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Alle Christen sind Zeugen seiner Auferstehung!

Liebe Brüder und Schwestern!

„Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48)

Zeugen,
dass Jesus Christus der Messias ist,
der von Mose und den Propheten angekündigte Retter der Welt.

Trotz ihrer Zweifel,
ihrer Enttäuschung,
ihrer widerstreitenden Gefühle,

trotz ihrer scheinbaren Begriffsstutzigkeit
sagt der auferstandene Christus zu seinen Aposteln:

„Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48)

Und auch zu uns will Jesus Christus das sagen können:

„Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48)

Liebe Schwestern,
lieber Brüder,
liebe Pfarrer,
liebe Seminaristen,
liebe Ministranten,
liebe Ehefrauen,
liebe Ehemänner,
liebe Jungs,
liebe Mädchen:

„Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48)

Sind wir seine Zeugen?

Was ist denn ein Zeuge?

Ein Zeuge ist jemand,
der selbst etwas gehört, gesehen, erlebt oder gar mit-erlebt hat.

Ein Zeuge
war dabei, als etwas geschehen ist.

Ein Zeuge
hat jemanden gesehen,
gesehen, dass jemand etwas gemacht hat.

Ein Zeuge
hat erlebt,
was sich zugetragen hat.

Der Zeuge weiß etwas.

Und ein Zeuge muss seine Aussage machen.

Er muss sagen, was er weiß.

Er muss die Wahrheit sagen,
ob es dem Einen oder Anderen recht ist oder nicht.

Ob gelegen oder ungelegen:
der Zeuge muss die Wahrheit sagen.

Darf nicht etwas hinzufügen oder weglassen.

Wahrheitsgemäß muss er schilden
was er gehört, gesehen oder erlebt hat.

Der Zeuge muss von dem REDEN, was er weiß.

Und dann wird von einem Zeugen noch erwartet ,
dass er glaubwürdig ist.

Dass man ihm vertrauen kann.

Dass er ehrlich ist.

Ein gegnerischer Anwalt wird nach Hinweisen suchen,
die den Zeugen unglaubwürdig machen.

Er wird nach Unstimmigkeiten in seinen Aussagen,
ja sogar in seiner Person und seinem Lebenswandel suchen.

Man wird seine Aussage nur glauben,
wenn er selbst glaubwürdig ist.

Denn ein Zeuge muss glaubwürdig sein.

Über den Zeugen können wir also festhalten:

1. Er weiß etwas.
2. Er muss von dem reden, was er weiß.
3. Er muss glaubwürdig sein.

„Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48)

Die Apostel hatten Jesus erlebt.

Er hatte ihnen mit Hilfe der Heiligen Schrift geholfen
zu deuten, was sie mit ihm erlebt hatten.

Sie werden bald in die ganze Welt hinausziehen
und von ihren Erfahrungen berichten,
und das Evangelium von Jesus – dem Christus – verkünden.

Und sie werden ihre Glaubwürdigkeit noch bis zur Hingabe ihres Lebens
unter Beweis stellen.

Die Apostel sind DIE ZEUGEN,
auf die wir uns bis heute verlassen.

Liebe Schwestern und Brüder,
nicht nur die Apostel,
auch WIR sind heute Zeugen für Jesus Christus.

Oder nicht?

Haben wir etwa nicht schon erlebt,
dass Jesus lebt?

Haben wir nicht seinen Tod und seine Auferstehung gefeiert?

Sind wir nicht schon von IHM berührt worden?

Glauben wir nicht an IHN?

Sind wir IHM nicht schon begegnet?

Wenn JA,
dann erfüllen wir schon das erste Kriterium für einen Zeugen.

Wir wissen etwas
und haben IHN erlebt.

Vielleicht sind unsere Erlebnisse klein und unscheinbar.

Vielleicht brauchen wir noch eine Erklärung oder Deutung
wie die Jünger von Emmaus.

Vielleicht müssen wir uns IHM noch zuwenden,
wie Maria Magdalena, die ihn zuerst für den Gärtner hielt.

Vielleicht müssen wir unsere Erfahrungen mit dem Auferstandenen
erst noch mit unseren Mitchristen teilen,
wie es auch die Apostel taten.

Doch ich bin mir sicher:

Jeder und jede von uns hat IHN schon erlebt
und hat eine ganz eigene Geschichte mit IHM.

IHN zu verkünden in Worten und in Taten,
den Menschen auf der ganzen Welt,
vor allem in unserer Umgebung,
das ist unser Auftrag als Christen.

So wie ein Zeuge Zeugnis geben muss,
so müssen auch wir Zeugnis geben.

Vielleicht müssen wir noch lernen,
wie wir vom auferstandenen Christus sprechen können.

Vielleicht fehlen uns die Worte oder die Ideen.

Vielleicht fehlt uns der Mut.

Aber Papst Franziskus sagt in seiner Enzyklika "Evangelii Gaudium" deutlich:

„Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen.

(Und) Die Christen haben die Pflicht,
es ausnahmslos allen zu verkünden.“ (EG 14).

Dabei müssen sie gar nicht viele Worte machen
und lange Predigten halten.

Vor allem mit Taten wird die frohe Botschaft verkündigt.

Wie schon der heilige Franz von Assisi sagte:
„Verkündigt das Evangelium,
und wenn es nötig sein sollte,
dann auch mit Worten!“

Liebe Schwestern und Brüder!
Daran wird sich dann auch die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses messen lassen.

Denn ein Zeuge muss nicht nur Zeugnis ablegen,
er muss auch glaubwürdig sein.

Und das sind wir,
wenn Worte und Taten zusammenpassen,
wenn den Worten entsprechende Taten folgen
oder besser noch vorausgehen.

Daran wie wir Christen leben,
vor allem daran wie wir miteinander umgehen,
wird unsere Glaubwürdigkeit gemessen.

Jesus selbst sagt es so:
„Daran werden alle erkennen,
dass ihr meine Jünger seid:
wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35)

Und wenn wir Christen zusammenstehen und eins sind,
ist das DAS Zeugnis, das alle überzeugt.

Jesus sagt es in seinem Gebet an den Vater selber:

„Alle sollen eins sein
… damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (Joh 17,21)

Liebe Brüder und Schwestern!

Christus ist auferstanden!

ER ist wahrhaft auferstanden!

„Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48)

WIR sind Zeugen dafür.

Denn auch wir haben ihn erlebt.

Es liegt auch an uns,
an jedem Einzelnen von uns,
diese Botschaft zu bezeugen
und weiter zu tragen.

Wir sind Zeugen.

Und
wir zeugen.

Mit unserem Zeugnis,
mit unserem Bekenntnis zum auferstandenen Christus
helfen wir mit
an der Ausbreitung des Evangeliums.

Helfen wir mit,
dass es neue Christen gibt.

Der Herr ist auferstanden!

ER ist wahrhaft auferstanden!

Halleluja!

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Ostern – Der Aufgang der Sonne

Es hat nur etwa drei Minuten gedauert, bis die Sonne über den Golanhöhen aufgegangen war. Die Dämmerung hatte es bereits angekündigt. Dann stand die Sonne am Horizont und begann Wärme und Licht zu verbreiten. Am See Genezareth, konnte ich am vergangenen Ostermontag den Sonnenaufgang beobachten. Obwohl ich sonst kein begeistertet Frühaufsteher bin, bin ich gerade rechtzeitig zu diesem Naturereignis aufgewacht. Was ich da zu sehen bekam und spüren konnte, war für mich ein Bild für die Auferstehung. Die Dunkelheit wird hell, die Kälte weicht der Wärme, Leben wird möglich, Zukunft bricht an und Neues beginnt.

In diesen Wochen haben die Christen der verschiedenen Bekenntnisse das Osterfest gefeiert. Es ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Er, der von den Menschen umgebracht worden war, ist nicht im Tod geblieben. Nein, er lebt!

