Es ist in jeder Generation das Gleiche: Früher war alles besser, und vor allem die Jugend – ja, die Jugend taugt heute auch nichts mehr! Wie schön ist es da, wenn junge Leute  das Gegenteil beweisen: Die ‚Großen‘, also die Lehrer und das Hauspersonal von St. Matthias, sind „massig stolz“ auf ihre ‚Kinder‘.
Viele Jahre sammelten Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Lehrern Geld für Pakete der ‘Aktion Weihnachtstrucker’, die schwer beladen nach Osteuropa aufbrachen. Und wie schon letztes Jahr war auch diesmal alles anders: Auf einem Tisch im Eingangsfoyer der Schule stand wieder ein kleiner weißer Weihnachtsbaum, behängt mit flachen bunten Kugeln, auf denen Wünsche von Kindern und Jugendlichen aus der Umgebung standen. Wünsche von Kindern, die sich nicht auf ein Smartphone oder etwas anderes ‚Hochpreisiges‘ beziehen, sondern ganz normale, ganz bescheidene Dinge.
Zum Beispiel war zu lesen (Namen geändert): Randi (9) –ein Polizeiauto, Adel (14) – eine Jacke XL oder Claudia (9) eine Jacke – und Tanja (12) wünscht sich einen Roller, aber einen gebrauchten! Ein Kostenlimit war vorgegeben, und die Klassen durften sich wieder ganz frei eine Wunschkugel vom Baum ‚pflücken‘ – und los ging’s. Idee und Anregung zu dieser Aktion kamen übrigens einmal mehr von den ‚Soroptimistinnen‘ vom Club Isartal/Bad Tölz – diese gehören dem weltweit größten Netzwerk berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement an. Schon nach kurzer Zeit war der Baum leergeräumt, und SMV und Schulleiter Claus Pointner mussten für Kugel-Nachschub sorgen. Und leergeräumt ohne Druck, nicht einmal ein Rundschreiben oder eine Durchsage waren nötig!
Am Montag nach dem 3. Advent war es dann soweit: Wirklich alle Geschenke (auch das Skateboard-Kugellager für Paul, 11 Jahre) waren besorgt, liebevoll verpackt und lagen unter und neben dem weißen Plastikbaum. Klaus (2) bekommt seinen Roller für Kleinkinder, Lukas (3) die Winterkleidung, und auch ein (gebrauchtes, aber ganz tolles) Kinderfahrrad ist dabei. So mancher Lehrer ging mit großen Augen vorbei und wünschte sich heimlich, noch einmal mit dem Polizeiauto spielen zu dürfen oder mit dem ferngesteuerten Kran, mit dem der siebenjährige Felix die Baustellen der Umgebung unsicher machen kann. Und auch die Torwarthandschuhe für den kommenden deutschen Meister dürfen nicht fehlen!
Bei der Bescherung am Hl. Abend wird es sicher strahlende Augen geben: Kein Phone, kein Tablet, keine XY-Box, sondern das, was Kinderherzen wirklich höher schlagen lässt. Und Dinge, die für diese Kinder wirklich unerreichbar wären – wenn nicht die jungen Leute von St. Matthias helfen würden.
Noch diese Woche kommt das Christkind in der Schule vorbei und nimmt die Geschenke mit, damit sie pünktlich zur Bescherung am Hl. Abend unter dem dann echten Weihnachtsbaum liegen. Und wenn letztes Jahr noch der eine oder andere zweifelte: Nächstes Jahr geht’s wieder los mit dem ‚Wunschbaum‘!

Dieter Klug

Quelle: Isar-Kurier, Nr. 51, vom 18.12.2014, S. 26