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Predigt zum Matthiasfest 2016

Liebe Schwestern und Brüder!

Als wir in den Weihnachtsferien
zusammen mit der Vorstandschaft des Missionskreises
in Kenia waren,
da durfte ich
an einem kleinen und unscheinbar wirkenden Ereignis mithelfen.

Bei einem Kloster,
nur ein paar Kilometer von Äquator entfernt,

hatte vor Jahren ein Mönch einen Bibel-Park eingerichtet:

"African Bible on the ground"

In diesen Park
kommen Menschen aus verschiedenen Konfessionen:
Katholiken, Evangelische, Freikirchler,
ja sogar Nichtchristen.

Sehr eindrucksvoll
wird den Besuchern die Entstehung
und der Sinn der Heiligen Schrift nahegebracht.

Nun hatte man begonnen, eine Kirche zu bauen

und der Abtpäses Jeremias aus Sankt Ottilien,
der uns zu der Fahrt nach Afrika eingeladen hatte,
sollten den Grundstein für diese Kirche legen.

Im Gespräch vor der Grundsteinlegung
kamen wir drauf,
dass die Kirche noch gar keinen Patron hat.

Bei uns in der katholischen Kirche ist es üblich,
einer Einrichtung oder einer Kirche einen Patron zu geben.

Der gibt ihr dann nicht nur den Namen,
damit sie irgendwie heißt,
sondern verkörpert in gewisser Weise das Programm.

Ich schlug
den heiligen Hieronymus vor.

Hieronymus hatte im fünften Jahrhundert
die Heilige Schrift in die damalige Umgangssprache,
das Lateinische,
übersetzt und so geholfen,
dass viele Menschen die Bibel verstehen konnten.

Das war noch lange vor den unsäglichen Kirchenspaltungen.

Mit so einem frühen Kirchenvater,
einem angesehenen Gelehrten,
könnten auch die nichtkatholischen Christen etwas anfangen.

Und das,
was der heilige Hieronymus getan hat,
geschieht ja
– in zeitgemäßer Form –
an diesem Ort in Afrika.

Heute
versuchen die Mönche mit Hilfe des Bibelparks
eine Übersetzung der Bibel in die Sprache der Menschen
und bringen ihnen so das Wort Gottes nahe.

Wie vor mehr als fünfzehnhundert Jahren der heilige Hieronymus.

Tatsächlich bekam die Kirche den Namen Sankt Hieronymus.

Wir feiern heute den Patron unseres Hauses,

den Heiligen Matthias.

Für mich die Gelegenheit,
uns diesen Mann einmal genauer anzuschauen.

Drehen Sie sich doch einfach einmal um.

Hinten an der großen Wand steht er.

Schon oft sind Sie an seinem Bild vorbeigegangen.

An der Figur unseres Patrons,
des Heiligen Matthias.

Was sehen Sie an ihm?

Es handelt sich um eine dem Barocken Stil nachempfundene Darstellung.

Aber ein paar Eigenheiten fallen an ihm schon auf:

Drei sind besonders augenfällig:

Das Beil,

das Buch

und der lange Bart.

In der christlichen Ikonographie,
haben die Symbole, die man einer Figur hinzufügt,
jeweils eine Bedeutung
und sie erzählen dem Betrachter eine Geschichte,
über die Person, die da dargestellt ist
und über ihr Leben.

Das ist auch hier so.

Der heilige Matthias
hat uns heute etwas sagen.

Als man unserer Einrichtung,
also dem Spätberufenenseminar in Waldram mit seinen Schulen
wo man das Abitur nachholen kann,
wo man seiner Berufung im weiteren und engeren Sinn nachgehen kann,
den Namen St. Matthias gegeben hat,
da wurde das mit Bedacht getan.