Wir verdanken die Botschaft von der Auferstehung, die Hoffnung, das Licht und das Feuer, die mit dieser Botschaft verbunden sind nicht zuletzt den Frauen und Männern, die ihre Begegnungen mit dem auferstandenen Christus weitererzählt haben. Maria Magdalena, die anderen Frauen die am Morgen zum Grab gegangen waren, die beiden Jünger die nach Emmaus unterwegs waren, Petrus, die anderen Apostel, Thomas der fälschlicherweise als der Ungläubige bezeichnet wird und viele Andere, von denen uns das neue Testament berichtet. Sie alle hatten den auferstandenen Christus gespürt. Nicht wenige haben ihn erst beim zweiten hinschauen erkannt und sein Wirken erfahren. Und Sie haben diese Erfahrung weitergegeben, weiter erzählt. Im Neuen Testament wurden sie aufgeschrieben.

Aus der überschaubaren Zahl ist im Laufe der vergangenen fast 2000 Jahre die größte Gemeinschaft von Menschen geworden und sie wächst immer noch, wo Menschen die Erfahrungen, die sie auch heute mit dem lebendigen und auferstandenen Christus machen, teilen.

Für mich waren die Tage um Ostern eine ganze Reihe von Erfahrungen mit dem auferstandenen Christus: vor allem in den Begegnungen mit verschiedensten Menschen, in den Gottesdiensten und nicht zuletzt bei dem Sonnenaufgang den ich am See Genezareth erleben durfte. Den habe ich in einem Video festgehalten und es an meine Freunde als Ostergruß verschickt. Deren Reaktionen haben meine Freude über Ostern noch vergrößert.

Ich wünsche allen Christen und Ihnen, die Sie diese Zeilen lesen, das Licht, die Wärme, die Zuversicht, die Hoffnung und die Freude, die auch ich an diesem Osterfest erfahren durfte.

Das Video können Sie Opens internal link in current windowhier anschauen.

Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 88, vom 17. April 2015, Rubrik "Gott und die Welt", Lokales S. 4

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Das Streichholz und die Wahrheit

Liebe Schwestern und Brüder!

Manchmal erscheint es,
als ob wir in dunklen Zeiten leben.

Schlagen Sie die Zeitung auf,
hören oder schauen Sie Nachrichten:

gefühlte 95% der Dinge, die da auf uns einprasseln,
sind schlechte Nachrichten.

Und nicht nur das:

Es scheint bei den allermeisten Sachen
nicht einmal einen Ausweg zu geben.

Wieder einmal machen Weltuntergangsszenarien
– vor allem im Internet –
die Runde.

Sogar unter Christen.

Die Dunkelheit
scheint immer mehr um sich zu greifen.

Und auch in unserem kleinen, privaten Bereich
scheint mir nicht selten die Finsternis
immer mehr Raum zu gewinnen.

Da ist die schlechte Laune des Nachbarn,
die auch mich griesgrämig macht.

Da ist der Ärger über dies oder jenes,
das mich zu Zornesausbrüchen bringt.

Da ist die unversöhnliche Situation
oder die Verletzung aus der Vergangenheit,
  die ich dem andern immer noch vorhalte,
  obwohl das Ganze eigentlich schon längst überwunden sein müsste.

Um es mit einem Bild zu sagen:

Manchmal erscheint es mir,
als ob wir in einem völlig abgedunkelten Raum
in einer Ecke sitzen.

Wir haben zwar schon den inneren Wunsch,
dass uns wenigstens ein kleines Licht aufgehen möge,
damit wir uns nicht mehr fürchten müssen
und uns in unserer Welt wieder zurecht finden können,

aber einen Schalter,
an dem wir das Licht einschalten könnten,
finden wir nicht.

Ja, bisweilen meinen wir vielleicht sogar,
dass diese Finsternis gar nicht so unpraktisch ist.

Kann ich doch im Schutze der Dunkelheit tun, was ich will,
ohne dass jemand anderer es sieht.

Diese Situation umschreibt Jesus,
wenn er im Johannesevangelium das Gericht beschreibt:

„Mit dem Gericht verhält es sich so:
Das Licht kam in die Welt,
und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht;
denn ihre Taten waren böse.

Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht,
damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.“ (Joh 3,19f)

Sind wir also in einer ausweglosen Situation?

Nein!

Jesus bleibt nicht bei dieser Schilderung stehen.

Er fährt fort:

„Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht,
damit offenbar wird,
dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“ (Joh 3,21)

Es gibt einen Ausweg
aus der Dunkelheit.

Es gibt eine Möglichkeit,
aus der Finsternis zum Licht zu kommen.

In dem abgedunkelten Raum,
in dem wir in der Ecke sitzen,
liegt gewissermaßen vor uns eine Schachtel Streichhölzer,
mit deren Hilfe wir zu Licht kommen.

Wer die Wahrheit tut,
kommt zum Licht.“ (Joh 3,21a)

Wir sind nicht dazu verdammt,
in der Finsternis zu bleiben.

Wir müssen nur
– um im Bild zu bleiben –
die Streichholzschachtel aufheben,

ein Streichholz herausnehmen
und es anzünden.

Dann wird Licht sein in unserer Umgebung.

Und wenn es uns dann gelingt,
noch eine Kerze anzuzünden.
Dann wird der Raum um uns herum
sogar für längere Zeit hell sein.

Wer die Wahrheit tut,
kommt zum Licht.“ (Joh 3,21a)

Die Wahrheit TUN.

Das ist die Methode, die sicherstellt,
dass wir zum Licht kommen.

Doch was bedeutet das:
Die Wahrheit TUN?

Jesus spricht wieder einmal vom TUN
und nicht vom REDEN.

Die Wahrheit sagen,
das wäre einfach.

Besonders,
wenn wir sie dem andern mal so richtig den Kopf waschen könnten.

Doch davon spricht Jesus nicht.

Er fordert uns auf,
die Wahrheit zu TUN.

Was meint er damit?

Das griechische Wort für Wahrheit,
das auch an dieser Stelle des Evangeliums verwendet wird,
ist ἀλήθεια.

Es ist die ἀ-λήθεια,
die Un-verborgenheit – so genau übersetzt -,
um die es geht.

Das Wort Wahrheit
könnten wir hier auch mit Begriffen wie
Offenheit, Transparenz,
Ehrlichkeit und Unverfälschtheit übersetzen.

Wir könnten es also auch so sagen:

„Wer nicht Heimlichkeiten tut,
wer mit offenen Karten spielt,
der kommt zum Licht.“

„Wer das Offensichtliche tut,
der kommt zum Licht.“

Doch lassen Sie uns noch ein wenig weiter darüber nachdenken, was Jesus meinen könnte, wenn er vom „Die Wahrheit TUN“ spricht.

„Was ist Wahrheit“ so fragt Pontius Pilatus Jesus (vgl. Joh 18,38)
und erhält darauf von ihm keine Antwort.

Einige Kapitel zuvor sagt Jesus zu seinen Jüngern:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6)

Jesus selbst IST die Wahrheit.

Das Johannesevangelium bezeugt schon in seinen ersten Sätzen:
„Gnade und Wahrheit kamen durch Jesus Christus“ (Joh 1,17)

Und wenn wir uns an IHN halten,
an sein Wort halten,
werden wir
– so sagt es Jesus selber –
seine Jünger
und wir werden die Wahrheit erkennen
und die Wahrheit wird uns frei machen. (vgl. Joh 8,31f)

Die Wahrheit TUN,
heißt dann doch nichts anderes,
als TUN,
was Jesus gesagt und getan hat.

Wer handelt, wie ER es gesagt und getan hat,
der kommt zum Licht.

Wer seinen Nächsten liebt,
der kommt zum Licht.

Wer sein Leben für die Brüder und Schwestern einsetzt,
der kommt zum Licht.

Wer dem Bruder und der Schwester immer wieder vergibt,
der kommt zum Licht.

Wer sein Kreuz auf sich nimmt und Jesus nachfolgt,
der kommt zum Licht.

Wir könnten diese Liste weiterführen
und noch viele Beispiele und Möglichkeiten nennen
für das, was Jesus getan und gelehrt hat.

