(Die kursiv gedruckten Passagen sind der Bulle „misericordiae vultus“ entnommen)

Liebe Schwestern und Brüder!

„Jesus Christus ist das Antlitz des barmherzigen Vaters.“

Mit diesen Worten
beginnt Papst Franziskus das äußerst lesenswerte Schreiben,
in dem er erklärt,
was das „heilige Jahr der Barmherzigkeit“,
das er für die katholische Kirche
in diesem Jahr ausgerufen hat,
sein und bedeuten soll.

Jesus Christus ist das Antlitz des barmherzigen Vaters.

Das Geheimnis des christlichen Glaubens
scheint in diesem Satz auf den Punkt gebracht zu sein.

In Jesus von Nazareth
ist die Barmherzigkeit des Vaters lebendig und sichtbar geworden
und hat ihren Höhepunkt gefunden.

Der Vater,
der „voll des Erbarmens“ ist (Eph 2,4),
der sich Mose als „barmherziger und gnädiger Gott,
langmütig, reich an Huld und Treue“ (Ex 34,6) offenbart hatte,

hat nie aufgehört
auf verschiedene Weise
und zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte
seine göttliche Natur mitzuteilen.

Als aber die „Zeit erfüllt war“ (Gal 4,4),
sandte Er, seinem Heilsplan entsprechend, seinen Sohn,
geboren von der Jungfrau Maria,
um uns auf endgültige Weise seine Liebe zu offenbaren.

Wer Ihn – Jesus – sieht, sieht den Vater (vgl. Joh 14,9).

Jesus von Nazareth ist es,
der durch seine Worte und Werke
und durch sein ganzes Dasein
die Barmherzigkeit Gottes offenbart.

Papst Franziskus stellt in seinem Schreiben sehr deutlich dar,
dass wir Christen an den BARMHERZIGEN GOTT, glauben.

Gott hat keine Freude am Leiden
oder gar am Untergang.

Er ist nicht der Rächer oder Vergelter,
als der er in seinem Zerrbild oft dargestellt wird.

Er ist nicht der himmlische Polizist,
der nur darauf wartet,
dass die Menschen Fehler machen,
für die er dann bestrafen kann.

Unser Gott
ist DER BARMHERZIGE GOTT.

Der Barmherzige VATER,
die liebende MUTTER.

Gott geht dem Menschen nach,
und leidet darunter,
wenn sich der Mensch von ihm entfernt.

Davon spricht schon das Alte Testament.

„Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8.16),
bestätigt der Evangelist Johannes
im Neuen Testament. …

Diese Liebe ist sichtbar und greifbar geworden
im ganzen Leben Jesu.

Seine Person ist nichts anderes als Liebe,
eine sich schenkende Liebe.

Seine Beziehungen zu den Menschen, die ihn umgeben,
sind einzigartig und unwiederholbar.

Seine Zeichen, gerade gegenüber den Sündern,
  Armen, Ausgestoßenen, Kranken und Leidenden,
sind ein Lehrstück der Barmherzigkeit.

Alles in Ihm spricht von Barmherzigkeit.

Nichts in Ihm ist ohne Mitleid.

Und so barmherzig wie der Vater zu sein,
dazu fordert uns das Motto auf,
das über diesem Jahr der Barmherzigkeit steht
und das sie auf dem Bildchen sehen,
das ihnen ausgeteilt wurde.

„Barmherzig wie der Vater“

Als Beispiel,
wie Unbarmherzigkeit geht,
kennen Sie im Gleichnis vom verlorenen Sohn,
dessen Bruder,
der sich über die Barmherzigkeit des Vaters
  so maßlos ärgert
und in seiner Engstirnigkeit
  aus der Beziehung mit dem Vater verabschiedet.

Sie kennen vielleicht das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht:

Der selber die große Güte seines Herrn erfahren hat,
der ihm seinen riesigen Schuldenberg erlässt,

der aber selbst seinen Mitknecht ins Gefängnis werfen lässt,
weil er ihm lediglich eine ganz kleine Summe schuldet.

„Barmherzig wie der Vater“
sollen wir als Christen sein.

Im Vater Unser beten wir:

„… und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

Expressis verbis fordert uns Jesus auf:

„Seid barmherzig,
wie es auch euer Vater ist“ (Lk 6,36).

Wie geht das?

Wie können wir barmherzig sein?

Papst Franziskus hat einen einfachen Tipp:

Folie: Werke der Barmherzigkeit

Entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit:

Hungrige speisen,

Durstigen zu trinken geben,

Nackte bekleiden,

Fremde aufnehmen,

Kranke pflegen,

Gefangene besuchen

und die Toten begraben.

Und vergessen wir auch nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit:

den Zweifelnden recht raten,

die Unwissenden lehren,

die Sünder zurechtweisen,

die Betrübten trösten,

Beleidigungen verzeihen,

die Lästigen geduldig ertragen

und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten.

Ein paar kleine Tipps,
die vielleicht auch für die Fastenzeit
ein Anstoß für jeden und jede sein können.

Wer nur eines davon umsetzt,
beginnt bereits damit,
barmherzig wie der Vater zu sein.

[Stille]

Wir haben bei unserer Wallfahrt auch für Euch alle gebetet.

Und wir haben jedem ein kleines Andenken mitgebracht.

Ein kleines Kreuz,
das Sie daran erinnern soll,
dass uns in Jesus Christus
die Barmherzigkeit des Vaters begegnet

und dass Sie und ich aufgefordert sind,
mit unserem Nächsten
barmherzig wie der Vater zu sein.

Beim Rausgehen durch die Tür unserer Kirche,
werden wir Ihnen dieses Kreuz überreichen.

Zuvor aber hören wir das Gebet,
das Papst Franziskus zum Jahr der Barmherzigkeit verfasst hat.