Bunte Schlüssel auf dem Sprung ins Leben und die Zukunft
Am Montag, 8. Juli 2019 war es ein großer Tag: Schulleiter StD Ralf Wiechmann konnte dem ersten Abiturjahrgang der Fachoberschule/Zweig Sozialwesen St. Matthias im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Schulkirche mit anschließender Abiturfeier sieben jungen Damen die ersehnten Reifezeugnisse überreichen.
„Für Sie ist es der Lohn für zwei Jahre harte Arbeit, für uns ist es der erste Schritt auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung“, sagte Stiftungsdirektor Prof. Joachim Burkard, der überzeugt ist, dass mit dem nächsten erfolgreichen Jahrgang 2020 auch die staatliche Anerkennung kommt und Prüfungen nicht mehr extern abgelegt werden müssen. Der Hausherr konnte zur Feier auch Reinhard Bothschafter, den langjährigen Leiter des Werdenfels-Gymnasiums und heutigen Stiftungsbeirat, den neuen Direktor des Katholischen Schulwerks in Bayern, Dr. Peter Nothaft sowie den ersten Bürgermeister von Wolfratshausen, Klaus Heilinglechner, begrüßen.
Die sieben Absolventinnen stellten am Altar sieben bunte Schlüssel vor, die ihnen halfen, auf die Zeit in Schule und Praktikum zurückzublicken. Vor allem das erste der beiden Jahre war hart, mit vielen dunklen Wolken und auch Tränen verbunden.
Die religionspädagogische Leiterin Sabrina Niehenke bemühte in der Lesung aus dem Buch Exodus das Bild des Landes, „wo Milch und Honig fließen“. Prof. Burkard ging in seiner Predigt auf den Zweck der neuen Schule ein: „Schauen Sie sich um, lesen Sie Zeitung, dann sehen Sie die Realität und nicht zuletzt deshalb brauchen wir eine Sozial-FOS.“ In Kindergärten, Altenheimen und Pflegeeinrichtungen absolvierten die Sieben ihre Praktika und konnten in der Schule erfahren und hören, dass Gott sich mit den Menschen identifiziert und überall dort ist, wo Menschen in not sind. „Gott kommt auf zwei Beinen“, so Burkard, und er erinnerte auch ganz dezidiert an die Leidenden und Verzweifelten auf dem Mittelmeer oder den Schiffen der Seenotrettung, „und wer verzweifelt da nicht an Menschen wie Salvini, Orban oder Kaczinski“. Und da könne eine Sozial-FOS St. Matthias in Waldram eine kleine lnsel der Menschlichkeit sein. Sein Fazit: „Könnte nicht auch lhr Abschluss ein ,Schlüsselmoment’ für uns alle in St. Matthias werden?“, und er forderte die Absolventinnen auf, in die Welt zu gehen und selbst kleine Inseln der Menschlichkeit zu schaffen.
Schulleiter Wiechmann sprach von einem „historischen Moment“ für St. Matthias, und Dr. Nothaft freute sich in seinem Grußwort, im ersten Jahr seiner Amtszeit ausgerechnet an dieser der 172 Schulen des Katholischen Schulwerks zu Gast zu sein: „Sie sind Pionierinnen in doppelter Weise – für die Schule und für Sie selber.“ Bürgermeister Heilinglechner ist stolz, dass die Loisachstadt nun in St. Matthias neben Gymnasium und Kolleg auch eine Sozial-FOS besitzt. Der Schulleiter hielt Rückschau auf die ersten zwei Jahre der FOS und ging auf die unterschiedlichen Wege von Bildung und Lernen ein: „Jegliche Bildung verläuft immer mal wieder ungeplant, wo jeder am Ende als anderer Mensch herauskommt als vorher.“ Die Tortur der vielen und externen Prüfungen in Unterschleißheim waren auch Teil dieses Muts zur Bildung, erst danach wisse man, was in einem steckt.
„Alte Pfade verlassen, neue Pfade betreten – das war das Motto des Patrons St. Matthias, und das ist nach wie vor das Motto unserer Schulen und nun auch das Motto der FOS St. Matthias.“ Und wie bei allem sei das Ende offen – aber schlimm sei das nicht: „Das nennt man Bildung – der Rest ist Vertrauen.“
Selina Neumann und Vanessa Sontheimer blickten in der Abiturrede dankbar zurück und sparten auch die harten Stunden nicht aus. Jede Lehrerin, jeder Lehrer, jedes Fach wurden mit Dank und Geschenken bedacht, sei es ein Olivenbaum oder ein bunter Blumenstrauß. Vor allem die Lehrkräfte in den Hauptfächern leisteten sehr viel Arbeit und waren immer für Sorgen und Nöte da. Ein Highlight war die Fahrt nach Amsterdam, und Magdalena Rosenbaum und Florian Widmann bekamen als begleitende Lehrkräfte viel Applaus. Und für alle Hauptlehrer gab’s zum Schluss noch eine Goldmedaille.
Punkt 12 Uhr Mittags schritt Ralf Wiechmann zur Verleihung der Zeugnisse und für die musikalische gute Seele der Truppe, Lea Seidl, gesellte sich der legendäre St.-Matthias-Kugelschreiber dazu. Nach einem Sektempfang bat das Küchenteam in den Speisesaal zum, Festessen.
Dieter Klug
Quelle: Isar-Kurier, Nr. 29 vom 18. Juli 2019, S. 23