Und wenn sich Gott selbst so für uns einsetzt,
dann dürfen wir wissen:

Wir sind nicht kleine unbedeutende Würmer,
nicht kleine, leicht übersehbare Sandkörner,
nicht kleine Rädchen in einem großen Getriebe,
sondern für den UNENDLICHEN unendlich wertvoll
und vom ALLMÄCHTIGEN unendlich geliebt.

Wir Christen glauben nicht nur an den Unendlichen
und über alles erhabenen Gott,
der alles erschaffen hat.

Wir glauben auch
an den menschlichen Gott,
der jeden Menschen liebt.

Und wir glauben so
an den MENSCHEN,
dass ER
– JEDER EINZELNE –
unendlich wertvoll,
unendlich geliebt und liebenswert ist.

Und deshalb gehen wir,
wenn wir unseren Glauben ernst nehmen,
dementsprechend mit unseren Mitmenschen um.

Muss sich nicht jeder Christ fragen lassen:
nimmst Du Dir im Umgang mit deinem Nächsten
nicht GOTT zum Vorbild?

Ich möchte nur noch einmal an die Worte aus dem Jakobusbrief erinnern:

„Was nützt es,
wenn einer sagt, er habe Glauben,
aber es fehlen die (guten) Werke?
Kann etwa der Glaube ihn retten?“ (Jak 2,14)

Wenn ein Mitmensch in Not ist,
dann braucht er HILFE,
keine fromme Sprüche sondern Hilfe.

Weil wir Christen an den allmächtigen und menschlichen Gott glauben,
sind WIR zum Beispiel der größte Bildungsträger
und der größte soziale Dienstleister unseres Planeten.

Weil wir daran glauben,
dass Gott jeden,
auch den Unbedeutenden und Armen,
den Benachteiligten und Vergessenen
nicht aus dem Blick verloren hat,
müssen auch wir
den Menschen immer im Blick haben
und uns für die Menschen einsetzen.

Überall dort, wo unser christliches Bild von Gott
und damit auch das christliche Bild vom Menschen
verloren geht,
machen sich Unmenschlichkeit und Gewalt,
Hass und Terror breit.

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich lade Sie ein,
sich jetzt – hier und heute –
mit den Worten des Glaubensbekenntnisses
zu dem allmächtigen und menschlichen Gott zu bekennen.

Und hier und heute
diesen Glauben
auch durch ihr konkretes Handeln
an dem Menschen, der Ihnen gerade am Nächsten ist,
zu zeigen.

Amen.