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Gebt Gott, was Gott gehört!

Liebe Schwestern und Brüder!

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)

Dieser Satz
wurde im Laufe der Geschichte immer wieder bemüht,
wenn es um das Verhältnis von Staat und Kirche,
um die Beziehung zwischen weltlicher und geistlicher Autorität ging.

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)

Man könnte diesen Satz auch bemühen,
um allen Christen in Erinnerung zu rufen,
dass sie ihre Steuern ordnungsgemäß bezahlen
und ihren übrigen Verpflichtungen
dem Staat und der Gesellschaft gegenüber
in richtiger Weise nachkommen sollen.

Das ist alles richtig,
aber ich möchte mit Ihnen heute genauer hinsehen,
was da im Evangelium für uns steht.

Die Pharisäer beschließen, Jesus eine Falle zu stellen.

Eine Falle,
aus der er nicht mehr herauskommen wird.

Sie holen sich die „Anhänger des Herodes“ (Mt 22,16)
also die Soldaten, die Schergen,
  die Agenten des Tetrarchen Herodes Antiapas
zu Hilfe.

Jesus kann jetzt nur eine falsche Antwort geben:

Entweder wird er sich dafür aussprechen,
die Steuer zu zahlen,
dann ist er ein Kollaborateur mit den verhassten Römern.

Oder
er wird sich gegen das Zahlen der Steuer aussprechen,
dann wird es die Staatsmacht mit eigenen Ohren hören,
dass er ein Aufwiegler und Staatsfeind ist.

Jesus fordert sie auf,
ihm eine der Münzen zu zeigen,
  eine von denen,
  mit denen auch die Pharisäer
– ja alle Leute im römischen Reich –
ihre Kopfsteuer bezahlen mussten.

Mit ihrer prompten Reaktion,
indem sie einen Denar aus der Tasche ziehen,
entlarven sich die Pharisäer selber als Steuerzahler
und mehr noch,
als Leute,
  die ihren eigenen Gesetzen widersprechen.

Denn der Denar zeigt nicht nur auf der Rückseite
die römische Friedensgöttin Concordia,
sondern auf der Vorderseite
steht um das Bildnis des Kaisers Tiberius herum:
„Ti(berius) Cäsar, des göttlichen Aug(ustus) S(ohn)“[1].

Aus der Sicht eines gläubigen Juden
eine eindeutige Gotteslästerung,

die klar im Widerspruch zum jüdischen Gesetz – zur Thora – steht.

Dort steht nämlich,
dass es nur einen Gott,
JHWH,
den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gibt[2].

Und außerdem steht dort das Verbot sich Bilder zu machen,
von Gott,
vom Menschen
oder von sonst etwas Geschaffenem[3].

Jesus entlarvt die Frager
als Heuchler,
die ein Doppelleben führen
  und ihre eigenen Gebote selber nicht ernst nehmen.

Nachdem sie so in ihre eigene Falle getappt sind,
erhalten sie von Jesus den Rat:

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)

Was bedeutet dieses Wort nun für uns.

Wir sind ja nicht her gekommen,
um Jesus eine Falle zu stellen.

Was heißt es für Sie und mich,
wenn Jesus zu mir und zu Ihnen heute sagt:

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)

Vor Augen hat Jesus die Münze,
den Denar,
auf dem das Abbild des Kaisers zu sehen ist.

Eines Menschen,
der niemals Gott sein kann.

Vor Augen hat Jesus das Geld,
das so viele vergöttern,
dem die Menschen in ihrer Gier nachlaufen
und um es zu vermehren
  auch die schrecklichsten und unappetitlichsten Dinge tun.

Bis heute.

Wie viele laufen hinter diesem Götzen her
und verschreiben ihm ihr ganzes Leben?

Wie sehr starrt man – auch in unserer Gesellschaft –
auf das Geld
und die anderen Götzen,
die vom Menschen gemacht sind
und die uns und andere Menschen versklaven
und um das wahre Glück betrügen?

Papst Franziskus spricht vom
„Fetischismus des Geldes
und der Wirtschaftsdiktatur ohne Gesicht
und ohne menschliches Ziel“[4]

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)

Macht die Dinge dieser Welt,
weder das Geld,
noch irgendetwas anderes
  zu Gott.

Ihr braucht die Dinge dieser Welt zwar nicht verachten.

Sie sind ja zum Leben nötig,
aber sie sind eben nicht Gott.

Dem gehört Ihr eigentlich.

Nach dessen Abbild seid Ihr doch geschaffen![5]

Also gebt IHM,
was IHM gehört!

