Einleitung zur Hl. Messe:
Lebe ich? Leben Sie?
Ich meine nicht,
ob unser Herz schlägt und wir essen, uns bewegen, arbeiten oder schlafen.
Ich meine, ob wir wirklich leben?
Ich meine auch nicht den philosophischen Gedanken,
ob wir überhaupt existieren.
Ich frage mich vielmehr:
LEBEN wir wirklich?
Was muss man denn tun, um wirklich zu LEBEN?
In der Lesung aus dem ersten Johannesbrief
werden wir dazu einen wichtigen Gedanken hören:
„Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.
Wer nicht liebt, bleibt im Tod.
Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder und ihr wisst:
Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt.“ (1 Joh 3,14f)
Ob wir wirklich LEBEN entscheidet sich an der Frage,
ob wir LIEBEN.
Und so stelle ich mir und Ihnen, die wir hier und heute leben,
am Beginn dieses Gottesdienstes, die Frage:
Lebe ich? Leben Sie?
Und ich muss Mir und Ihnen damit die Frage stellen:
Habe ich geliebt? Haben Sie geliebt?
– unsere konkreten Mitmenschen?
Um wieder zum Leben zurückzukommen
bitten wir um Vergebung für alle Lieblosigkeit,
die von uns ausgegangen ist.
Lesung: 1 Joh 3,11.14-16.18
11 Das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben. 14 Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. 15 Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. 16 Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben. 18 Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.
Evangelium: Mk 16,2-7 Mk 16:1
Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. 2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. 3 Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? 4 Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. 5 Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. 6 Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. 7 Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Vom Tod zu sprechen
und an den Tod zu denken ist für viele Menschen heute ein Tabu.
In den kommenden Wochen
werden die Kirchen wieder vom Tod sprechen:
Die Katholische Kirche am Allerseelentag,
wenn viele Gläubige und auch Nichtgläubige
die Gräber ihrer Angehörigen besuchen
und ihrer Verstorbenen gedenken.
So wie die evangelischen Christen am Totensonntag,
dem letzten Sonntag im Kirchenjahr.
Und wir alle werden,
meist ungebeten,
an den Tod erinnert,
durch die Nachrichten,
durch Todesfälle im Verwandten- und Freundeskreis.
Und so unangenehm es uns selber scheinen mag:
Der Tod ist totsicher, sicherer als das Amen in der Kirche.
Noch kein Mensch
ist um den Tod herumgekommen.
Ich möchte heute zusammen mit Ihnen
einige Aspekte unseres christlichen Verständnisses vom Tod bedenken,
die mir für unser Leben von entscheidend prägender Bedeutung scheinen.
+ Der Tod ist allgegenwärtig
Gerade in dieser Jahreszeit
können wir auch in der Natur sehen,
dass der Tod allgegenwärtig ist.
Die Bäume verlieren ihre Blätter,
das Gras verliert sein Grün und stirbt ab.
Es gibt im ganzen Jahr keinen Tag,
an dem nicht Menschen sterben.
Und nicht wenige,
vor allem ältere Menschen,
werden unweigerlich mit der Frage nach dem eigenen Tod konfrontiert,
nicht zuletzt, wenn Menschen im eigenen Alter sterben:
Kollegen, Klassenkammeraden, Geschwister, Freunde
+ Der Tod ist allgegenwärtig
+ Der Tod gehört zum Leben
Offensichtlich gehört der Tod zum Leben dazu.
Auch wenn es uns nicht passt.
Aber alles körperliche Leben
geht von der Geburt an auf den unvermeidlichen Tod zu.
+ Der Tod gehört zum Leben
+ Der Tod führt auch zum Leben
Die Natur zeigt uns,
dass der Tod immer auch neues Leben ermöglicht:
Ein alter Baum stirbt ab,
ein Neuer kann an seiner Stelle wachsen.
Das Weizenkorn stirbt
und aus ihm wächst eine neu Pflanze.
Menschen sterben
und neue Generationen wachsen nach.
Wer über den Tod hinaus sieht,
der kann selbst sehen:
Der Tod führt zu neuem Leben.
Und ohne den Tod kann neues Leben nicht entstehen.
+ Der Tod führt auch zum Leben
+ Menschen scheuen den Tod
Obwohl dies einsichtig erscheint
und wir in der Natur diese Dinge beobachten können,
haben wir Scheu, vielleicht sogar Angst vor dem Tod.
Vor allem vor dem eigenen Tod
und dem Tod lieber Freunde und Angehöriger.
Ewig zu leben,
auf ewig beieinander zu sein mit Menschen, die wir lieben,
das ist nicht selten unsere Sehnsucht.
Doch es ist eine Sehnsucht,
die hier auf alle Fälle enttäuscht werden wird.
Die Scheu vor dem Tod bewahrt uns nicht vor dem Tod.
Und obwohl er uns alle erwartet,
versuchen wir es doch so wie der Brandner Kasper
mit dem Boandlkramer zu verhandeln
und vielleicht noch einmal dem Tod von der Schippe zu springen.
Aber auch das wird uns auf die Dauer nichts nützen.
Der christliche Glaube hat eine andere Botschaft:
Der Tod (genauer der leibliche Tod)
ist nur das Ende des irdischen Lebens.
Der leibliche Tod ist der Anfang eines neuen Lebens.
Der erste,
der uns in dieses neue Leben vorausgegangen ist,
ist Jesus Christus.
Er wer tot,
ermordet am Kreuz.