Als Reinhard Marx
Erzbischof von München und Freising geworden war
und ich bei der Dekanekonferenz,
bei der auch er zugegen war,
unser Haus vorgestellt habe,
da hat er mich nach meinem Statement gefragt:
„Weshalb heißt Ihr Haus denn St. Matthias?“

Ich kann mich noch genau an meine spontane Antwort erinnern.

Sie war ein bischen frech
und ist mir heute noch ein wenig peinlich.

Ich antwortete ihm:
Sie, Herr Bischof fragen mich das.
Sie waren doch Bischof in Trier!“

– Dort ist das Grab des Heiligen Matthias.

– Übrigens das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen.

Schon mehrere Male haben wir das Grab des heiligen Matthias besucht.

Was hat uns dieser Mann,
dessen Gebeine lange nach seinem Tod in unser Land gekommen sind,
heute zu sagen?

Mit dem Titel des Filmes
den man vor Jahren über unser Haus gemacht hat,
sagt uns der heilige Matthias
als erstes:

Bild besser spät als nie

„Besser spät als nie!“

Weil der heilige Matthias ja der ist,
der später in den Kreis der Apostel aufgenommen wurde.

– Wir haben davon in der Lesung gehört:

Im Kreis der Zwölf Apostel
war der Platz frei geworden,
den Judas Iskariot inne hatte.

Nach dem der Jesus verraten hatte,
hat er sich umgebracht.

„Seinen Platz soll ein Anderer erhalten!“
entschieden Petrus und die Ältesten.

Und schließlich wählten sie Matthias.

Sein Gegenkandidat Josef, genannt Barsabbas,
trägt den Benahmen Justus („der Gerechte“).

Von Matthias ist nur sein Name genannt.

Man kannte ihn wohl in der Urgemeinde,
sodass keine nähere Beschreibung nötig war.

Er war einer von denen gewesen,
die neben den Zwölf
zusammen mit Jesus unterwegs gewesen waren.

Er hatte alles miterlebt:

Angefangen von der Taufe Jesu im Jordan,
seine Predigt und sein Wirken,
seinen Tod und seine Auferstehung,
bis hin zur Himmelfahrt!

Von Matthias konnte man wohl zu Recht sagen,
dass er Zeuge der Auferstehung war.

Worte des Heiligen Matthias
sind weder in noch außerhalb der Bibel überliefert.

Verschiedene Legenden berichten über sein Leben.

Doch neben der Aufforderung:
„Besser spät als nie!“
sind die wichtigsten Dinge,
die er auch uns heute zu sagen hat,
in den drei Symbolen aufgezeigt.

Drei Dinge,
zu denen uns der heilige Matthias ermuntert,
ja sogar auffordert.

Die drei Symbole sind:
der Bart,
das Buch
und das Beil.

Der Bart ist in der christlichen Ikonographie Zeichen für die Weisheit.

Symbol für die Lebenserfahrung,
für das Alter,
für die Würde.

Zu uns sagt der hl. Matthias:
Sorge dafür,
dass in Dir die Weisheit lebt.

Mach Erfahrungen in Deinem Leben
und lerne aus diesen Erfahrungen
und gib sie weiter an die Anderen.

Werde weise!

Und vergiss nie Deine Würde!

Deine Würde hast Du,
weil Du Ebenbild Gottes bist,
weil Du Kind Gottes bist.

Du hast sie
– unabhängig von Deiner Leistung.

Und wie wird man weise?

Was kann man tun,
um zur Weisheit zu kommen?

Ein wichtiger Teil ist sicher:
immer lernen,
stets neuen Dingen und Erkenntnissen gegenüber offen sein.

Nie aufhören nach Bildung zu streben.

Nie stehen bleiben
oder sich mit der Mittelmäßigkeit zufrieden geben.

Werde weise!

– Eine Aufforderung des heiligen Matthias an jeden von uns.

Doch um weise zu werden,
so zeigt der heilige Matthias,
genügt nicht allein das Lernen und das eigene Streben!

Es braucht dazu das,
was das Buch in seinen Händen symbolisiert.

