Topbar

Begabungen und Interessen der Weg zum Glück

Absolventen der Fachhochschule St. Matthias freuen sich über Abschlusszeugnisse

Viele Anlässe zum Gratulieren hat derzeit Ralf Wiechmann. Nachdem der Schulleiter des Gymnasiums, Kollegs und der Fachoberschule St. Matthias in der Vorwoche Abschlusszeugnisse an 38 Absolventen überreicht hatte (wir berichteten), folgten am Freitagmittag 16 erfolgreiche Fachhochschüler.
„Viele haben es spannend gemacht und die nötigen Punkte erst ganz am Ende geholt“, berichtete Wiechmann vor der Vergabe. Er stellte allerdings die Jagd nach guten Noten generell in Frage. Wichtiger als Zensuren sei nämlich, Wissen und Verständnis zu erlangen. „Begabungen und Interessen sind der Weg zum Glück“, gab er den Absolventen mit auf den Weg.

Die Fachabiturienten 2023
Die Fachabiturienten 2023

Martin Melf, Referatsleiter Bildung und Soziales der Stadt, sah das ähnlich. Er vertrat den erkrankten Bürgermeister Klaus Heilinglechner. „Ich gratuliere Ihnen zur Wahl dieser Schule“, erklärte Melf. Denn bei allem Wissen hätten die Schüler und Schülerinnen in St. Matthias auch einen inneren Kompass erhalten, der in kritischen Phasen
hilfreich sei. Der starke christliche Bezug der Schule halte sich zuvor im Festgottesdienst offenbart.
ln der Messe zitierte der religionspädagogische Leiter Matthias Deiß einen Text aus
dem Markus-EvangeIium. Das Auffinden des leeren Grabs von Jesus Christus und
die darauffoIgende Verunsicherung seiner Jünger sei vergleichbar mit der Situation der Absolventen. „Es entsteht ein Freiraum, den es zu füllen gilt“, sagte Deiß. Er überreichte den jungen Frauen und Männern je einen Bleistift mit der Aufschrift „God
loves you“ („Gott liebt dich“).
Als lustigen Dialog gestalteten die Fachabiturientinnen Veronika Holzer und Nina Schierghofer ihre Abschlussrede. Dabei lobten sie Lehrerinnen, die die Klasse wie Kleber zusammengehalten haben“, sowie Lehrer, die mit den Schülern am nahe gelegenen lsarufer gefeiert haben. Als Höhepunkt nannten die beiden eine Studienfahrt nach Lyon, die wesentlich zur Förderung des Zusammenhalts beigetragen hat.
Geschenke gab’s für die beste Absolventin Hannah Egerer (Notenschnitt: 1,5) und besonders engagierte Schüler: Bleiben Sie sich treu und finden Sie das, was Ihnen am Herzen liegt“, empfahl Schulleiter Wiechmann. Die guten Noten an weiterführenden Schulen und Universitäten würden sich, wenn man diese Devise befolgt, von ganz allein ergeben.

Peter Hermann
Isar-Loisachbote, Nr. vom 8. Juli 2023, Lokales S. 3

Weiterlesen

„Wir sind bereit“

Gymnasium und Kolleg St. Matthias entlässt Absolventen – Sie haben in Waldram Freundschaften geknüpft

Mit einem Festgottesdienst in der Kirche St. Josef der Arbeiter begannen am Freitagnachmittag die Feierlichkeiten für 38 Absolventen des Gymnasiums und Kollegs St. Matthias. „Ihr steht vor einer großen Prüfung, die sich Leben nennt“, predigte Pfarrer Ludwig Bolkart. Der Kaplan nahm den weiten Weg aus Augsburg auf sich, weil er 2013 selbst sein Abiturzeugnis in Waldram erhielt und deshalb eine besondere Verbindung zu dieser Bildungseinrichtung hat.

Die Abituria 2023 (Foto: Gleixner)
Die Abituria 2023 (Foto: Gleixner)

