Am 22. Oktober stellte das Präventionsteam in einer Schul- und Seminarversammlung das Ergebnis seiner Arbeit vor. Ein 10-köpfiges Team hatte das Konzept seit dem Frühjahr erarbeitet. Beteiligt waren die Missbrauchsbeauftragte Frau Rammelmaier, Seminardirektor Pfarrer Martin Schnirch, Schulleiter Claus Pointner, Stellvertreter Thomas Erhard, als Vertreter der Lehrer Frau Wieland und Herr Wiechmann und von Seiten der Schüler Frau Tsiatsiou (Vorkurs A), Frau Kutzmutz, Herr Pfeiffer (jeweils Klasse 11) und Herr Grimm (Kolleg II).Zu Beginn der Versammlung erinnerte Pfarrer Martin Schnirch daran, dass es die Enthüllungen über sexuelle Missbrauchsfälle im Jahre 2010 waren, die die deutschen Bischöfe dazu veranlasst haben, jeder katholischen Schule die Entwicklung eines solchen Konzepts vorzuschreiben.Das Konzept gilt für Schule und Seminar, es ist für Schüler, Seminaristen und Mitarbeiter verbindlich.Das Präventionsteam kam zu der Auffassung, dass die Würde des Menschen Grundlage aller Überlegungen zu einem menschlichen Umgang aller miteinander in Schule und Seminar ist. Daher erhält dieser Begriff schon im Vorwort des Konzepts ein besonderes Gewicht:„Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mensch eine von Gott gegebene unantastbare Würde besitzt. Diese Würde zu bewahren und die uns Anvertrauten vor der Verletzung ihrer Würde zu schützen ist selbstverständlicher Teil unseres Auftrags.“ Herr Pointner bezeichnete es als erfreulich, dass das Team sich aus Vertretern aller in St. Matthias arbeitenden Gruppen zusammensetzt. Der jetzt vorliegende Text sei als Vorlage zu verstehen, zu dem noch bis Anfang November Änderungsvorschläge entgegengenommen werden. Anschließend trete es in Kraft und sei Teil des Schulvertrags.Im Anschluss stellten einzelne Teammitglieder wesentliche Punkte des Konzepts vor: Herr Erhard führte aus, wie sich die Achtung vor der menschlichen Würde jedes Einzelnen an einer Schule zeigen muss: Durch eine Atmosphäre der Wertschätzung und des Respekts, eine Kultur des genauen Hinsehens und Zuhörens, durch eine klare Struktur der Entscheidungswege und Zuständigkeiten in der Leitung und durch eine offene und transparente Kommunikation zwischen allen, die in Schule und Seminar leben und arbeiten.Frau Wieland und Herr Pfeiffer stellten anschließend den Verhaltenskodex vor. Er soll als Leitlinie verstanden werden, damit Lehrer, Mitarbeiter und Schüler miteinander in einem Gleichgewicht zwischen nötiger menschlicher Zuwendung und professionellen Distanz umgehen können. Bei diesem Thema erhitzten sich die Gemüter einiger Zuhörer am Punkt der Kleiderordnung, unter dem im Einzelnen ausgeführt wird, was unter angemessener Kleidung zu verstehen ist.Herr Pointner betonte in der Diskussion, dass es der Leitung der Einrichtung nicht um die zentimetergenaue Einhaltung geht, sondern zunächst um eine Sensibilisierung. Außerdem gelten die Festlegungen nicht nur für die Schüler, sondern auch für das Personal.Pfarrer Schnirch gab den Zuhörern zu bedenken, dass Schule und Seminar ein Ort des gemeinsamen Arbeitens für viele Menschen ist. Daher müsse jeder bei seinem Verhalten und Auftreten – dazu gehöre die äußere Erscheinung – immer auch berücksichtigen, wie er auf die anderen wirke.Aus dem Grundsatz der notwendigen Distanz zwischen dem Personal und seinen Schutzbefohlenen ergibt sich, dass z.B. private Kontakte zwischen Lehrern und Schülern nicht zulässig sind. Das gilt auch für Angebote der „Freundschaft“ in den sozialen Netzwerken im Internet.Pfarrer Schnirch und Herr Pointner erklärten dann die möglichen und nötigen Schritte, die eingeleitet werden müssen, wenn sich eine betroffene Person im Falle einer Grenzverletzung hilfesuchend an eine Vertrauensperson oder die Missbrauchsbeauftragte wendet. Jeder gemeldete Fall wird von ihr dokumentiert.Frau Rammelmaier gab schließlich als Missbrauchsbeauftragte der Einrichtung den Anwesenden Appelle mit auf den Weg, die das Recht auf Selbstbestimmung jedes Einzelnen stärken sollen.Am Ende der Veranstaltung erhielten alle als Erinnerung ein Lesezeichen mit dem erwähnten Zitat aus dem Vorwort des Konzepts.Das Konzept wird nach Fertigstellung sowohl in gedruckter Form als auch auf der Homepage zur Verfügung stehen und am 08. November in Kraft treten.
Thomas Erhard
Präventionskonzept von St. Matthias