Dieses Buch steht für die Bibel.

Es ist das Zeichen für das Wort Gottes,
das in der Heiligen Schrift aufgeschrieben ist
und das wir dort nachlesen können.

Das Buch ist Zeichen für den Glauben,
der auf dem Wort Gottes basiert.

Dieses Wort ist kein toter Buchstabe.

Das Wort Gottes ist ein wirkmächtiges Wort.

Ein Wort das Neues schafft.
denken Sie an den ersten Schöpfungsbericht.

Und mehr noch:
Das Wort Gottes ist Fleisch geworden.

Jesus Christus,
an den wir Christen glauben
und dessen Botschaft wir umzusetzen versuchen,
ist das menschgewordene Wort Gottes.

In IHM
hat Gottes Wort
im wahrsten Sinn des Wortes
Hand und Fuß bekommen.

Und wer IHM nachstrebt,
wer so lebt, wie ER es vorgemacht und verkündet hat,
der wird weise.

Das Buch in der Hand des Matthias will zeigen:

Wer das Wort Gottes ernst nimmt,
über dessen Leben wird man am Ende sagen können:
Dieses Leben hat sich gelohnt,
Dein Leben ist gelungen.

Dass das etwas kostet,
darauf weist das dritte Symbol hin.

Das Beil.

Die Legende erzählt, dass Matthias,
wie die anderen Apostel auszog,
um das Evangelium zu verkünden.

Wie unzählige andere bis heute
war Matthias ein unermüdlicher Verkünder der frohen Botschaft.

Dass die Verkündigung des Glaubens an Christus
gelegentlich auch auf Ablehnung stößt,
ist auch bis heute so.

Doch Matthias stand zu seiner Überzeugung und zu seinem Glauben.

Auch als er angefeindet wurde.

Auch als es gefährlich wurde.

Auch als es lebensgefährlich wurde.

Am Ende wurde er von seinen Gegnern mit einem Beil enthauptet.

Matthias ließ sich nicht Abbringen
und stand mit seiner ganzen Person für seine Überzeugung.

Liebe Schwestern und Brüder!

Sankt Matthias hat uns
– gerade uns hier –
etwas zu sagen:

„Besser spät als nie!“

Werde weise!
Hör auf das Wort.
Und steh zu Deiner Überzeugung.

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Predigt zum Jahr der Barmherzigkeit

(Die kursiv gedruckten Passagen sind der Bulle „misericordiae vultus“ entnommen)

Liebe Schwestern und Brüder!

„Jesus Christus ist das Antlitz des barmherzigen Vaters.“

Mit diesen Worten
beginnt Papst Franziskus das äußerst lesenswerte Schreiben,
in dem er erklärt,
was das „heilige Jahr der Barmherzigkeit“,
das er für die katholische Kirche
in diesem Jahr ausgerufen hat,
sein und bedeuten soll.

Jesus Christus ist das Antlitz des barmherzigen Vaters.

Das Geheimnis des christlichen Glaubens
scheint in diesem Satz auf den Punkt gebracht zu sein.

In Jesus von Nazareth
ist die Barmherzigkeit des Vaters lebendig und sichtbar geworden
und hat ihren Höhepunkt gefunden.

Der Vater,
der „voll des Erbarmens“ ist (Eph 2,4),
der sich Mose als „barmherziger und gnädiger Gott,
langmütig, reich an Huld und Treue“ (Ex 34,6) offenbart hatte,

hat nie aufgehört
auf verschiedene Weise
und zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte
seine göttliche Natur mitzuteilen.

Als aber die „Zeit erfüllt war“ (Gal 4,4),
sandte Er, seinem Heilsplan entsprechend, seinen Sohn,
geboren von der Jungfrau Maria,
um uns auf endgültige Weise seine Liebe zu offenbaren.

Wer Ihn – Jesus – sieht, sieht den Vater (vgl. Joh 14,9).