Wer so lebt,
der bleibt nicht in der Finsternis,
sondern kommt zum Licht.

Wie in einer Streichholzschachtel viele Streichhölzer sind,
so gibt es viele Möglichkeiten die Wahrheit zu tun.

Wenn wir auch nur eine davon nützen,
werden wir die Dunkelheit hell machen
und die Finsternis vertreiben.

Liebe Schwestern und Brüder!

Aus der Physik wissen wir,
dass Dunkelheit keine eigene Qualität ist.

Dunkelheit ist nur die Abwesenheit von Licht.

Und so wie wir die Dunkelheit
durch das Anzünden eines Streichholzes vertreiben können,
so können wir die Welt hell machen,
indem wir in vielen kleinen und größeren Gelegenheiten so leben,
wie es Jesus gesagt und gelehrt hat.

Wollen Sie nicht auch im Licht leben?<xml></xml>

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Lebendiger Glaube an die Auferstehung

Liebe Schwestern und Brüder!

Mir gehen die Bilder eines Videos nicht aus dem Kopf,
das ich am Faschingswochenende
im Internet gesehen habe.

21 junge Männer
– in orange Overalls gekleidet –
werden von schwarzen Gestalten
an einem Sandstrand entlang geführt.

Dort müssen sich die Männer aufstellen,
sie knien nieder
und schauen mit stoischem Blick geradeaus.

Das Video scheint sehr professionell gemacht zu sein.

Der Blick der Männer ist ernst
aber gelassen.

Keine Angst,
keine Wut,
kein Hass ist in den Gesichtern dieser jungen Männer zu sehen.

Man hört, dass sie etwas reden.

Es ist arabisch.

Ich verstehe es nicht.

Aber später wird man erfahren,
dass sie ein Bekenntnis zu Jesus Christus sprachen.

„Mein Herr Jesus, erbarme dich meiner!“

So waren ihre letzten Worte,
bevor ihnen die schwarzen Gestalten
den Kopf abschnitten.

So etwas Entsetzliches
habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.

Dann sieht man die Männer tot daliegen.

Das Video endet
mit einem Blick
auf das Meer,
das vom Blut getränkt ist.

Entsetzen und Wut,
Trauer und Abscheu
über diese entsetzliche Tat
waren die ersten Empfindungen, die ich hatte.

Dann aber habe ich mich gefragt,
wäre auch ich bereit für Jesus mein Leben zu geben?

Könnte auch ich
mit solcher Zuversicht und Gelassenheit
dem Tod ins Auge sehen,
wenn mich Menschen
wegen meines Glaubens
umbringen wollen?

Die jungen Männer waren Familienväter,
Arbeiter aus Ägypten,
koptische Christen,
die nach Libyen gekommen waren,
um Geld für ihre Familien zu verdienen.

Nach und nach
erscheinen ihre Lebensgeschichten im Internet.

Auch ihre Namen sind inzwischen veröffentlicht.

Wäre auch ich bereit,
mein Leben für Christus zu geben?

Gottseidank
kann ich mich in unserem Land
zu meinem Glauben bekennen,
ohne Angst um mein Leben haben zu müssen!

Doch das war nicht immer so
und das muss auch nicht immer so bleiben.

Und auch wenn uns niemand den Hals durchtrennen möchte,
so bin ich doch im Alltag immer wieder gefragt,
mein Leben für Christus einzusetzen.

Kann ich das?

Woher kann ich die Kraft dazu nehmen?

Was könnte mir die gleiche Zuversicht verleihen,
wie diesen jungen Männern?

Zwei Gedanken,
die das Evangelium dieses Sonntags enthält,
scheinen mir hilfreich zu sein.

Zuerst wird den Jüngern die Größe Gottes gezeigt:

Petrus, Jakobus und Johannes
begegnen nicht nur Christus
in einer Art und Weise, wie sie ihn bisher noch nie gesehen hatten.

Mose und Elia
erinnern sie an das,
was in der Heiligen Schrift
schon lange über die Großtaten Gottes berichtet wird.

Wovon sie schon so oft gehört haben,
das wird Ihnen jetzt vor Augen gestellt.

Wir wissen,
dass es die Erinnerung an das, was wir bereits erlebt haben,
immer wieder braucht.

Beeindruckende Momente
können wir zwar nicht festhalten
– Petrus versucht das mit seiner Bemerkung ja – ,
aber
wir müssen uns immer wieder daran erinnern.

Und auch nicht nur daran,
 sondern an den Grund, auf dem wir stehen.

Der Grund,
auf dem unser Glaube steht,
ist das,
was in der Heiligen Schrift steht,

was die Väter unseres Glaubens,
Mose und Elija,
aber auch die Apostel
uns überliefert haben.

In der Nachfolge der Apostel alle,
  die seither den Glauben an uns weitergegeben haben.

Wir müssen uns immer wieder daran erinnern,
um es nicht zu vergessen
oder gar den Glauben zu verlieren.

Unser Glaubensleben braucht Höhepunkte.

– und die gibt es ja auch!

Auch wenn die meiste Zeit
„Alltag“
und nicht „Gipfelerlebnis“
angesagt ist.

Deshalb lädt uns die Kirche immer wieder ein,
bewusst die Feste zu feiern,
bewusst den Glauben zu feiern.

Und ebenso bewusst den Alltag
– der nicht Fest ist –
zu leben.

Dass das Fest seinen Reiz verliert,
wenn es an jedem gewöhnlichen Tag einen Festtagsbraten gibt,

das liegt auf der Hand.

Gipfelerlebnisse im Glauben
genießen,
sie auskosten
und dann wieder in den flachen Alltag zurückkehren.

Das ist ein Gedanke,
den ich vom Evangelium von der Verklärung mitnehme.

Der zweite ist das Wort von der „Auferstehung“

„Dieses Wort beschäftigte [auch die Apostel]
und sie fragten einander,
was das sei: von den Toten auferstehen.“ (Mk 9,10)

So berichtet uns das Markusevangelium.

„Gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,“

So bekennen wir von Jesus Christus
im Apostolischen Glaubensbekenntnis.

Und weiter sagen wir da:

„Ich glaube an die … Auferstehung der Toten…“

Doch „glaube ich wirklich an die Auferstehung der Toten?“
daran,
dass ich auferstehen werde,
wenn das Leben hier zu Ende ist?

Das habe ich mich gefragt,
als ich die Gesichter der 21 jungen Märtyrer gesehen habe.

– Aus denen sprach dieser Glaube.

Denn wie anders
als mit dem Glauben daran,
dass sie auferstehen werden,
konnten diese Christen
so gelassen bleiben
und zuversichtlich das Martyrium annehmen?

Dass es nicht immer einfach sein muss,
an die Auferstehung zu glauben,
das zeigen schon die Apostel
auf dem Weg hinab vom Berg der Verklärung.

Doch nach Ostern erscheint ihnen ja der Auferstandene.

Und sie erinnern sich an das,
was sie auf dem Berg der Verklärung erlebt haben.

Und sie erzählen
von ihren Erfahrungen mit dem lebendigen Christus.

Daraus entsteht die Kirche.

Da, wo Menschen
ihre Erfahrungen mit dem lebendigen Christus teilen,
breitet sich der Glaube aus.

Wo das unterbleibt,
wird der Glaube leeres Ritual,
wird er letztlich verschwinden
oder höchstens zum Museumsstück verkommen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir Christen
müssen Erfahrungen mit dem lebendigen und verklärten Christus machen
und wieder mehr von der Auferstehung sprechen.

Nun werden Sie mich vielleicht fragen:
Wo habe ich denn den Auferstandenen Christus schon gesehen?
Und wie kann ich denn
  von meinem Glauben an die Auferstehung erzählen?

Darauf antworte ich Ihnen:
Das ist zunächst ein Geschenk,
um das wir bitten müssen.

Doch ich bin mir sicher,
dass Jeder und Jede von uns
schon dem Auferstandenen begegnet ist.

Oft haben wir es nicht gemerkt
oder nicht wahrhaben wollen.