Nach der Messe sang der Chor St. Matthias einen von den Schülern verfassten deutsch-französischen Text zur Europahymne von Ludwig van Beethoven. „Dieser Text gewann bei einem Wettbewerb den ersten Preis und wurde auch von den Regensburger Domspatzen gesungen“, erklärte der stellvertretende Schulleiter Thomas Erhard. Die Zeilen „Wer wir sind und was Wir werden, ist an uns, wir sind bereit“, beeindruckten auch Schulleiter Ralf Wiechmann.
Er zeigte sich optimistisch, dass sich die jungen Frauen und Männer allen künftigen Herausforderungen stellen. „Gerade wenn nicht alles gut läuft auf der Welt, werden gute Leute gebraucht“, stellte Wiechmann fest. Vize-Bürgermeister Günther Eibl gab ihm recht: „Ich fordere Sie auf, die Zukunft zu gestalten.“ Dr. Joachim Hellmann, Vorsitzender Stiftungsrat von St. Matthias, warb für eine Mitarbeit im Erzbistum München und Freising. Dort werden unter anderem Lehrer, Erzieher und Juristen gesucht. „Wenden Sie das an, was Sie hier gelernt haben.“
Ralf Wiechmam räumte ein, dass Bildung immer mit Anstrengung verbunden sei, und warnte vor den vermeintlich einfachen Online-Lösungen von Google und Co. Die beiden Abiturientinnen Georgia Chalkidou und Chantal Traudisch haben diese Erfahrung ebenfalls gemacht. In ihrer gemeinsam vorgetragenen Rede sprachen sie aber auch von Freundschaften, die sich während ihrer Schulzeit gefestigt haben. Nach einer musikalischen Einlage des Instrumentalensembles St. Matthias überreichte Schulleiter Wiechmann schließlich die Zeugnisse an die Absolventen, die danach zum Sektempfang im Foyer baten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die von Wiechinann angesprochenen Anstrengungen vergessen.

Peter Herrmann

Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 149, 1./2. Juli 2023, Lokales S. 3

Weiterlesen

Dem Schutzengel eine Chance geben

Ausstellung-Schatten-1

Eine Ausstellung im Gymnasium Sankt Matthias soll junge Erwachsene für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren

Es herrscht völlige Stille in der Aula des Gymnasiums Sankt Matthias in Waldram, als Wolfgang Tutsch, Leiter der Wolfratshauser Bereitschaftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes, den Anwesenden Bilder von Verkehrsunfällen und ihren Opfern zeigt. Viele der Verunglückten sind vor allem eines: jung. Durch die Ausstellung „Schatten – Ich wollte doch leben“, die der ADAC dem Gymnasium bis zum 5. Mai zur Verfügung stellt, sollen die Schülerinnen und Schüler, die alle entweder schon Fahranfänger sind oder es bald werden, für ihr erhöhtes Risiko im Straßenverkehr sensibilisiert werden.
Die „Schatten“, schwarze lebensgroße Silhouetten aus Pappe, erzählen die Schicksale sechs junger Unfallopfer. So auch die Geschichte von Benjamin. Der 19-Jährige ist eine Frohnatur und verbreitet Optimismus wohin er kommt. Mit seinen Freunden organisiert er eine Party. Nach der ausgelassenen Feier treffen sich alle am nächsten Tag, noch nicht vollständig erholt, an der Ostsee. Seine Freunde fallen abends erschöpft ins Bett, doch Benni entscheidet sich dazu, noch weiter zu ziehen. Als er sich um 2.15 Uhr auf der Heimfahrt befindet, schläft er am Steuer ein und prallt mit dem Auto gegen einen Baum. Wenige Stunden später stirbt er im Krankenhaus.
Gerade jungen Menschen falle die Vorstellung schwer, selbst von Verkehrsunfällen betroffen zu sein, erklärt Marlene Schlund, die Entwicklerin des Konzeptes „Schatten“. In der Wahrnehmung vieler seien immer nur „die anderen“ involviert. Mit den „Schatten“ will Schlund den Betrachtern die Chance geben, sich selbst ein Bild von „den anderen“ zu machen. Von denen also, die es eben doch erwischt hat.
Der Lehrer Hans Bobe hat die Ausstellung bereits zum zweiten Mal an seine Schule nach Waldram geholt. Ihm liegt das Risiko junger Fahranfänger besonders am Herzen. Denn sein eigener Bruder Klaus ist in jungen Jahren bei einem Autounfall als Beifahrer ums Leben gekommen. Klaus sei ein begeisterter und begnadeter Musiker gewesen, sagt Bobe. Sein Tod habe ein großes Loch hinterlassen, er denke noch heute jeden Tag an ihn. Sein Bruder sei aber bei weitem kein Einzelfall: Es könne jeden treffen, mahnt Bobe. Umso wichtiger sei es daher, dass junge Menschen sich der Gefahr im Verkehr bewusst werden, so der Lehrer. „Denn nur so hat der Schutzengel überhaupt eine Chance.“
Junge Leute müssten „ihr Hirn
einschaIten“ und den Mut haben,
nein zu Alkohol zu sagen
Wolfgang Tutsch macht sowohl Alkohol und Handys als ‚auch den Übermut und Leichtsinn von Fahranfängern als die größten Gefahren aus. Nur ein kurzer Blick aufs Handy, ein paar Sekunden Unaufmerksamkeit oder ein Schluck Alkohol mehr könnten über Leben und Tod entscheiden. Junge Fahrer und Fahrerinnen müssten „ihr Hirn einschalten“ und den Mut haben, auch in Gesellschaft nein zu Alkohol zu sagen, so Tutsch. Dies mache einen nicht „uncool“, ganz im Gegenteil: So schütze man sich vor der Gefahr, selbst „zum Schatten zu werden“.