Jesus von Nazareth ist es,
der durch seine Worte und Werke
und durch sein ganzes Dasein
die Barmherzigkeit Gottes offenbart.

Papst Franziskus stellt in seinem Schreiben sehr deutlich dar,
dass wir Christen an den BARMHERZIGEN GOTT, glauben.

Gott hat keine Freude am Leiden
oder gar am Untergang.

Er ist nicht der Rächer oder Vergelter,
als der er in seinem Zerrbild oft dargestellt wird.

Er ist nicht der himmlische Polizist,
der nur darauf wartet,
dass die Menschen Fehler machen,
für die er dann bestrafen kann.

Unser Gott
ist DER BARMHERZIGE GOTT.

Der Barmherzige VATER,
die liebende MUTTER.

Gott geht dem Menschen nach,
und leidet darunter,
wenn sich der Mensch von ihm entfernt.

Davon spricht schon das Alte Testament.

„Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8.16),
bestätigt der Evangelist Johannes
im Neuen Testament. …

Diese Liebe ist sichtbar und greifbar geworden
im ganzen Leben Jesu.

Seine Person ist nichts anderes als Liebe,
eine sich schenkende Liebe.

Seine Beziehungen zu den Menschen, die ihn umgeben,
sind einzigartig und unwiederholbar.

Seine Zeichen, gerade gegenüber den Sündern,
  Armen, Ausgestoßenen, Kranken und Leidenden,
sind ein Lehrstück der Barmherzigkeit.

Alles in Ihm spricht von Barmherzigkeit.

Nichts in Ihm ist ohne Mitleid.

Und so barmherzig wie der Vater zu sein,
dazu fordert uns das Motto auf,
das über diesem Jahr der Barmherzigkeit steht
und das sie auf dem Bildchen sehen,
das ihnen ausgeteilt wurde.

„Barmherzig wie der Vater“

Als Beispiel,
wie Unbarmherzigkeit geht,
kennen Sie im Gleichnis vom verlorenen Sohn,
dessen Bruder,
der sich über die Barmherzigkeit des Vaters
  so maßlos ärgert
und in seiner Engstirnigkeit
  aus der Beziehung mit dem Vater verabschiedet.

Sie kennen vielleicht das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht:

Der selber die große Güte seines Herrn erfahren hat,
der ihm seinen riesigen Schuldenberg erlässt,

der aber selbst seinen Mitknecht ins Gefängnis werfen lässt,
weil er ihm lediglich eine ganz kleine Summe schuldet.

„Barmherzig wie der Vater“
sollen wir als Christen sein.

Im Vater Unser beten wir:

„… und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

Expressis verbis fordert uns Jesus auf:

„Seid barmherzig,
wie es auch euer Vater ist“ (Lk 6,36).

Wie geht das?

Wie können wir barmherzig sein?

Papst Franziskus hat einen einfachen Tipp:

Folie: Werke der Barmherzigkeit

Entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit:

Hungrige speisen,

Durstigen zu trinken geben,

Nackte bekleiden,

Fremde aufnehmen,

Kranke pflegen,

Gefangene besuchen

und die Toten begraben.

Und vergessen wir auch nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit:

den Zweifelnden recht raten,

die Unwissenden lehren,

die Sünder zurechtweisen,

die Betrübten trösten,

Beleidigungen verzeihen,

die Lästigen geduldig ertragen

und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten.

Ein paar kleine Tipps,
die vielleicht auch für die Fastenzeit
ein Anstoß für jeden und jede sein können.

Wer nur eines davon umsetzt,
beginnt bereits damit,
barmherzig wie der Vater zu sein.

[Stille]

Wir haben bei unserer Wallfahrt auch für Euch alle gebetet.

Und wir haben jedem ein kleines Andenken mitgebracht.

