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Eine Ausstellung im Gymnasium Sankt Matthias soll junge Erwachsene für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren

Es herrscht völlige Stille in der Aula des Gymnasiums Sankt Matthias in Waldram, als Wolfgang Tutsch, Leiter der Wolfratshauser Bereitschaftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes, den Anwesenden Bilder von Verkehrsunfällen und ihren Opfern zeigt. Viele der Verunglückten sind vor allem eines: jung. Durch die Ausstellung „Schatten – Ich wollte doch leben“, die der ADAC dem Gymnasium bis zum 5. Mai zur Verfügung stellt, sollen die Schülerinnen und Schüler, die alle entweder schon Fahranfänger sind oder es bald werden, für ihr erhöhtes Risiko im Straßenverkehr sensibilisiert werden.
Die „Schatten“, schwarze lebensgroße Silhouetten aus Pappe, erzählen die Schicksale sechs junger Unfallopfer. So auch die Geschichte von Benjamin. Der 19-Jährige ist eine Frohnatur und verbreitet Optimismus wohin er kommt. Mit seinen Freunden organisiert er eine Party. Nach der ausgelassenen Feier treffen sich alle am nächsten Tag, noch nicht vollständig erholt, an der Ostsee. Seine Freunde fallen abends erschöpft ins Bett, doch Benni entscheidet sich dazu, noch weiter zu ziehen. Als er sich um 2.15 Uhr auf der Heimfahrt befindet, schläft er am Steuer ein und prallt mit dem Auto gegen einen Baum. Wenige Stunden später stirbt er im Krankenhaus.
Gerade jungen Menschen falle die Vorstellung schwer, selbst von Verkehrsunfällen betroffen zu sein, erklärt Marlene Schlund, die Entwicklerin des Konzeptes „Schatten“. In der Wahrnehmung vieler seien immer nur „die anderen“ involviert. Mit den „Schatten“ will Schlund den Betrachtern die Chance geben, sich selbst ein Bild von „den anderen“ zu machen. Von denen also, die es eben doch erwischt hat.
Der Lehrer Hans Bobe hat die Ausstellung bereits zum zweiten Mal an seine Schule nach Waldram geholt. Ihm liegt das Risiko junger Fahranfänger besonders am Herzen. Denn sein eigener Bruder Klaus ist in jungen Jahren bei einem Autounfall als Beifahrer ums Leben gekommen. Klaus sei ein begeisterter und begnadeter Musiker gewesen, sagt Bobe. Sein Tod habe ein großes Loch hinterlassen, er denke noch heute jeden Tag an ihn. Sein Bruder sei aber bei weitem kein Einzelfall: Es könne jeden treffen, mahnt Bobe. Umso wichtiger sei es daher, dass junge Menschen sich der Gefahr im Verkehr bewusst werden, so der Lehrer. „Denn nur so hat der Schutzengel überhaupt eine Chance.“
Junge Leute müssten „ihr Hirn
einschaIten“ und den Mut haben,
nein zu Alkohol zu sagen
Wolfgang Tutsch macht sowohl Alkohol und Handys als ‚auch den Übermut und Leichtsinn von Fahranfängern als die größten Gefahren aus. Nur ein kurzer Blick aufs Handy, ein paar Sekunden Unaufmerksamkeit oder ein Schluck Alkohol mehr könnten über Leben und Tod entscheiden. Junge Fahrer und Fahrerinnen müssten „ihr Hirn einschalten“ und den Mut haben, auch in Gesellschaft nein zu Alkohol zu sagen, so Tutsch. Dies mache einen nicht „uncool“, ganz im Gegenteil: So schütze man sich vor der Gefahr, selbst „zum Schatten zu werden“.

Lorenz Szimhardt