Wir haben es mit „Zufall“ umschrieben
oder einfach woanders,
  vor allem häufig auf Äußerlichkeiten,
hingeschaut.

Ist denn in dem Moment der Stille oder des Gebetes,
in dem ich innere Ruhe oder Stärkung empfange
nicht der Auferstandene am Werk?

Ist in dem Engagement,
das so viele für Arme, Notleidende und Flüchtlinge haben,
nicht Christus gegenwärtig?

Zeigt sich in der Freude,
die Menschen beim Lesen des Wortes Gottes,
beim Gottesdienst
oder in geistlichen Begegnungen erfahren
nicht das Gesicht Christi?

Freilich
können wir die Begegnung mit dem Auferstandenen nicht „machen“.

Aber wir können Räume und Gelegenheiten schaffen,
wo ER uns begegnen kann.

Wir könnten uns auch von IHM abwenden,

die Augen vor IHM verschließen

oder lieber den lauten und spektakulären Angeboten,
die uns von IHM wegbringen wollen,
nachlaufen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Für mich sind die 21 Märtyrer von Libyen
eine Mahnung und Ermunterung,
meinen Glauben an die Auferstehung wieder neu zu wecken.

Mich motivieren ihre gelassenen und zuversichtlichen Gesichter,
meine Beziehung mit Christus zu erneuern.

Mich erinnern die jungen Männer,
die mutig ihr Leben für Christus gegeben haben, daran,
dass Christus auch in meinem Leben
lebendig gegenwärtig ist

Amen.

Fürbitten am 2. Fastensonntag Lesejahr B

[Einleitung durch den Zelebranten]

Wir bitten für die Brüder und Schwestern,
die wegen ihres Glaubens benachteiligt und verfolgt werden:

Gib ihnen Kraft,
damit sie in ihrer Bedrängnis die Hoffnung nicht verlieren.

Wir bitten auch für die Verfolger:

Öffne ihr Herz für das Leid, das sie anderen antun.
Lass sie dich in den Opfern ihres Handelns erkennen.

Wir bitten für alle,
die aus religiösen, politischen oder rassistischen Gründen verfolgt werden:

Sieh auf das Unrecht, das ihnen widerfährt,
und schenke ihnen deine Nähe.

Wir bitten auch für die Kirche:

Stärke unseren Glauben
durch das Zeugnis unserer bedrängten Brüder und Schwestern.

Mach uns empfindsam für die Not aller Unterdrückten
und entschieden im Einsatz gegen jedes Unrecht.

Wir bitten für alle,
die mit dem Opfer ihres Lebens Zeugnis für dich abgelegt haben:

Lass sie deine Herrlichkeit schauen.

Gott unser Vater, im Gebet tragen wir das Leiden der Verfolgten vor dich und die Klage derer, denen die Sprache genommen wurde. Wir vertrauen auf dein Erbarmen und preisen deine Güte durch Christus unseren Herrn und Gott.

Amen.

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Das Bild im Spiegel

Liebe Schwestern und Brüder!

Kennen Sie sich selbst?

Sie werden vielleicht sagen:
Sicherlich!

Niemand weiß so gut wie ich,
wie es mir gerade geht
und was ich brauche.

Kein anderer kennt meine Gefühle und meine Gedanken
so gut wie ich.

Doch dann
schauen Sie doch einmal bewusst in den Spiegel.

Was sehen Sie da?

Ihr Verstand wird Ihnen sagen:
Ich sehe mein Spiegelbild.

Und wenn Sie beim Hineinschauen in den Spiegel
Ihr Gesicht verändern,
dann können Sie die Veränderung sehen.

Doch kennen Sie das Gesicht,
das Sie da anschaut?

Vielleicht geht es Ihnen ja beim Schauen in den Spiegel
auch so wie mir:
Das Gesicht, das mich da anschaut,
ist mir nicht vertraut.

Ich weiß wohl,
wie meine Nase aussieht und meine Augen,
in welchen Gegenden ich Falten habe
und wo mein Gesicht ein bisschen zu rund ist.

Doch so richtig vertraut
ist mir mein Gesicht nicht.

Und diese Erkenntnisse über mein Gesicht
verdanke ich ja schon dem Blick in den Spiegel.

Die anderen sehen ständig mein Gesicht.

Die kennen es
– je besser sie mich kennen –
um so genauer.

Die können vielleicht sogar in meinem Gesicht lesen.

Und wenn mich jemand wirklich gut kennt,
dann kann er mir sogar vieles am Gesicht ablesen.

Ich habe Ihnen zum Beginn der Fastenzeit
einen kleinen Spiegel ausgeteilt.

Mit diesem Spiegel
mag ich zusammen mit Ihnen bedenken,
was die Chance dieser Fastenzeit ist.

Schon häufig habe ich Menschen geraten, sich
– so wie sie sind –
vor den Spiegel zu stellen.

Der ehrliche Blick in den Spiegel
lässt uns Dinge an uns selbst sehen,
die die anderen schon längst entdeckt haben
und die ich selber vielleicht allzu gerne übersehe,
ignoriere
oder schönrede:

meine O-Beine,
meinen zu großen Bauchansatz,
meine schlechte Laune,
mein zu großes Mundwerk,
meinen Egoismus,
meine Rücksichtslosigkeiten,
meine Gier,
die Show, die ich oft spiele.

All das
und noch vieles andere,
gehört auch zu mir.

Der ungeschminkte Blick in den Spiegel
hilft mir zur Ehrlichkeit
und die ist der erste Schritt zur Besserung.

Und nebenbei gesagt:
Die anderen haben vieles
– was ich einfach nicht sehen mag –
schon längst erkannt.

Als gläubiger Christ weiß ich,
dass Gott mich auf alle Fälle schon längst durchschaut hat.

Und dass er mich trotz der O-Beine,
obwohl ich den Bauchansatz nicht wegbringe,
und mit meinen anderen Fehlern
unendlich liebt.

ER hat mich schon durchschaut,
längst bevor ich es wahr haben will.

Die Fastenzeit
will uns die Gelegenheit geben
uns anschauen zu lassen

und uns selber anzuschauen.

Ehrlich und liebevoll.

Und sie will uns die Gelegenheit zur Veränderung geben.

Vielleicht wird es mir nicht gelingen,
mein Leben komplett umzukrempeln.

Aber
wenigstens in einem kleinen Punkt
könnte ich mich doch zu ändern
– zu verbessern –
versuchen.

„Kehrt um!“
So lautet die zentrale Botschaft in der Fastenzeit

μετανοεῖτε
– genau übersetzt:
Ändert euren Sinn.

Durch Wegschauen,
durch Augenverschließen,
durch „Passt scho!“
wird das nicht gelingen.

Aber der Blick in den Spiegel,
die Gelegenheit mich anzuschauen
und von Gott
  und auch von anderen Menschen
anschauen zu lassen,
ist der erste Schritt zur Besserung.

Der zweite Schritt ist
es zuzugeben und mich zu dem zu bekennen,
was ich durch den Blick in den Spiegel erkannt habe.

Der Dritte (mit Rücksicht auf meine Schwachheit)
wenigstens EINE (KLEINE) Sache ändern.

Mich total umzukrempeln wird nicht gelingen.

Aber mit dem Ändern ist es,
wie wenn Sie an einem Tischtuch
an irgendeiner Stelle ziehen:

Es ändert sich die Lage des ganzen Tuches.

– um ein konkretes Beispiel zu nennen:

Vielleicht hat der „Blick in den Spiegel“
zu der Erkenntnis geführt,
dass ich oft launisch oder patzig zu anderen bin.

Könnte es da nicht hilfreich sein,
in die Begegnungen mit anderen
mit einem bewussten positiven Gedanken
hineinzugehen?

Oder könnte es nicht hilfreich sein,
morgens ein wenig früher aufzustehen,
um bei den Begegnungen ausgeschlafener
– wacher –
zu sein?

Als Pfarrer und als Schulseelsorger
habe ich häufig zur Beichte eingeladen.