Doch Gott hat ihn von den Toten auferweckt
und er ist viele Tage hindurch denen erschienen,
die mit ihm gegangen waren. (vgl. Apg 13,30f)
Und nicht nur damals
vor beinahe 2000 Jahren
haben Menschen erfahren,
dass der getötete Jesus Christus lebendig ist.
Bis heute machen Menschen die Erfahrung,
dass Jesus Christus lebt.
Freilich anders als er damals, vor seinem Tod gelebt hat.
Sein Körper wurde ja getötet.
Doch er erschien leibhaftig,
das heißt sichtbar, anfassbar, ansprechbar, greifbar
den Menschen, die nach ihm gesucht haben.
Wir Christen glauben,
dass Christus in einem (wie man das nennt) „verklärten Leib“
auferstanden ist.
Einem Leib,
der zwar die Wunden, die man ihm beigebracht hat,
immer noch an sich hat,
der aber nicht mehr ein einengender,
an Raum und Zeit gebundener Körper ist.
Und ebenso wie seinen Sohn Jesus Christus,
will Gott auch uns
nach dem Tod unseres Körpers
mit verklärtem Leib zum neuen, ewigen Leben
erwecken.
Wie genau das geschieht,
kann ich ihnen nicht erklären,
aber ein Bild kann unserer Vorstellung ein wenig auf die Sprünge helfen:
Es ist nur ein Bild,
aber vielleicht doch hilfreich.
In der Natur beobachten wir,
wie eine Raupe stirbt.
Die Raupe hatte ein Leben,
doch ihr Tod bedeutet nicht nur das Ende ihres Daseins als Raupe.
Ihr Tod ist der Beginn ihres Lebens als Schmetterling.
Niemand der diese wunderbare Verwandlung beobachtet,
würde sich wünschen,
dass die Raupe für immer der kleine gefräßige Wurm bleiben soll.
Und keiner wird sagen,
dass man vor dem Ende der Raupe
„mit dem schlimmsten rechnen“ müsse.
Nach der Auferstehung Jesu
und den Erfahrungen mit dem lebendigen, auferstandenen Christus
ist es für Christen selbstverständlich,
dass nach dem Tod ihres Körpers
ein neues, unvergleichlich besseres,
ewiges Leben auf sie wartet.
Das zeigte sich auch in der Art,
wie die Christen mit ihren Verstorbenen umgegangen sind.
Bis heute glauben wir,
dass die Verstorbenen nicht einfach weg sind,
sondern dass wir mit ihnen durch die Tür des Todes hindurch
immer noch verbunden sind.
Und wenn sie ihre Toten
in den Katakomben und in Sarkophagen bestatteten,
dann schrieben sie auf die Grabsteine DEPositus – „abgelegt“.
So wie man in einem Lager etwas hinlegt,
um es an dem Tag,
an dem man es wieder benötigt,
einfach von dort wieder weg zu nehmen.
So legen die Christen ihre Verstorbenen ab,
die gewissermaßen schlafen
und aus diesem Schlaf am Jüngsten Tag wieder auferweckt werden.
Die entsprechenden archäologischen Beweise
können Sie in den frühchristlichen Begräbnisstätten finden.
Dass sie ihre Verstorbenen,
mit ihnen lebendig verbunden wussten,
brachten die frühen Christen auch dadurch zum Ausdruck,
dass sie,
vor allem am Jahrestag des Todes,
zum Grab des Verstorbenen gingen
und dort ein REFRIGERIUM, ein Mahl abhielten,
bei dem nicht nur die Lebenden etwas zu essen bekamen,
sondern auch mit den Verstorbenen Speisen und Getränke geteilt wurden.
Extra zu diesem Zweck hatte man Öffnungen in den Gräbern geschaffen.
Auch die können Sie heute noch sehen.
Und bis heute verbinden wir uns mit den Verstorbenen,
wenn wir im Gottesdienst an sie denken
und beispielsweise im Gedenken an unsere Verstorbenen
die Kommunion empfangen.
Die Kirche versteht sich als die Gemeinschaft aller Glaubenden,
als die Gemeinschaft von uns Lebenden zusammen mit denen,
die vor uns schon Christen waren
und uns ins ewige Leben vorausgegangen sind.
Wie wird das Leben nach dem Tod sein?
Wie müssen wir uns das Leben nach diesem Leben vorstellen?
Darüber lässt es sich trefflich spekulieren.
Die Christliche Theologie
liefert uns keine Beschreibung des ewigen Lebens.
Aber seit Anfang an ist die Vorstellung da,
im Licht zu sein,
bei Gott zu sein.
Um dieses Licht anzuzeigen
stellen wir die Osterkerze auf,
die ein Zeichen für den Auferstandenen, lebendigen Christus ist.
Die uns an die Auferstehung Jesu erinnert,
der als erster der Entschlafenen
uns dahin vorausgegangen ist,
wo auch wir hingehen werden.
Ich weiß nicht genau,
was von den verschiedenen Berichten von Nahtoderfahrungen
zu halten ist.
Interessant ist für mich aber,
dass sehr viele von einem Licht sprechen
und all diese Berichte
das was nach der Tür des leiblichen Todes kommt,
positiv schildern.
Ehrlich gesagt bin ich schon sehr gespannt,
was da kommt.
Ich bin überzeugt,
wir werden es noch erleben.
Das ist zumindest die christliche Überzeugung.