„Ich darf das mal auf meine flapsige Art so sagen. Dieser Bischof ist ein Ereignis.“ Nicht nur der Schulleiter des Waldramer Spätberufenengymnasiums und Kollegs St. Matthias, Claus Pointner, war beeindruckt von seinem hohen Gast. Dem charismatischen Reinhard Marx flogen vor allem die Sympathien der jungen Seminaristen zu. Erst 80 Tage im Amt, erwies der neue Erzbischof von München und Freising der Bildungseinrichtung am Mittwoch auf Einladung Pointners die Ehre seines Besuchs.
In seiner Predigt in der hauseigenen Kapelle gratulierte Marx den Seminaristen zu ihrer Wahl, dem Ruf Gottes gefolgt zu sein. Die jungen Männer sollten sich nicht fragen: „Was ist gut für mich?“, sondern: „Was hat Christus mit mir vor?“ Sie könnten darauf vertrauen, dass Gott an sie glaube, so wie sie an ihn glaubten. Nach der feierlichen Messe, die Marx mit Stab und Mitra zelebrierte, wandte er sich in der guten Stube der Schule, der Aula, weltlichen Themen zu. Weder das Wirtschaftssystem noch das Internet wollte der 54-jährige Westfale verdammen, denn beide seien – vernünftig angewandt – von Nutzen. Entscheidend jedoch sei, was im Herzen passiere. „Bleibt lebensfroh! Macht diese guten Jahre hier zur Voraussetzung für eure Zukunft“, rief er den angehenden Geistlichen zu. Für seine erfrischende Rede erhielt der einstige Professor lang anhaltenden Applaus.
Pointner überreichte seinem Gast, dem „ersten Erzbischof, der je diese Räume betreten hat“, um dessen Laster wissend eine Edelzigarre.
„Das lernt bitte nicht von mir“, sagte der Beschenkte mit einem Augenzwinkern zu den anwesenden Schülern. Über das Geschenk freute er sich genauso wie über ein Porträt seiner selbst, das der Lehrer Max Heisler und sein Schüler Konstantin Pfafenrod mit Kreide an die Tafel gemalt hatten. „Das ist ja besser als das Original“, scherzte Marx.
Nach dem offiziellen Teil besichtigte er als Träger der Einrichtung das Spätberufenenseminar. Mit den Ehrengästen Harald Oberrenner, Abteilungsleiter des Schulreferats, sowie Domkapitular Lorenz Kastenhofer und den Pfarrern Elmar Heß und Gerhard Beham ließ Reinhard Marx seinen Besuch bei einem Glas Wein und Rindsrouladen aus der Küche des Hauses ausklingen.
Tanja Lühr
Isar-Loisach-Bote, Freitag, 18.04.08, Nr. 91, Lokales, S. 3
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