Zur Vorbereitung habe ich den Kindern,
den Jugendlichen
und den Erwachsenen
einen „Beichtspiegel“ ausgeteilt.

Einen Zettel mit Fragen,
die dazu helfen sollten,
das eigene Leben genauer anzuschauen.

Zu überlegen:

  • Wie bin ich mit mir selbst umgegangen?
  • Wie war mein Leben mit den anderen?
  • Wie bin ich mit meiner Umwelt umgangen?
  • Wie war mein Verhältnis zu Gott?

Der ehrliche Blick in den Spiegel
kann den Anfang zur Umkehr setzen.

In den Spiegel hineinschauen muss jeder selbst.

Die ungeschminkten Erkenntnisse sehen und zugeben
muss jeder für sich.

Und auch das Bemühen um die Veränderungen
kann ich nicht auf andere abschieben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
– jedem und jeder Einzelnen –
einen erfolgreichen Blick in den Spiegel.

Echte und gute Erkenntnisse.

Und Mut, Kraft und Durchhaltevermögen
bei den anstehenden Veränderungen.

– Übrigens
denen,
die diese Schritte nicht nur in ihren Gedanken machen möchten,
– die sie begleitet machen möchten
– oder konkret aussprechen möchten,
empfehle ich ausdrücklich die Beichte oder das geistliche Gespräch.

Ich wünsche uns allen
eine fruchtbare Fastenzeit!

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Nachfolge Jesu

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Prophet Jona kommt in die Stadt Ninive und verkündet ihr:
„Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört!“

oder mit anderen Worten:

So geht es nicht weiter!
So könnt ihr nicht weiterleben!
Ihr müsst euch ändern!

Und die Leute von Ninive glaubten Gott
und begannen Buße zu tun
und ihre Umkehr zu zeigen.

Jesus verkündet:
„Kehrt um! Das Reich Gottes ist nahe!“

Und dann beruft er die Jünger – jeweils zu zweit
und Sie lassen alles stehen und liegen
und folgen Jesus im wahrsten Sinn des Wortes:

Sie gehen hinter Jesus her.

Wenn ich diese beiden Beispiele höre, dann frage ich mich:
Was hindert uns daran, alles stehen und liegen zu lassenund Jesus nachzufolgen?

Was hindert uns daran,
zuzugeben, dass es so nicht weiter gehen kann?
und umzukehren?

Diese Frage stelle ich mir persönlich
und unserer ganzen Gesellschaft.

Und weiter frage ich mich:
wie müssen wir unser Leben gestalten,
damit wir dem entsprechen,
was diese beiden Beispiele uns sagen möchten,
damit wir nicht mehr so weitermachen wie bisher,
damit wir Jesus wirklich folgen.

Zur ersten Frage:
Was hindert uns daran,
alles stehen und liegen zu lassen
und Jesus nachzufolgen?
Was hindert uns daran,
zuzugeben,
dass es so nicht weiter gehen kann?
und umzukehren?

Wie gesagt:
die Frage stelle ich mir,
uns allen,
ja unserer ganzen Gesellschaft.

Ich denke es ist nicht nur die Schwerhörigkeit
gegenüber Gott und gegenüber Jesu Wort.

Ich denke,
dass wir uns selbst viel zu sehr
in den Mittelpunkt gestellt haben.

Ich denke,
dass der gesunde Wunsch danach,
selbst nicht zu kurz zu kommen
der Gier nach dem immer mehr
gewichen ist.

Dass die Eigenliebe
(die übrigens auch Jesus verlangt wenn er sagt:
Liebe Gott und liebe deinen Nächsten WIE DICH SELBST),

dass die Eigenliebe
nicht selten durch Selbstverliebtheit und Egoismus
ersetzt worden ist.

Damit einher geht Härte gegenüber den anderen
vor allem gegenüber denen,
von denen wir meinen,
dass sie uns etwas wegnehmen könnten.

Doch die Selbstbezogenheit,
der Egoismus,
der Wahn immer im Mittelpunkt stehen zu wollen,
die Blindheit für den Anderen,
das Unverständnis für die Bedürfnisse und Sorgen der Anderer,
das ständige um sich selbst kreisen

führen in die Sackgasse,
in den Niedergang,
in die Vereinsamung
und auf keinen Fall in die Nähe Jesu.

Das gilt für unsere Gesellschaft,
wie für jeden und jede von uns.

Meine zweite Frage war:

wie müssen wir unser Leben gestalten,
damit wir dem entsprechen,
was die beiden Beispiele aus der Heiligen Schrift
uns sagen möchten?

Was müssen wir tun,
damit wir nicht mehr so weitermachen wie bisher,
damit wir Jesus wirklich folgen?

Die Antwort liegt auf der Hand.

Den Egoismus,
die Selbstbezogenheit,
dass um sich selber Kreisen
aufgeben.

Doch wie kann das gehen?

Es wird nicht gelingen mich in die Ecke zu setzen
und mir zu sagen:
Ich will nicht egoistisch sein!
Ich kreise nicht um mich selbst!

Es wird uns erst gelingen,
wenn wir den Blick weg von uns selbst,
auf die anderen hin lenken.

Wenn wir lernen,
füreinander da zu sein.

Wenn wir lernen
an das zu denken, was für den Anderen gut ist.

Wenn wir lernen
die Nöte und Sorgen des Anderen zu unseren eigenen zu machen.

Kurz gesagt,
wenn wir
– wie es uns Jesus rät –
einander lieben.

Eine große geistliche Lehrerin des 20. Jahrhunderts,
hat sechs Aspekte der Liebe hervorgehoben.

Die uns helfen können im Alltäglichen Leben.

Die sechs Aspekte sind:

·      Alle lieben
·      Als Erster lieben
·      Im anderen Jesus lieben
·      Sich in den anderen hinein versetzen
·      Die Feinde lieben
·      Mit Taten lieben

Wer versucht mit Hilfe dieser Aspekte
in den ganz konkreten Momenten des Alltags zu leben,
wer wenigstens einen davon jetzt umsetzt,
der wird merken,
dass sich sein Leben verändert,
dass er Jesus näher kommt,
ja das sich die Gesellschaft um ihn herum verändert.

Wer versucht nicht nur die zu lieben, von denen er geliebt wird,
sondern ALLE zu LIEBEN,
der setzt andere Maßstäbe
und muss sich sicherlich ab und zu bewusst dazu überwinden.

Aber Jesus selbst fordert und dazu auf.

Wer nicht erst abwartet,
sondern den ersten Schritt macht,

der ist es,
der einen positiven Neuanfang setzten kann.

Er wird merken,
wenn er ALS ERSTER LIEBT,
kommt oft etwas zurück.

Wer IM ANDEREN JESUS LIEBT,
der setzt um was Jesus im Evangelium gesagt hat:

„Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast,
das hast du mir getan!“

Wenn sich jemand IN DEN ANDEREN HINEINVERSETZT,
dann wird er dessen Situation,
dessen Sorgen und Freuden verstehen lernen
und ihm in angemessener Weise Helfer und Nächster sein.

Dass es nicht leicht fällt DIE FEINDE ZU LIEBEN,
das versteht jeder,

doch ohne diesen Antrieb
wird nicht wirklich Frieden unter den Menschen sein können.

Und dass schöne Worte allein nutzlos bleiben,
wenn wir nicht MIT TATEN LIEBEN,

das ist zwar anstrengend,
aber schlussendlich der einzige Weg,
um selbst nicht die Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Liebe Schwestern und Brüder!
Wie können wir Jesus nachfolgen?
Was können wir tun, damit es nicht so weiter geht?

Wir können lieben!

Dabei können uns 6 Aspekte hilfreich sein:

·      Alle lieben
·      Als Erster Lieben
·      Im anderen Jesus lieben
·      Sich in den Anderen hinein versetzen
·      Die Feinde lieben
·      Mit Taten lieben

Wer das versucht,
selbst wenn es nur in kleinen Schritten ist,
der macht sich auf den Weg,
Jesus nachzufolgen.

