Liebe Brüder und Schwestern!
Ich möchte dem heutigen Fest
am liebsten einen anderen Namen geben:
Für mich ist es das Hochfest des Willens Gottes.
In der Lesung aus dem Hebräerbrief
lässt der Apostel Paulus den in die Welt eintretenden Christus sagen:
„Ja, ich komme, um deinen Willen, Gott, zu tun.“ (Hebr 10,7)
Und Paulus fuhr fort:
„Zunächst sagt er:
Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer
forderst du nicht,
du hast daran kein Gefallen,
obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden;
dann aber hat er gesagt:
Ja, ich komme,
um deinen Willen zu tun.
So hebt Christus das erste auf,
um das zweite in Kraft zu setzen.
Aufgrund dieses Willens
sind wir durch die Opfergabe des Leibes Jesu Christi
ein für alle Mal geheiligt.“ (Hebr 10,8ff)
Mit andern Worten und vereinfacht gesagt:
Was uns Christus – gegenüber dem Judentum
neues gebracht hat – ist Folgendes:
Er hat nicht nur die alten Opfer
durch sein eigenes Opfer vollendet und abgeschafft,
er hat auch UNS eine Möglichkeit gegeben,
wie WIR echte Opfer darbringen können,
die UNS und DER GANZEN WELT Heil bringen.
Was wir dazu tun müssen ist nur eine einzige Sache.
Sie ist ganz einfach
und doch unendlich groß
Es ist
der Wille Gottes.
Das Evangelium und das Glaubensgeheimnis des heutigen Hochfestes
zeigt uns genau dies:
Es geht um den Willen Gottes.
Der Engel bringt Maria die Botschaft,
dass sie Mutter Jesu werden soll.
Der Engel übermittelt ihr das,
was der Wille Gottes ist
und wartet auf ihre Einwilligung.
Und als Maria in den Willen Gottes einwilligt,
da geschieht das unfassbare Geheimnis
der Menschwerdung Gottes.
Erst nachdem Maria dem Willen Gottes für sich zugestimmt hat,
kann Gott in Jesus Christus zur Welt kommen.
Es geht also in zentralster Weise
um den Willen Gottes.
Und um die Zustimmung
zum Willen Gottes.
Und das,
meine Lieben Schwestern und Brüder,
ist nicht nur eine Sache von damals,
das ist nicht nur eine Angelegenheit von Maria
oder von irgendwelchen anderen Heiligen.
Die Frage nach dem Willen Gottes
ist DIE zentrale Frage auch für UNSER Leben.
Stimmen wir dem Willen Gottes zu,
dann wird unser Leben gelingen.
Da wo Menschen in den Willen Gottes einwilligen,
entsteht Neues,
Größeres,
ja letztlich wird da Gott lebendig in unserer Welt.
Wenn wir hören „Wille Gottes“,
dann klingt das in unseren Ohren vielleicht so,
als ob das etwas Fremdes wäre,
das uns jemand anderer aufzwingen möchte.
Das tut Gott nicht.
Wir sehen es am Beispiel von Maria:
Der Engel wartet auf ihre Einwilligung.
Wenn wir hören,
dass wir den Willen Gottes tun sollen,
klingt das vielleicht so,
als ob wir uns selbst verbiegen
oder gar aufgeben müssten.
Als ob uns Gott vielleicht sogar vergewaltigen wollte
und uns Gewalt antun möchte.
Doch da haben wir etwas gründlich missverstanden.
Der Wille Gottes sagt JA zu MIR
und zu DIR
und zu ALLEN.
Der Wille Gottes will uns FREI machen,
will unser Handeln ERNST nehmen.
Im Willen Gottes zeigt sich seine LIEBE zu uns.
Weil er uns unendlich liebt,
uns erschaffen hat
und uns durch und durch kennt,
deshalb weis er ja auch
was das Beste für uns ist.
Der Wille Gottes ist genau das,
was UNS entspricht.
Der Wille Gottes ist das,
was wirklich hinter der Welt steckt
und was allein die Welt wirklich weiter bringen
und zum Heil führen kann.
Wie oft schon
sind wir unserem eigenen Willen gefolgt
und gescheitert?
Wie oft schon
haben wir versucht
unsere eigenen Wüsche und Vorstellungen durchzudrücken
und haben ein Chaos hinterlassen?
Wie oft schon
haben Menschen,
– vielleicht sogar in bester Absicht –
eine Idee verfolgt,
die vielversprechend und zukunftsweisend war
und am Ende,
oder schon nach einiger Zeit,
hat sich gezeigt,
dass es ein Irrweg,
ja vielleicht sogar eine Katastrophe war,
was da angerichtet wurde.
Wie oft schon
haben wir nicht nach dem Willen Gottes gefragt,
nicht auf den Willen Gottes gehört
und sind gescheitert?
Dabei wäre es doch viel einfacher
und zielführender
auf den Willen Gottes zu hören.
Uns vom Willen Gottes leiten zu lassen.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht:
Ja, worin zeigt sich denn der Wille Gottes?
Zu mir hat noch kein Engel gesprochen
und mir ist Gott auch noch nicht im Traum erschienen.
Woher weiß ich denn was SEIN Wille ist?
Schauen wir darauf, WO sich Gott zeigt,
dann können wir auch sehen,
wo sich sein WILLE zeigt.
Gott zeigt sich im Menschen.
Deshalb kann sich der Wille Gottes nie gegen den Menschen richten.
Gott zeigt sich in der Liebe
und in der Begegnung mit anderen Menschen.
Deshalb wird in dem was wir erleben
und gesagt bekommen,
– vor allem von liebenden Menschen –
der Wille Gottes sichtbar.
Gott zeigt sich in seinem Wort.
Deshalb schließt uns die Beschäftigung mit der Hl. Schrift
den Willen Gottes auf.
Gott zeigt sich in seinen Geboten.
Deshalb kann der Wille Gottes nicht in Dingen bestehen,
die seinen Geboten widersprechen.
Gott zeigt sich in der Kirche, der Gemeinschaft der Gläubigen.
Deshalb hat die Kirche die Aufgabe,
den Gläubigen den Willen Gottes
immer wieder aufzuzeigen
und im Leben der Gläubigen
nach dem Willen Gottes zu fragen.
Gott zeigt sich im Wirken des Hl. Geistes IN UNS,
bei Gebet,
Meditation
und Betrachtung.
Deshalb wird der betende Mensch
leichter den Willen Gottes erkennen können.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir feiern das Hochfest der Verkündigung des Herrn.
Das Hochfest des Willens Gottes.
In Maria,
die auf den Willen Gottes gehört und ihn bejaht hat,
ist uns der Anfang des Heiles geschenkt.
Auch wir sind aufgefordert,
wie Maria
auf den Willen Gottes zu hören
und – wie sie – mit UNSEREM JA zu antworten
und mit unserem ganzen Leben
seinem Willen zu entsprechen.
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