Zuerst Euch selber.

So wie die Steuermünze
mit dem Bild des Kaisers
dem Kaiser gehört,

so gehört Ihr,
die Ihr nach dem Abbild Gottes geschaffen seid,
GOTT.

Und auch die anderen Menschen:

Auch sie sind Gottes Ebenbilder.

Sie zu missbrauchen,
sie auszunützen,
sie zum Objekt zu machen,
zum Wirtschaftsfaktor zu degradieren,

das dürft ihr nicht tun.

Und all die Dinge,
die ihr zur Verfügung habt:

Sie sind euch von Gott geliehen oder geschenkt.

IHM gehören sie eigentlich.

Sie zu missbrauchen,
oder zu verschwenden,
sie zu verachten
oder zu vernachlässigen,

auch das dürft ihr nicht tun.

Seht vielmehr alles:

Euer eigenes Leben,

das der anderen Menschen,

ja die ganze Welt, in die ihr gestellt seid,
aus dem liebenden Blick Gottes heraus
und geht entsprechend damit um.

Oder mit anderen Worten gesagt:

„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21)


[1] http://www.perikopen.de/Lesejahr_A/29_iJ_A_Mt22_15-22_Diefenbach.pdf  Seite 3

[2] vor allem Dtn 6,4

[3] vgl. Ex 20,4 //

[4] Evangelii Gaudium, 55

[5] vgl. Gen 1,27

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Wir sind alle eingeladen!

Liebe Schwestern und Brüder!

Was will uns Jesus mit dem Gleichnis sagen,
das wir da gerade gehört haben?

Er spricht vom Himmelreich.

Vom Himmelreich,
das er mit der Hochzeitsfeier eines Königssohnes vergleicht.

Etwas Großartigem.

Ich erinnere mich an die Hochzeiten in den Königshäusern Europas,
die als DAS Medienereignis in alle Welt übertragen
und mit großem Prunk gefeiert werden.

Prinzenhochzeiten
waren sicher auch schon zur Zeit Jesu
Veranstaltungen der Superlative.

Wenn Jesus hier mit diesem Gleichnis
das Himmelreich erklären möchte,
ist die erste Aussage:

Es geht um etwas ganz Großes.

In manchen Gleichnissen schildert Jesus das Reich Gottes
als etwas Verborgenes,
Kleines,
Unscheinbares.

Hier aber ist deutlich gesagt:
Es geht um etwas Großartiges.

Wenn das Himmelreich zustande kommt,
ist es
– modern gesprochen und im positivsten Sinne verstanden –
DAS Medienereignis des Jahres,
DAS Ereignis,
dem sich keiner entziehen kann.

Oder auf uns angewendet:

Gott hat mit dem Himmelreich,
das er für uns bereit hält

für UNS etwas Großartiges vor.

Gott plant für uns etwas unbeschreiblich Großes:

Das Himmelreich.

In das lädt ER uns ein.

So wie der König die geladenen Gäste
hat Gott auf seiner Gästeliste
schon bestimmte Leute vorgesehen.

Die,
die man aufgrund ihrer Stellung
und aufgrund der Beziehung zu ihnen
zu so einer großartigen Feier einlädt.

Wendet sich Jesus damals „mit seinem Gleichnis
an die Hohenpriester und an die Ältesten des Volkes,
das heißt an die „Weisen“,
an die Führungsschicht“[1],

so scheint es mir legitim zu sagen:

Das Matthäusevangelium
wendet sich heute auch an, die Christen,
an die, die am Sonntag in die Kirche gehen,
(an die, die überlegen Priester zu werden,)
an die, die glauben,
das sie in einer besonderen Beziehung mit Gott stehen,

kurz – an UNS.

UNS hat Gott eingeladen,
an seinem Reich,
am Himmelreich teilzunehmen.

Und ich kann mir gut vorstellen,
dass Gott keinen Gefallen hat,
wenn die,
für die er den immensen Aufwand treibt,
der für das Himmelreich nötig ist,
nicht kommen wollen[2],
sich nicht darum kümmern,
oder Besseres vorhaben[3].

Und noch mehr kann ich mir vorstellen,
dass er ausrastet,
wenn die eigentlich Eingeladenen
auch noch bösartig oder gar handgreiflich werden
gegenüber seinen Boten.

Zeigt die
– für unser Verständnis völlig überzogene Reaktion des Königs,
  der gleich die ganze Stadt der Mörder in Schutt und Asche legen lässt, –
nicht das unbeschreiblich große innere Engagement,
mit dem er
ohne Wenn und Aber
seinen Plan umsetzen will?