Lorenz Szimhardt

 

 

 

Weiterlesen

Motivation für Mathe

Am Kolleg Sankt Matthias im Wolfratshauser Ortsteil Waldram findet in diesen Tagen und noch bis Sonntag das „Forum Begabtenförderung Mathematik“ statt. Schuldirektor Ralf Wiechmann erklärt, was auf der bundesweiten Tagung passiert, ob damit auch bei durchschnittlich begabten Schülern die Noten besser werden und was er sich davon grundsätzlich für sein Gymnasium erhofft.
SZ: Herr Wiechmann, Ihre Schule bekommt Gäste aus dem ganzen Land. Wer kommt und worum geht es?
Ralf Wiechmann: Es kommen einerseits Mathematik-Lehrkräfte aus allen Schularten, die sich ein bisschen inspirieren lassen und Ideen mitnehmen wollen für den Unterricht. Und die sich auch kritisch mit der Frage auseinandersetzen wollen: Was ist guter Mathematikunterricht? Andererseits kommen Wissenschaftler aus der Hochschule, also Mathematik-Didaktiker und Fachprofessoren, die sich Gedanken machen zur Qualität der mathematischen Ausbildung an Schulen. Weil sie ja hinterher an der Uni mit den Schülern, die wir entlassen, arbeiten müssen. Und Tobias Stork vom Institut für Schulqualität und Bildungsforschung am bayerischen Kultusministerium wird etwas zur Entwicklung des Faches Mathematik demnächst am neunjährigen Gymnasium erzählen.
SZ: Es geht also nicht um den Umgang mit hochbegabten Mathegenies im Unterricht?
Wiechmann: Nein, darum geht’s nicht. Jede gute Schule sollte davon ausgehen, dass jeder Schüler irgendwo eine Begabung hat. Aufgabe dieses Forums ist es, uns über diejenigen Gedanken zu machen, die eine Begabung im Fach Mathematik haben. Es geht nicht um Hochbegabung, sondern um Leute, die sagen: Mathe ist mein Fach, das macht mir Spaß, das fällt mir leichter als andere Fächer, da bin ich auch bereit, mich mal hinzusetzen und was auszutüfteln, selbst wenn es keine Note gibt dafür.
SZ: Das Programm klingt aus Sicht des Laien recht speziell: In den Vorträgen geht es unter anderem um schulische Vektorgeometrie, statistische Fehlurteile und invariante Flächensummen. Gibt es eine Veranstaltung, auf die Sie sich besonders freuen?
Wiechmann: Zum Beispiel auf den Schülertag am Freitagnachmittag. Da können sich unsere Schüler mit anschaulicher Mathematik beschäftigen, die ohne große Voraussetzungen nachvollzogen werden kann. Der Vortragende Dr. Hans Walser aus der Schweiz hat mich schon gebeten, dass ich Scheren bereit lege. Auch haptisch wird es dort also ein bisschen was geben für die Schüler.
SZ: Was erhoffen Sie sich für Sankt Matthias, von der Veranstaltung mitzunehmen?
Wiechmann: Ich freue mich als Schulleiter und als Mathelehrer, dass wir die Veranstaltung, die jedes Jahr woanders stattfindet, ins Haus bekommen haben, weil ich Begabungsförderung auch an unserer Schule für einen ganz wichtigen Aspekt halte. Ich sage meinen Lehrern immer, ihr müsst euch in jeder Klasse, in die ihr reinkommt, die Frage stellen: Wen könnte ich für mein Fach begeistern und seine oder ihre Begabung selbst entdecken lassen. Wir erhoffen uns, dass unsere Schüler am Ende nicht nur ein Zeugnis in der Hand haben, sondern auch wissen, wo ihre Begabung liegt und wie es mit ihnen weitergehen könnte. Das ist auch eine Orientierungsaufgabe der Schule.
SZ: Und dass die Mathenoten damit besser werden?
Wiechmann (Lacht): Im Schnitt ist mir die Mathenote gar nicht so wichtig. Wenn Schüler sagen, dass Englisch ihre Leidenschaft ist und sie in Mathe dann mit ‘nem Dreier zufrieden sind, ist das in Ordnung. Ich erhoffe mir`eher, dass einige Schüler für Mathe eine Leidenschaft entdecken und sich besonders anstrengen. Also dass wir dadurch den einen oder anderen Einser mehr im Abitur bekommen. Aber nicht, dass der Notenschnitt besser wird. Die Noten sind sowieso unterm Strich gar nicht so wichtig.
Interview: Konstantín Kaip

