In einem P-Seminar haben Schülerinnen und Schüler von St. Matthias in Waldram einen Radwettbewerb veranstaltet

Nachhaltige Mobilität beschäftigt nicht nur Politiker, E-Autohersteller und Umweltaktivisten, auch die junge Generation will bei diesem Thema weiterkommen und helfen. So auch 13 Schülerinnen und Schüler vom Kolleg, Gymnasium und Fachoberschule St. Matthias in Waldram. Mit ihrem Projektseminar „Waldram steigt um“ wollten sie eine Möglichkeit finden, wie Schüler und Lehrer zu motivieren sind, das Fahrrad zu nehmen und ihr Auto stehen zu lassen.
„Am besten locken wir sie mit einem Edeka‘-Gutschein“, sagte die Schülerin Jessica Pilar scherzend bei der Abschlussvorstellung des Projekts. Denn die Teilnehmenden des P-Seminars hatten einen Fahrradwettbewerb organisiert, wobei die‘ Gewinner Gutscheine von den Sponsoren Edeka Heiniger und Sport Reiser erhielten. An die Räder der etwa 80 Teilnehmenden montierten die Schüler Kilometerzähler, die vom 14. Juli an aufzeichneten, welche Strecke jeweils zurückgelegt wurde. Und einige Lehrer und Schüler traten auch fleißig in die Pedale, wie die Siegerehrung zeigte: 462 Kilometer legte der erstplatzierte Schüler Florian Brandl bis 18. September zurück und zog damit sogar am besten Lehrer Stefan Feistl mit 434 Kilometer vorbei.
Insgesamt wurden von allen Teilnehmenden genau 7308,33 Kilometer geradelt. Dadurch hätten sie umgerechnet ungefähr eine Tonne CO2 eingespart, sagte Pilar. Dies entspreche einer Flugstrecke von Frankfurt nach New York. „Die Umwelt ist dadurch leider noch nicht gerettet“, fügte sie hinzu. Trotzdem sei es ein guter Anfang.
Mit dem Projekt hoffe man, Schüler und Lehrer für das umweltfreundliche Radfahren begeistert zu haben.
Für ihre Präsentation hatten die jungen Leute auch einen Ehrengast eingeladen – jemanden, der in seinem Leben wahrscheinlich mehr Fahrrad gefahren ist als der Rest der Zuhörer zusammen. Wolfgang Sacher ist nicht nur Stadtrat in Penzberg (BfP), sondern auch Behinderten-Radrennfahrer. Zum Radsport kam er durch einen schweren Unfall. An einem stillgelegten Teil des Penzberger Bahnhofs war er mit Freunden über Waggons gesprungen – bis er mit seinem linken Arm in ein Spannungsfeld geriet. Dem damals 15-jährigen Auszubildenden mussten der Arm und mehrere Zehen amputiert werden. Die Jahre danach seien schwer für ihn gewesen, so Sacher. Schließlich habe er zwei Möglichkeiten gehabt: liegenbleiben oder aufstehen. „Ich entschied mich für Letzteres“, sagte er. Er habe gelernt, sich zu arrangieren. „Dinge, die du nicht mehr kannst, eignest du dir wieder anders an“, erklärte er. Das bewies er dann auch, ,indem er flink mit einer Hand seinen Schuh zuband.
Inzwischen sieht er seinen Unfall als „Glück im Unglück“, denn ansonsten hätte er viele Erlebnisse verpasst. Das Radfahren könne er sich aus seinem Leben nicht mehr wegdenken. Der 17-fache deutsche Meister verzeichnet große Erfolge im Leistungssport: Weltmeister, Europameister, ganze Medaillensätze bei den Paralympics. „Ich bin ehrgeizig, das zieht sich durchs Leben“, erklärte der Athlet. 24000 gefahrene Kilometer in neun Monaten zeigen, dass er dieses Motto wirklich lebt. „Ich war schon immer gerne draußen und in der Natur“, sagte Sacher. Die schönen Landschaften müssten bewahrt werden, weshalb er das Umweltprojekt der Waldramer Schüler unterstützt.

Eva Brandl

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 28.10.2022, S. R6