Zeigt die Maßlosigkeit,
die Gott durch den Einsatz des Lebens seines eigenen Sohnes
für das Reich Gottes
und dafür dass WIR am Himmelreich teilnehmen können,
nicht die Maßlosigkeit seiner Liebe?

Gott tut von seiner Seite alles,
damit die von ihm Geliebten,
am Himmelreich teilnehmen.

Und doch gelingt es immer wieder Menschen,
sich selber von der Teilnahme daran auszuschließen.

Ich frage MICH:
Gehöre auch ICH
zu denen?

Ich frage UNS:
Gehören auch WIR
zu denen?

Der König hält sich aber nicht lange damit auf,
die Dummheit und den Starrsinn zu beklagen.

Für ihn ist klar:
die Feier MUSS stattfinden.

Gott klagt nicht lange darüber,
wenn Menschen sein Angebot ablehnen.

Vielmehr nimmt er die ablehnende Entscheidung ernst
und wendet sich dann eben Anderen zu.

An vielen Stellen des Alten und des Neuen Testamentes
begegnen uns Äußerungen,
die das klar machen.

Gott ist es ernst damit,
das Reich Gottes entstehen zu lassen.

Und wenn es die,
die es eigentlich ersehnen müssten nicht kapieren,
dann lädt er eben Andere ein.

Ja er sieht bei seiner Einladung nicht mehr
auf die Würdigkeit des Einzelnen,

nicht auf ihre Vorgeschichte,
nicht einmal mehr darauf,
ob es GUTE oder BÖSE sind[4].

Er schickt seine Boten
– wie es im griechischen Text heißt -:
  „an die Enden der Straßen“[5].

Von da,
wo man es nicht vermutet kommen nun die Gäste.

Aus Völkern,
von denen man es nicht gedacht hätte,
kommen nun die,
die am Himmelreich Anteil nehmen.

Aus Schichten und Gruppen,
mit denen – nach menschlichem Ermessen – nichts anzufangen ist,
kommen nun die,
die einen Platz im Reich Gottes haben.

Übersetzt in unsere Zeit:

Wer in der Kirche in Deutschland und Europa hätte geglaubt,
dass Asien,
Afrika
und Lateinamerika die Gebiete sind,
in denen sich Menschen in großer Zahl
dem Evangelium zuwenden?

Wer würde es für möglich halten,
dass Verbrecher und Drogenabhängige
klarer zum Glauben an Christus stehen,
als so manches bieder – bürgerliche Wohlstandskind?

Ich werde nie die Begegnung mit einem jungen Mann vergessen,
der mir erzählte,
dass er im Gefängnis war,
weil er jemanden umgebracht hat.

– Er sah auch aus wie man sich einen von den „schweren Jungs“ vorstellt –

Aber dann sagte er zu mir:
„Weißt Du:
ohne Jesus kann ich nicht mehr leben!“

Gott hat Großes mit uns vor.

Er lädt uns in das Himmelreich ein.

Es ist ihm wirklich ernst.

Folgen wir seiner Einladung?

ER ruft Viele,
auch die, von denen WIR es nicht für möglich halten.

Und dann ist da noch der eine Mann,
der an der Tafel Platz genommen hat,
ohne ein hochzeitliches Gewand zu tragen.

Der König
besieht sich die Schar
seiner scheinbar wahllos zusammengesammelten Gäste
schon noch einmal.[6]

Es ist nicht so,
dass Gott nun nicht mehr genau hinsehen würde.

Man kommt nicht automatisch in das Himmelreich.

Es ist nicht so
„als ob es auf das Verhalten der Menschen, die gerufen werden,
überhaupt nicht ankomme.“[7]

Im Kolosserbrief schreibt Paulus:
„Ihr seid von Gott geliebt,
seid seine auserwählten Heiligen.

Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen,
mit Güte,
Demut,
Milde,
Geduld!“[8]

Und schon der Prophet Jesaia spricht vom
„Mantel der Gerechtigkeit“,
in den man gehüllt sein muss.[9]

Ja sogar Martin Luther „versteht unter dem hochzeitlichen Kleid
den Glauben, der Werke der Liebe tut“[10].

Liebe Schwestern und Brüder!

Gott hat großes mit uns vor.

Er will sein Reich,
das Himmelreich errichten.

Er wird es tun.

Selbst wenn die ursprünglich Eingeladenen
seine Einladung ausschlagen.

Er wird das Himmelreich errichten.