Ein kleines Kreuz,
das Sie daran erinnern soll,
dass uns in Jesus Christus
die Barmherzigkeit des Vaters begegnet

und dass Sie und ich aufgefordert sind,
mit unserem Nächsten
barmherzig wie der Vater zu sein.

Beim Rausgehen durch die Tür unserer Kirche,
werden wir Ihnen dieses Kreuz überreichen.

Zuvor aber hören wir das Gebet,
das Papst Franziskus zum Jahr der Barmherzigkeit verfasst hat.

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Eines fehlt Dir noch!

Liebe Schwestern und Brüder!

Stellen wir uns die Szene noch einmal vor:

da kommt ein Mann,
wie sich später herausstellt, ein Reicher,
und fällt vor Jesus auf die Knie.

Einen Kniefall vor Jesus
machen sonst nur die,
die der Heilung bedürfen,
die Kranken,
die Aussätzigen,
die Sünder.

Hier macht den Kniefall ein Reicher.

Einer,
der besten Gewissens von sich sagen kann,
dass er stets alle Gebote genau befolgt hat (vgl. Mk 10,20).

Und er stellt Jesus die Frage:
„Guter Meister,
was muss ich tun,
um das ewige Leben zu gewinnen?“ (Mk 10,17)

In seiner Antwort
verweist Jesus auf Gott,
der DER Gute ist.

Und dann nennt Jesus die Gebote.

Aus tiefem Herzen
kann der Mann von sich behaupten,
dass er die Gebote von Jugend an befolgt habe.

Und dann kommt der Hammer:

„Da sah ihn Jesus an,

und weil er ihn liebte,
sagte er:
Eines fehlt dir noch:

Geh, verkaufe, was du hast,
gib das Geld den Armen,
und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben;

dann komm und folge mir nach!“ (Mk 10,21)

Schauen wir genau hin:
hier erst heißt es,
dass Jesus ihn ansieht.

Und mehr noch:
es heißt „weil er ihn liebte sagte er“.

Im griechischen Text
wird hier für „lieben“ das Wort verwendet,
das auch für die Nächstenliebe,
die den Kranken und Bedürftigen entgegengebracht wird,
verwendet wird.

Hat Jesus vorher allgemein gesprochen
– offenbar ohne den Mann anzusehen -,
so spricht er ihn nun persönlich an:

„Eines fehlt DIR noch:
Geh, verkaufe, was du hast,
gib das Geld den Armen,
und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben;

dann komm und folge mir nach!“ (Mk 10,21b)

Wenn ich mich jetzt selbst in die Rolle des Mannes begebe,
der Jesus da begegnet,
so stellt sich zuerst die Frage:
Will auch ich das ewige Leben gewinnen?

Und weiter muss ich mich fragen:
Kann ich von mir sagen,
dass ich die Gebote – alle Gebote – von Jugend an befolgt habe?

[Stille]

Und dann
darf auch ich mich von Jesus anschauen lassen,
mir bewusst machen,
dass ER auch MICH liebt
und mit SEINEM liebenden Blick anschaut.

Und dann frage ich mich:

Was würde ER zu MIR sagen: „Eines fehlt DIR noch…“?

Was wäre das EINE, das MIR noch fehlt?

„Ich bin doch kein Reicher!“
Werde ich sagen.

„Es gibt Leute, die noch viel reicher sind als ich!“

„Außerdem muss man ja auch ein Auskommen haben!“

Aber auch zu mir sagt Jesus:
„Eines fehlt dir noch!“

Was ist das EINE, das MIR noch fehlt?

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir dürfen es uns an dieser Stelle nicht zu leicht machen!

Wir sind sehr schnell in der Gefahr,
hier vom Reichtum,
vom Geld,
vom Besitz
weg
auf etwas Anderes hin
zu interpretieren.

Doch Jesus sagt auch UNS, die wir ja seine Jünger sind:
„Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen,
in das Reich Gottes zu kommen!“ (Mk 10,24)

Er bekräftigt es sogar noch
mit dem Bild vom Kamel und dem Nadelöhr.

