Einen „Weg voller Höhen und Tiefe, mit Gefechten und Versöhnungen“ haben sie hinter sich, die Zukunft mit all ihren Möglichkeiten vor sich: Dementsprechend glücklich nahmen alle 20 Abiturienten des Gymnasiums und des Kollegs St. Matthias in Waldram am Freitag ihre Abschlusszeugnisse in Empfang.
Nach den Grußworten von Wolfratshausens Vize-Bürgermeister Peter Plößl erinnerten die Abiturientensprecher Lara Kiefer und Stefan Wehrmann in ihrer launigen Rede nicht nur an so manche anekdotenhafte Eigentümlichkeit der Schule und ihrer Laufbahn als erster G 8-Jahrgang. Sie bewiesen auch, dass sich die jungen Erwachsenen in ihrer von Stress geprägten Schulzeit einen lakonischen Pragmatismus angeeignet haben, um die Herausforderungen zu bewältigen: „Heute soll ja angeblich der Ernst des Lebens beginnen“, sagte Wehrmann. „Aber hat man uns das nicht schon gesagt, als es in den Kindergarten ging, in die Grundschule, bei der Führerscheinprüfung oder bei der Musterung zum Wehrdienst?“ Doch was auch komme, die Schule habe sie bestmöglich vorbereitet, wenngleich dies kräftezehrend gewesen sei. Aber: „Was einen nicht umbringt, macht einen härter“, urteilten Kiefer und Wehrmann.
Mit gemischten Gefühlen blickten sie zurück auf Nachmittagsunterricht, Samstagsunterricht und kurze, aber willkommene Verschnaufpausen wie das Schulfrühstück oder die Wandertage. Und auf einem Weg voller Höhen und Tiefen, vor allem für die, die zuletzt noch ins Straucheln geraten waren. Kiefer: „Deshalb freut es uns besonders, heute alle zusammen hier zu sein, ohne jemanden verloren zu haben.“ Entstanden sei der „extremste und facettenreichste Klassenverbund, den diese Schule je hervorgebracht hat.“
Schulleiter Claus Pointner sparte nicht mit Kritik an den immer enger werdenden Rahmenbedingungen für Lernende. Ein breites Wissen und menschliche Werte müssten immer öfter hinter einer erfolgsorientierten Leistungshatz hintenanstehen.
Mit Oberstudienrat Thomas Erhard zitierte Pointner einen Zeitungsartikel, der den Irrsinn einer immer rasanter werdenden Gesellschaft und das G8 als dessen vorläufigen Höhepunkt aufzeigte. Pointner: „Abitur mit 17, Bachelor-Abschluss mit 20, wollen wir uns denn wirklich von 21-jährigen Lehrern unterrichten lassen, die weniger von der Welt gesehen haben als ein Legebatterie-Huhn?“ Solche Fragen gelte es zu diskutieren, „denn was hier heranwächst, ist unsere Zukunft“.
Claudia Köstler
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 150, 2./3. Juli 2011,.Lokales S. 3