Wer will seiner Einladung nicht folgen?


[1] Papst Franziskus bei der Predigt zur Eröffnung der Familiensynode zitiert nach http://de.radiovaticana.va/news/2014/10/05/papstpredigt_zur_synodener%C3%B6ffnung_/ted-829244

[2] vgl. Mt 22,3

[3] vgl. Mt 22,5

[4] vgl. Mt 22,10

[5] zitiert nach: http://www.perikopen.de/Lesejahr_A/28_iJ_A_Mt22_1-14_Disse.pdf Seite 2

[6] vgl. Mt 22,11

[7] J. Jeremias zitiert nach: http://www.perikopen.de/Lesejahr_A/28_iJ_A_Mt22_1-14_Disse.pdf Seite 6

[8] Kol 3,12

[9] vgl. Jes 61,10

[10] http://www.perikopen.de/Lesejahr_A/28_iJ_A_Mt22_1-14_Disse.pdf Seite 7

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Bergmesse zum Fest “Kreuzerhöhung”

Einleitung:

Die katholische Kirche feiert am 14. September das Fest „Kreuzerhöhung“

Um dieses Fest zu verstehen
müssen wir in die frühe Geschichte der Kirche,
genauer in das 4. Jahrhundert zurückschauen:

Wurden die Christen in den ersten drei Jahrhunderten massiv verfolgt,
so hat sich ihre Situation mit Kaiser Konstantin im Jahr 313 massiv verändert.

Er hatte nicht nur das Christentum zur erlaubten Religion
(neben dem offiziellen staatlichen Götterkult) erklärt,
sondern auch damit begonnen, für die Christen die ersten Kirchen zu bauen.

Das tat er in Rom, in Bethlehem und in Jerusalem.

Über dem Hl. Grab in Jerusalem baute er die Kirche,
die wir heute „Grabeskirche“
und die Orthodoxen Christen „Anasthasis“ Auferstehungskirche nennen.

Und am Tag nach der Weihe dieser Kirche, am 14. September 335
wurde dort zum ersten Mal das Kreuz Jesu zur Verehrung ausgestellt,
das – wie wir aus der Legende wissen – von Kaisern Helena,
der Mutter des Konstantin aufgefunden worden war.

Ich habe heute unseren Kreuzpartikel
– ein ganz kleines Stückchen Holz eingefasst in dieses Gefäß –
mitgebracht, um uns das Kreuz Jesu gegenwärtig zu machen.

Das Fest Kreuzerhöhung lädt ein, auf das Kreuz zu schauen.

Nicht nur auf zwei hölzerne Balken, sondern auf Christus,
der am Kreuz für uns gestorben,
und am dritten Tag danach auferstanden ist.

Ich finde es sehr schön,
dass wir an diesem Fest eine Bergmesse feiern dürfen.

Auf jeden Gipfel in unserem Land
haben gläubige Menschen ein Kreuz aufgestellt.

Zeichen unseres christlichen Glaubens, Zeichen unserer Erlösung.

Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist,

er ist jetzt unter uns gegenwärtig.

Ihn rufen wir an:

KYRIE

Lesung

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther: (1 Kor 1,18-29)

Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit;
uns aber, die gerettet werden,
ist es Gottes Kraft. 

Es heißt nämlich in der Schrift:
Ich lasse die Weisheit der Weisen vergehen
und die Klugheit der Klugen verschwinden. 

Wo ist ein Weiser?
Wo ein Schriftgelehrter?
Wo ein Wortführer in dieser Welt?

Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? 

Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes
auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte,
beschloss Gott, alle, die glauben,
durch die Torheit der Verkündigung (des Kreuzes) zu retten. 

Die Juden fordern Zeichen,
die Griechen suchen Weisheit. 

Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten:

für Juden ein empörendes Ärgernis,
für Heiden eine Torheit,

für die Berufenen aber,
Juden wie Griechen,
Christus,
Gottes Kraft und Gottes Weisheit. 

Denn das Törichte an Gott
ist weiser als die Menschen

und das Schwache an Gott
ist stärker als die Menschen. 

Seht doch auf eure Berufung, Brüder!

Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn,
nicht viele Mächtige,
nicht viele Vornehme, 

sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt,
um die Weisen zuschanden zu machen,

und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt,
um das Starke zuschanden zu machen. 

Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt:
das, was nichts ist,
um das, was etwas ist, zu vernichten, 

damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.

Wort des lebendigen Gottes.

Predigt

Liebe Bergsteiger,
liebe Schwestern und Brüder!