Und es geht uns im ersten Moment wie den Jüngern,
die über seine Worte bestürzt waren. (vgl. Mk 10,26)

Denn sagt man nicht:
„Beim Geld hört die Freundschaft auf.“

Jesus sagt hier:
„Bei der Frage des Geldes
stellt sich die Frage der Freundschaft neu.“

Die Frage die Jesus letztlich stellt,
ist die Frage:
„Stehst du zu GOTT oder zu deinem GELD?“

Und diese Frage stellt er jedem von uns.

„Ihr könnt nicht beiden dienen,
Gott und dem Mammon.“ (Mt 26,24)

Und Martin Luther bringt es auf den Punkt, wenn er sagt:
„Worauf du nun dein Herz hängst und verlässt,
das ist eigentlich dein Gott“.

Ja –
man kann mit dem Geld sogar einen religiösen Schnelltest machen:
Wenn ich wissen will,
woran ich glaube,
brauche ich nur zu fragen:
Wofür gebe ich mein Geld bedingungslos aus?

Das ist dann mein Gott.

Solange es nichts kostet,
ist es leicht ein guter Mensch zu sein.

Doch da wo’s an den Geldbeutel geht,
da scheiden sich die Geister.

Das sehen wir in unserer heutigen Gesellschaft jeden Tag überdeutlich.

Und keiner von uns braucht meinen,
dass er davor gefeit ist.

Anders als viele die Jesus begegnet waren
und die er geheilt hat
geht dieser Mann traurig weg.

Weder sein Kniefall vor Jesus,
noch seine schmeichelnden Worte („guter Meister“),
noch das Halten der Gebote von Jugend an,
hatten ihm geholfen.

Und ich Frage mich selbst wieder:
„Was kann dann mir helfen?“

„Jesus sah sie an und sagte:
Für Menschen ist das unmöglich,
aber nicht für Gott;
denn für Gott ist alles möglich.“ (Mk 10,27)

Allein werde ich es nicht schaffen.

Aber mit Gottes Hilfe!

Und dass es möglich ist,
trotz unserer Begrenztheit und unsere Schwächen,
das zeigen mir die Apostel:

Sie haben alles verlassen und sind IHM nachgefolgt.

Dass sie nicht um ihren Lohn kommen,
das hat ihnen Jesus zugesagt.

„Jeder,
der um meinetwillen
und um des Evangeliums willen
Haus oder Brüder,
Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat,
  wird das Hundertfache dafür empfangen:

Jetzt
in dieser Zeit
wird er Häuser,
Brüder,
Schwestern,
Mütter,
Kinder
und Äcker erhalten,
  wenn auch unter Verfolgungen,
und in der kommenden Welt
das ewige Leben.“ (Mk 10,29f)

Liebe Schwestern und Brüder!

Noch einmal frage ich mich:

Will ich das ewige Leben gewinnen?

Habe ich die Gebote von Jugend an befolgt?

Und was würde Jesus zu mir sagen:
„Eines fehlt dir noch…“   …nämlich?

Fürbitten

Wir beten zu Gott, der die Liebe ist: 

·        Hilf uns, unser Herz frei zu machen für dich.
Wir bitten Dich, erhöre uns.

·        Öffne unsere Augen für deine Gegenwart in der Welt.

·        Schenke uns jeden Tag neu Vertrauen in dich.

·        Gib uns die Kraft, mehr auf die Menschen zu schauen, die uns brauchen.

·        Lass unsere Verstorbenen ewig leben in dir.

Guter Gott, auf dich hoffen wir.
Steh uns bei in unserem Bemühen,
stille unsere Sehnsucht und bleibe bei uns alle Tage.
So bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder.

Amen.

Quelle für die Fürbitten:

http://www.steyler.eu/svd/seelsorge/anregung/artikel/2015/jahreskreis/sonntag-28-JkB-liturgie.php

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