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 76, 31.03.2023, Lokales: Bad-Tölz-Wolfratshausen, S. R5

Weiterlesen

7038 Kilometer für die Umwelt

In einem P-Seminar haben Schülerinnen und Schüler von St. Matthias in Waldram einen Radwettbewerb veranstaltet

Nachhaltige Mobilität beschäftigt nicht nur Politiker, E-Autohersteller und Umweltaktivisten, auch die junge Generation will bei diesem Thema weiterkommen und helfen. So auch 13 Schülerinnen und Schüler vom Kolleg, Gymnasium und Fachoberschule St. Matthias in Waldram. Mit ihrem Projektseminar „Waldram steigt um“ wollten sie eine Möglichkeit finden, wie Schüler und Lehrer zu motivieren sind, das Fahrrad zu nehmen und ihr Auto stehen zu lassen.
„Am besten locken wir sie mit einem Edeka‘-Gutschein“, sagte die Schülerin Jessica Pilar scherzend bei der Abschlussvorstellung des Projekts. Denn die Teilnehmenden des P-Seminars hatten einen Fahrradwettbewerb organisiert, wobei die‘ Gewinner Gutscheine von den Sponsoren Edeka Heiniger und Sport Reiser erhielten. An die Räder der etwa 80 Teilnehmenden montierten die Schüler Kilometerzähler, die vom 14. Juli an aufzeichneten, welche Strecke jeweils zurückgelegt wurde. Und einige Lehrer und Schüler traten auch fleißig in die Pedale, wie die Siegerehrung zeigte: 462 Kilometer legte der erstplatzierte Schüler Florian Brandl bis 18. September zurück und zog damit sogar am besten Lehrer Stefan Feistl mit 434 Kilometer vorbei.
Insgesamt wurden von allen Teilnehmenden genau 7308,33 Kilometer geradelt. Dadurch hätten sie umgerechnet ungefähr eine Tonne CO2 eingespart, sagte Pilar. Dies entspreche einer Flugstrecke von Frankfurt nach New York. „Die Umwelt ist dadurch leider noch nicht gerettet“, fügte sie hinzu. Trotzdem sei es ein guter Anfang.
Mit dem Projekt hoffe man, Schüler und Lehrer für das umweltfreundliche Radfahren begeistert zu haben.
Für ihre Präsentation hatten die jungen Leute auch einen Ehrengast eingeladen – jemanden, der in seinem Leben wahrscheinlich mehr Fahrrad gefahren ist als der Rest der Zuhörer zusammen. Wolfgang Sacher ist nicht nur Stadtrat in Penzberg (BfP), sondern auch Behinderten-Radrennfahrer. Zum Radsport kam er durch einen schweren Unfall. An einem stillgelegten Teil des Penzberger Bahnhofs war er mit Freunden über Waggons gesprungen – bis er mit seinem linken Arm in ein Spannungsfeld geriet. Dem damals 15-jährigen Auszubildenden mussten der Arm und mehrere Zehen amputiert werden. Die Jahre danach seien schwer für ihn gewesen, so Sacher. Schließlich habe er zwei Möglichkeiten gehabt: liegenbleiben oder aufstehen. „Ich entschied mich für Letzteres“, sagte er. Er habe gelernt, sich zu arrangieren. „Dinge, die du nicht mehr kannst, eignest du dir wieder anders an“, erklärte er. Das bewies er dann auch, ,indem er flink mit einer Hand seinen Schuh zuband.
Inzwischen sieht er seinen Unfall als „Glück im Unglück“, denn ansonsten hätte er viele Erlebnisse verpasst. Das Radfahren könne er sich aus seinem Leben nicht mehr wegdenken. Der 17-fache deutsche Meister verzeichnet große Erfolge im Leistungssport: Weltmeister, Europameister, ganze Medaillensätze bei den Paralympics. „Ich bin ehrgeizig, das zieht sich durchs Leben“, erklärte der Athlet. 24000 gefahrene Kilometer in neun Monaten zeigen, dass er dieses Motto wirklich lebt. „Ich war schon immer gerne draußen und in der Natur“, sagte Sacher. Die schönen Landschaften müssten bewahrt werden, weshalb er das Umweltprojekt der Waldramer Schüler unterstützt.

Eva Brandl

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 28.10.2022, S. R6

Weiterlesen