Als wir in Waldram unser neues Schulhaus gebaut haben,
da haben wir in einem Projekt
mit dem Titel „Christus darstellen“
von Schülern
die Christusbilder in den Klassenzimmern anfertigen lassen.

Die Schülerinnen und Schüler
hatten die Aufgabe
ein Kunstwerk anzufertigen,
das der Klasse Christus zeigt
und das als der religiöse Punkt im Klassenzimmer
auch dazu geeignet ist,
dass wir beim Schulgebet
in Richtung dieses Bildnisses beten können.

Wie man sich denken kann,
sind die Kunstwerke äußerst verschieden ausgefallen.

Viele der jungen Künstler
haben das Kreuz in verschiedenster Form abgebildet.

Eines von den Kreuzen sorgt bis heute für Diskussionen:

Vor einem etwa 50 cm hohen einfachen Kreuz aus zwei hellen Holzlatten
hat der Künstler mehrere runde Plexiglasplatten
– jede ungefähr so groß wie eine CD –
angebracht.

Auf jeder dieser durchsichtigen Plexiglasscheiben
findet man ein Symbol einer der großen Religionen:

Den Davidsstern für das Judentum,
den Halbmond für den Islam,
das Kreuz für das Christentum…

Doch alle diese Symbole werden deutlich überragt,
von dem großen Holzkreuz.

Das Kreuz überragt alle Religionen.

Was ist denn das Überragende am Kreuz?

Alle Religionen
haben doch in sich den gemeinsamen Gedanken,
dass Gott der Größte ist,
dass ER das Absolute ist,
dass ER alles überragt.

In der Tat glauben wir Christen
– im Unterschied zu den anderen Religionen –
an den Gott, der nicht nur groß und mächtig ist,
der uns nicht nur das Leben und alles, was wir dazu brauchen, schenkt.

Wir glauben an einen Gott, der sich selbst verschenkt.

WIR glauben an den Gott der die LIEBE IST.

Der diese Liebe nicht nur sagt und zeigt,
sondern der sie mit seinem ganzen Leben LEBT.

Ja, der die Liebe so lebt,
dass er selbst für diese Liebe,
für die Geliebten SEIN LEBEN gibt.

„Es gibt keine größere Liebe,
als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13)

So sagt es Jesus Christus
und er beweist seine Liebe zu uns durch seinen Tod am Kreuz.

Das ist eine Form der Liebe,
die mit den Maßstäben der Menschen
weder damals noch heute verstehbar ist.

Deshalb schreibt Paulus
wenige Jahre nach dem Kreuzestod Jesu
an die Korinther über die Botschaft vom Kreuz,

sie sei „für Juden ein empörendes Ärgernis,
für Heiden eine Torheit“. (1 Kor 1,23)

Doch für die,
die in ihren Herzen erfasst haben,
was das Kreuz, was Jesu Tod
für jeden einzelnen Menschen
wirklich bedeutet
– für die, die Gottes grenzenlose Liebe erkannt haben –
ist die Botschaft vom Kreuz
„Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,24).

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir dürfen an einen Gott glauben,
dessen Wesen grenzenlose Liebe ist.

Die Liebe,
die nicht einmal vor der Hingabe des eigenen Lebens zurückschreckt.

Und diese Liebe,
dieser Gott,
stellt alles andere in den Schatten.

Zeichen dieser Liebe ist das Kreuz.

Und wenn wir zum Kreuz schauen,
dann tun wir das nicht nur als Betrachter,
als Leute, die es bestaunen oder sich darüber wundern.

Christen blicken zum Kreuz
mit dem Auftrag,
die Liebe Gottes zum Vorbild für das eigene Leben zu nehmen:

„Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder
und liebt einander,

weil auch Christus uns geliebt
und sich für uns hingegeben hat
als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt.“ (Eph 5,1f)

So legt es Paulus nicht nur den Christen in Ephesus nahe.

Auch von uns ist gefragt,
einander so zu lieben.

Unser ganzes Leben einzusetzen füreinander.

Dort wo das geschieht,
wo Christen so leben,
da wird allen Menschen sichtbar,
dass das Kreuz alles andere in den Schatten stellt.

Liebe Bergfreunde!

Immer wenn Menschen
– inspiriert durch den Glauben an Christus – 
ihr Leben, ihre Zeit, ihre Kraft einsetzen
für ihre Brüder und Schwestern,
für ihre Weggefährten und Nächsten,
dann wird etwas von der Größe Gottes,
der die Liebe ist,
sichtbar.

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