Wer das versucht, trägt seinen Teil bei, damit die Welt besser wird.

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Die Welt braucht dieses Kind

Die Welt braucht dieses Kind!
Diese Welt braucht dieses Kind!
Diese unsere Welt braucht dieses Kind!
Diese unsere unheile Welt braucht dieses Kind!

Dieses Kind allein kann dieser unserer unheilen Welt das Heil bringen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Die meisten von uns
werden morgen Heiligabend feiern.

Vermutlich im Kreise der Familie
oder mit Freunden.

Vielleicht dazu noch in der Kirche.

All die,
die Weihnachten feiern,
werden wohl versuchen,
dieses Fest so schön wie möglich zu gestalten.

Ist nicht Weihnachten das Fest der Familie,
das Fest der Freude,
das Fest des Friedens?

Wenigstens einmal im Jahr,
für einen Tag – oder für eine Nacht?

Viele Geschichten,
die von der Weihnacht erzählt werden,
die uns zu Herzen gehen,
malen ein solches Bild.

Das Bild einer heilen Welt.

Alle Menschen sehnen sich nach solch einer heilen Welt:
nach Frieden,
nach Gerechtigkeit,
nach Freude,
nach Glück,
nach Geliebtsein,
nach Freiheit.

Gott sei Dank ist diese Sehnsucht da.

Sie treibt die Menschen nämlich dazu,
wenigstens einmal im Jahr
alles zu unternehmen,
um wenigstens für eine Nacht
die Sehnsucht nach der „heilen Welt“ zu erfüllen.

Wie viel Geld, Kraft und Engagement
wenden wir dafür auf?

Doch die „heile Welt“ zu schaffen,
gelingt uns nicht

und nicht selten ist die Ernüchterung am Ende groß.

Ganz zu schweigen von den Menschen,
denen es schon allein aufgrund ihrer Situation
gar nicht gelingen kann,
auch nur für ein paar Stunden
die heile Welt zu schaffen:

Ich denke an die Kranken,
die Trauenden,
die Notleidenden,
die Gescheiterten,
die Hoffnungslosen,
und auch an die Menschen auf der Flucht.

Unsere Welt ist NICHT HEIL!

Wir brauchen nur die Nachrichten einzuschalten:
Krieg, Terror, Katastrophen, Krisen…

Unser Leben ist NICHT HEIL!

Ich erlebe Scheitern, Grenzen, Abgründe,
Unfähigkeit, Schuld, Bosheit,
Krankheit und Tod.

In diese unheile Welt
– in dieses unheile menschliche Leben hinein –
wird ein Kind geboren.

Diese unsere unheile Welt braucht dieses Kind!

Gott hat sich offensichtlich NICHT dazu entschlossen,
diese unheile Welt mit Waffengewalt zu verändern.

Gott hat sich offensichtlich NICHT dazu entschlossen,
diese unheile Welt mit einer Revolution auf den Kopf zu stellen.

Gott hat sich nicht einmal dazu entschlossen,
diese unheile Welt durch eine „heile Welt“ zu ersetzen.

Er hat sich vielmehr dazu entschlossen,
Mensch zu werden,
ein Kind zu werden
und in diese unheile Welt hinein geboren zu werden.

Offensichtlich will er nicht von außen diese Welt verändern,
sondern von innen.

Offensichtlich will er auch nicht den Menschen von außen verändern,
sondern er möchte, dass der Mensch sich von innen verändert.

Und dazu wird er Kind.

Ein kleines Kind,
geboren von einer Frau
und den Gesetzen menschlichen Lebens unterstellt.

Gott weiß offensichtlich:
Diese unsere unheile Welt braucht dieses Kind!

Wer einmal in die Augen eines kleinen Kindes geschaut hat,
der kann sich vorstellen warum.

Dem Neugeborenen ist es egal,
ob es in einem teuren Kinderwagen oder einer Futterkrippe liegt.

Dem Neugeborenen ist es egal,
ob es in einem Palast oder in einem Stall zur Welt gekommen ist.

Wenn wir auf das neugeborene Kind schauen
und wenn wir uns von dem neugeborenen Kind anschauen lassen,
dann beginnt es unsere Welt zu verändern.

Mit seiner Wehrlosigkeit beginnt es,
unsere Härte zu besiegen.

Mit seinem Lächeln beginnt es,
uns zu trösten.

Mit seinen fragenden und strahlend Augen beginnt es,
unsere Zweifel zu zerstreuen.

Mit seinen winzigen und zarten Fingern beginnt es,
unsere Fäuste zu entwaffnen.

Diese unsere unheile Welt braucht dieses Kind!

Denn dieses Kind bringt das Heil in diese unheile Welt.

Es fordert uns heraus,
mitzuhelfen,
dass diese unsere unheile Welt
Stück für Stück
und Tag für Tag
heiler wird.

Diese Welt braucht dieses Kind
und dieses Kind
braucht Sie und mich,
die wir unseren Beitrag leisten müssen,
damit die Welt heiler wird
– im Großen und im Kleinen –

Mit den Weihnachtsaktionen,
der Geschenkaktion,
dem Marientragen
und mit dem Sammeln von Kleidung für Flüchtlinge,
wollten wir in diesem Advent Zeichen für unsere Mithilfe
  an der Verbesserung der Welt
setzen.

Herzlichen Dank allen,
die sich daran so rege beteiligt haben.

Es waren Zeichen, doch um nachhaltig zu sein,
bedarf es in jedem von uns noch der inneren Umwandlung,
die das Kind in der Krippe,
  die Gott in uns bewirken will.

Diese unsere unheile Welt braucht dieses Kind!

Und dieses Kind braucht uns,
Sie und mich, mit unserem Beitrag.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn ich auf die Situation der Welt
und auf unsere eigene Situation schaue,
dann merke ich,
wie dringend wir alle dieses Kind brauchen
und wie nötig unsere Mithilfe ist
in unzählig vielen kleinen Schritten.

Und wie nötig es ist,
dass wir
– Sie und ich –
uns von diesem Kind verwandeln lassen.

Das wünsche ich Ihnen und mir zu Weihnachten.

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Eine Predigt zum Lesen und zum Hören

Liebe Besucherinnnen und Besucher,

Sie können diese Predigt hier lesen oder auch als  Audio-Datei anhören.

– Klopfen –
Das ist Advent.
Gott klopft bei uns an.

– Klopfen –
Herein!
Auch das geschieht im Advent:
Wir rufen Gott zu: Komm herein!
Macht hoch die Tür!
Gott klopft an unsere Tür.
ER will eingelassen werden.

– Klopfen –
Es genügt nicht nur zu rufen “Herein!”
Wir müssen schon aufstehen
und die Tür öffnen:
“Meins Herzens Tür die offen ist”.
So singen wir.

Denn:
Gott will herein.
Gott will in unser Herz.
Gott will in unser Leben.
Gott will in unsere Familien.
Gott will in unsere Stadt und unser Land.

Ja, Gott will in unser Leid
und in unsere Freunde.
Gott will in unsere Stärken
und in unsere Schwächen.

Wollen wir ihn einlassen?
Wie können wir ihn einlassen?

Schauen wir uns die Tür noch genauer an:
Sie ist nur von innen zu öffnen!

Und Gott wird nicht
mit Gewalt bei uns eindringen.

Was ist der Schlüssel zu unserer Tür?

Zu lieben ist der Schlüssel zu unserer Tür!
Zu lieben –
nicht mit dem Herzen,
sondern mit unserer Hand.
Zu lieben –
nicht mit Worten,
sondern mit unseren Taten.

Wenn wir
aus unserer Abgeschlossenheit
hinaus gehen,
dann machen wir unsere Türen auf.

Wenn wir mit noch so kleinen Dingen lieben,
Dann öffnen wir IHM die Tür.

Wir einen Schritt auf Gott
und vor allem auf die Menschen
– in denen uns ja Gott begegnet –
zumachen,
dann lassen wir IHN herein.

Wenn wir
jemandem ein freundliches Wort schenken,
wenn wir als erster grüßen,
wenn wir als erster
einen Schritt zur Versöhnung gehen,
dann lassen wir IHN herein.

Wenn wir jemanden unsere Zeit schenken,
Wenn wir mit den anderen die Dinge,
die uns auch nur geschenkt sind,
teilen,
dann lassen wir IHN herein.

– Klopfen –

Gott klopft bei uns an.

Wir rufen “Herein!”

Doch wir müssen die Tür von innen öffnen

mit dem Schlüssel der Liebe!

Das, liebe Schwestern und Brüder,
ist Advent!

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Wahre Liebe

Liebe Schwestern und Brüder!

Das ist doch ziemlich deutlich,
was Jesus da sagt.

Er spricht – vordergründig gesehen – vom jüngsten Gericht.

Von dem Tag,
an dem ER kommt, um Gericht zu halten.

Aber wenn wir genau hinsehen,
spricht er auch von dem Tag,
an dem ER bei uns ankommen will.

Er spricht auch von dem Tag,
an dem ER bei uns ankommen soll.

– Als Christen warten wir ja hoffentlich jeden Tag auf seine Ankunft! –

Und wenn ER kommt,
wenn Christus da sein soll,
dann wird
ja dann muss es zu einer Scheidung kommen.

Zur Scheidung zwischen Schafen und Böcken.

Wenn ER kommt, wird ER die weißen Schafe
und die schwarzen Ziegenböcke voneinander trennen.

Und er nennt uns in aller Deutlichkeit die Kriterien, die er anlegen wird,
die Fragen, die dann gestellt werden.

Am Ende der Scheidung zwischen Schafen und Böcken
werden die Gerechten in das ewige Leben gehen
und die anderen in die ewige Strafe.

Ganz schön drastisch.

Das im wahrsten Sinn des Wortes „entscheidende“ Kriterium,
das beim Kommen des Menschensohnes,
beim Kommen Christi,
angesetzt wird,
ist die Liebe.

Die Frage, die wir uns stellen müssen
und die wir uns stellen lassen müssen,
ist die:

HAST   DU   GELIEBT?

(1. Die Liebe ist konkret)

Wenn wir das Wort Liebe gebrauchen,
dann denken wir vielleicht zuerst an ein Gefühl,
an einen Gedanken,
vielleicht sogar an Erotik.

Davon spricht Jesus nicht.

Mit seinem Gleichnis stellt er klar:

Die Liebe ist konkret.

Liebe,
die sich nicht in der konkreten Tat zeigt,
ist im Sinne Jesu keine wahre Liebe.

Liebe die nur ein Gedanke bleibt,
ist keine wahre Liebe.

Liebe, von der nur geredet oder geschrieben wird,
ist keine wahre Liebe.

Wahre Liebe muss sich konkretisieren,

muss Hand und Fuß bekommen.

Wenn sie das nicht tut,
bleibt sie unglaubwürdig und leer.

Ja, für die wahre Liebe
braucht es nicht einmal Worte
oder Gedanken darüber,
sondern nur die Tat.

Und es geht nicht um Heldentaten,
um Revolutionen oder große Kunststücke.

Es geht um die kleinen Taten:

Da genügt es,
jemandem etwas zu essen oder zu trinken zu geben,
einen Kranken zu besuchen 
oder die Kleider zu teilen.

Die Beispiele, die Jesus nennt,
sind alltäglich,
unspektakulär
und von jedem aufmerksamen Menschen praktisch umzusetzen.

Aber alle,
jede einzelne
– und die Liste könnte man sicher noch beliebig erweitern –
alle
sind Taten der Liebe.

Und alle gelten einem der „geringsten Brüder“.

 (2. Wer liebt kommt in Kontakt mit Gott)

Der Einsatz für die Geringsten,
das soziale Engagement,
ist eines der Markenzeichen des Christentums.

An unzähligen Stellen im Neuen Testament
werden wir von Jesus und von den Aposteln
dazu ermahnt.

Das Gleichnis,
das Jesus uns heute erzählt,
ist nicht nur eine solche Ermahnung.

Es zeigt den wichtigsten Punkt auf,
weshalb wir lieben sollen,
– ja – weshalb wir, wenn wir Christen sein wollen,
lieben MÜSSEN!

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder nicht getan habt,
das habt ihr auch mir nicht getan.“ (Mt 25,45)

Jesus zeigt nicht nur Mitgefühl oder Mitleid
mit den Notleidenden.

Er solidarisiert sich nicht nur
mit den Hilfsbedürftigen.

Er lässt sich vielmehr
durch die Armen vertreten.

In dem,
der meine Hilfe braucht,
begegnet mir CHRISTUS.

Wer die Hilfe für den Hilfsbedürftigen ablehnt,
der lehnt Christus ab.

Der Dienst am geringsten Bruder,
an der geringsten Schwester,
ist echter Gottesdienst.

Vielleicht riecht es in diesem Gottesdienst
statt nach Kerzen und Weihrauch
nach menschlichen Grundbedürfnissen.

Doch wer diesen Gottesdienst tut,
wer die konkrete Liebe lebt,
der hat
– mit dem Evangelium dieses Sonntags –
die Zusage,
dass er ganz nahe bei Christus ist.

Wer in der konkreten Tat liebt,
der begegnet Christus.

 (3. Wer liebt, kommt zum Leben, wer nicht liebt, kommt zum Tod)

Und mehr noch:

Er geht am Ende ins ewige Leben.

Korrekter als die Einheitsübersetzung
müsste man den ursprünglichen griechischen Text
nämlich so wiedergeben:

„Und diese (Jesus spricht zuerst von den Verweigerern der Liebe) –

Und diese werden in die ewige Strafe gehen,
die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Mt 25,46)[1]

Was Johannes in seinem ersten Brief so schreibt:

„Wir wissen,
dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind,
weil wir die Brüder lieben.“ (1 Joh 3,14a)

gilt erst recht für das ewige Leben.

Dahin gelangt der,
der liebt.

Während der,
der nicht liebt „in die ewige Strafe geht“.[2]

Es ist nicht einmal so,
dass er bestraft wird,

sondern die Strafe ist sozusagen die logische Folge
seines Nicht-Liebens.

Wer nicht liebt,
verdammt sich
durch sein Nicht-Lieben
selbst.

„Wer nicht liebt, bleibt im Tod.“ (1 Joh 3,14b)
– so sagt es Johannes in seinem ersten Brief.

Dass, das wahr ist,
können wir jetzt schon überall dort sehen,
wo Menschen sich in ihrem Egoismus gefangen nehmen lassen.

Dass wir nicht die Freude der Erlösten spüren und ausstrahlen,
können wir immer dann
– auch am eigenen Leib –
erfahren,
wo wir die Liebe schuldig bleiben
und um uns selber kreisen.

„Diese werden in die ewige Strafe gehen,
 die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Mt 25,46)

Das will weniger als Drohung,
denn als selbstverständliche Feststellung
verstanden werden.

„Diese werden in die ewige Strafe gehen,
 die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Mt 25,46)

Das will uns vor allem dazu ermuntern,
mit der christlichen Liebe,
mit der Liebe zu den Brüdern und Schwestern,
zu den Geringsten,
endlich ernst zu machen.

Denn:

Die Liebe ist konkret.

Wer liebt
kommt in Kontakt mit Gott.

Wer liebt
kommt zum Leben,

wer nicht liebt
kommt zum Tod.


[1] Hier zitiert nach der „Züricher Bibel“

[2] Vgl. Mt 25,46 nach der „Züricher Bibel“

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Die klugen Jungfrauen und wahre Freude

Liebe Schwestern und Brüder!

Würden Sie sich mit einem leeren Tank auf eine Autofahrt begeben
ohne vorher zur Tankstelle zu fahren?

Das wäre wirklich töricht!

Dass man nicht nur beim Autofahren töricht,
ja dumm sein kann,
sondern auch im Bezug auf den Glauben,
im Bezug auf das Reich Gottes,

das macht Jesus mit dem Gleichnis deutlich,
das er uns heute erzählt.

Es ist so anschaulich,
dass ich es gar nicht nacherzählen brauche.

Aber ich will mit Ihnen zusammen überlegen,
was das Gleichnis für Sie und mich sagt,

welche Anregung für die Gestaltung unseres geistlichen
und alltäglichen Lebens
enthält dieses Gleichnis?

Ich möchte eine Anregung herausgreifen.

Da sind die "zehn Jungfrauen,
die ihre Lampen nahmen
und dem Bräutigam entgegengingen." (Mt 25,1)

Im griechischen Urtext ist nicht von Lampen,
sondern von Fackeln die Rede.1

Das macht die Geschichte in ihrer Folge noch dramatischer.

Zehn Jungfrauen:
"Fünf von ihnen waren töricht,
und fünf waren klug." (Mt 25,2)

Und worin bestand die Klugheit der Klugen?
Und was war die Torheit der Törichten?

"Die törichten nahmen ihre Lampen mit,
aber kein Öl,

die klugen aber
nahmen außer den Lampen
noch Öl in Krügen mit." (Mt 25,3f)

Der Vorrat an Öl
ist der entscheidende Unterschied
zwischen den Klugen und den Törichten.

Und wenn man sich
Fackeln vorstellt,
dann zeigt sich die ganze Dramatik der Törichten,
ihre ganze Dummheit.

Sie nehmen zwar die Fackeln mit,
Fackeln,
die wir uns als Stecken,
die mit Stoff umwickelt sind, vorstellen müssen.

Brennen können diese Fackeln nur,
wenn sie mit dem Öl getränkt sind.

Ja – ohne das Öl sind die Fackeln nutzlos.

Die Geschichte,
die uns Jesus da erzählt,
ist ein Gleichnis.

Ein Gleichnis beschreibt
mit Hilfe von Bildern
eine tiefere Wirklichkeit.

Und so müssen wir uns fragen:
Was bedeutet denn das Öl?

Wofür steht das Öl?

In der Heiligen Schrift
wird das Öl nicht nur als Nahrungsmittel verwendet.

Es ist Heilmittel.

Es ist Zeichen der Nähe Gottes.

Es wird zum Salben verwendet:

So betet der Psalm 23:
"Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher." (Ps 23,5)

Ja, die Könige werden mit Öl gesalbt:

So beschreibt beispielsweise das erste Buch Samuel:
"Samuel nahm das Horn mit dem Öl
und salbte David mitten unter seinen Brüdern (zum König).
Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tag an." (1Sam 16,13)

Öl ist also Zeichen der Gegenwart und der Zuwendung Gottes.

In der Folge wird das Öl zum Zeichen der Freude
und so kann der Prophet Jesaia vom "Freudenöl" sprechen,
das der Gottesknecht mitbringt.2

Das Öl in der Heiligen Schrift
ist also Zeichen der Freude,

Zeichen des Segens
und Zeichen der Zuwendung Gottes.

Zurück zum Gleichnis:

Wenn nun die törichten Jungfrauen ohne Öl dahergekommen sind,
dann fehlt ihnen
aus der Sicht des alttestamentlich und biblisch denkenden Menschen also
die Verbindung mit Gott
und vor allem die Freude!

So wie nämlich das Öl die Fackel zum dauerhaften brennen bringt,

so wie das Öl die Grundlage für den Lichtschein bildet,
den die Fackel abgeben kann,
so ist die Freude des gläubigen Menschen das Mittel,
das sichtbar und erfahrbar
Zeichen der Gegenwart Gottes ist.

Wo Christen griesgrämige Sauergurkengesichter aufhaben,3
da wirken sie wenig anziehend.

Da kann sich das Reich Gottes nicht ausbreiten
und die Menschen,
die lustlose, fade und blasse Christen erleben,
die werden wohl kaum auf die Idee kommen,
dass deren Glaube anziehend sein könnte.

Die törichten Jungfrauen haben kein Öl,
ja nicht einmal Krüge für das Öl,
dabei.

Wenn das Öl für die Freude steht,
und wenn dieses Gleichnis auch an uns gesagt ist,
müssen wir uns dann nicht fragen,
ob wir die Freude dabei haben,
die Freude am Glauben,
die Freude darüber, dass wir Kinder Gottes sind,
die Freude darüber, dass Jesus Christus uns erlöst hat?

An der Hochzeitsfeier teilnehmen können nur die,
die das Öl dabei haben.

Am Himmelreich teilnehmen werden nur die,
die die Freude mitbringen,
die die Gegenwart Gottes mitbringen.

Zu den anderen sagt der Bräutigam:
"Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht." (Mt 25,12)

Selbstverständlich ist Freude etwas anderes als Gaudi oder Spaß.

Was die christliche Freude ist beschreibt Papst Franziskus einmal
mit folgenden Worten:

"Ist es Fröhlichkeit?

Nein:

Es ist nicht dasselbe.

Fröhlich und heiter sein ist gut,
aber die Freude ist eine andere Sache,
sie ist mehr.

Sie ist nicht stimmungsabhängig,

sie stammt nicht aus dem Moment,
sondern sie geht viel tiefer.

Sie ist ein Geschenk.

Wenn wir die Fröhlichkeit immer ausleben wollen,
wird sie am Ende zu einer Leichtigkeit und Oberflächlichkeit,

außerdem bringt sie mit sich einen Zustand,
wo es an christlicher Weisheit fehlt,
sie macht uns ein wenig dumm und einfältig.

Alles fröhlich und heiter?

Nein.

Die Freude ist eine andere Sache.

Die Freude ist ein Geschenk des Herrn,
sie erfüllt uns von innen her.

Es ist wie eine Salbung durch den Heiligen Geist."

Ein freudiger Mensch ist sich sicher,
das Jesus immer bei uns ist.

Und wie sollen wir mit der Freude umgehen?
Wir können sie ja schlecht haltbar machen und herumtragen.

"Nein,
denn wenn wir diese Freude nur für uns selbst haben wollen,
wird sie krank
und das Herz wird ein wenig zerknittert.

Unser Gesicht strahlt dann nicht diese Freude aus,
sondern eine Nostalgie,
eine Melancholie, die nicht gesund ist.

Manchmal haben diese melancholischen Christen ein Gesicht
wie Chilischoten in Essig
anstatt sich zu freuen
und ein gutes Leben zu haben.

Die Freude kann niemals fest werden,

sie muss weitergehen.

Die Freude ist eine pilgernde Tugend.
Sie ist ein Geschenk,
das sich bewegt,
das auf dem Weg des Lebens geht,
mit Jesus geht."

Christen wollen diese Freude weitergeben,
weil sie erfüllt von ihr sind.

"Der Christ ist großherzig,

er darf kein Angsthase sein.

Es ist genau diese Großherzigkeit,
die uns den Atem gibt,
die uns die Kraft des Vorwärtsgehens gibt,
erfüllt mit Heiligem Geist.

Sie ist eine Gnade, die wir vom Herrn erbitten müssen,
diese Freude.

Bitten wir den Herrn um diese Gnade,
dieses Geschenk des Heiligen Geistes:

Die christliche Freude,
weit weg von der Traurigkeit,
weit weg von der einfachen Fröhlichkeit,
sie ist etwas anderes.

Sie ist eine zu erbittende Gnade."4

1 vgl. http://www.perikopen.de/Lesejahr_A/32_iJ_A_Mt25_1-13_Muench.pdf

2 Jes 61:1 Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, 2 damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste, 3 die Trauernden Zions erfreue, ihnen Schmuck bringe anstelle von Schmutz, Freudenöl statt Trauergewand, Jubel statt der Verzweiflung.

3 vgl. Papst Franziskus an Seminaristen: http://de.radiovaticana.va/m_articolo.asp?c=708340

4 Dieser Text stammt von der Webseite http://de.radiovaticana.va/news/2013/05/10/mit_freude,_nicht_mit_sauren_gesichtern:_die_papstpredigt_vom_freitag/ted-690763 des Internetauftritts von Radio Vatikan

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