Das Abi in der Tasche – und dann? Welcher Beruf ist für mich der richtige? Was macht eigentlich ein Hotelier? Brauche ich ein Studium, um als Journalist Karriere zu machen? Antworten auf solche Fragen erhofften sich die Schüler der Q 11 des Gymnasiums und Kollegs St. Matthias in Waldram beim Mentorenabend.
Die neun Referenten, die aus ihrem Berufsalltag erzählten, sparten nicht mit Tipps und Ratschlägen. "Ich fühle mich jetzt besser informiert", sagte Julia Linder (17), als sie aus dem Vortrag von Rechtsanwältin Barbara Riedel kam. "Interessant, was man für den Beruf für Faibles haben sollte, was man mögen muss." "Als Jurist ist man auch Verkäufer", hatte die gelernte Wurstverkäuferin Riedel, die über den zweiten Bildungsweg ihre Berufung fand, erzählt. "Man muss Lösungen verkaufen – und darf keine Angst vor Menschen haben."
Vor vier Jahren wurde der Informationsabend ins Leben gerufen. Verantwortlich für die Organisation sind "die Schüler, die im kommenden Schuljahr ihr Abitur machen", sagt Beratungslehrerin Elisabeth Herholz. Sie entscheiden auch, welche Berufe vorgestellt werden. "So können sie erste Erkenntnisse konkret in den Berufsbildern gewinnen, die sie selbst interessieren." Deshalb sind diesmal zum Beispiel ein Ingenieur, eine Innenarchitektin, ein Biochemiker und ein Wirtschaftskaufmann mit von der Partie. "Im Rahmen der Möglichkeiten versuchen wir, ehemalige Schüler dafür zu gewinnen", verriet Herholz.
Wie Dr. Joseph Hafner, der nach einer Ausbildung zum Groß – und Außenhandelskaufmann 1987 in Waldram sein Abitur nachholte und nun als leitender Notarzt im Einsatz ist. "Ihr seid Ansprechpartner für freundliche und nette Patienten, für gut riechende und für übel muffelnde und auch für die hypochondrierende Tussi", erzählte Hafner. "Ihr seid Seelsorger, Zuhörer – und ihr müsst Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod bestimmen." Die Schüler lauschten schweigend, manche fast ein wenig betreten. „Ich habe ihnen schon auch etwas positives gesagt“, merkte Hafner in der Pause an. "Ich glaube, 50 Prozent waren am Ende begeistert."
Das darf auch Peter Wendel, ein weiterer ehemaliger St-Matthias-Schüler, für sich in Anspruch nehmen. Der Diplom-Theologe sowie Einzel-, Paar- und Familientherapeut informierte über die unterschiedlichen Berufsfelder der Pastoralpsychologie, und vor allem über seinen Weg dorthin. "Es sind nicht immer die Cleveren, die es weit bringen. Ich war nicht besonders clever, aber fleißig, habe mir das Abi hart erkämpft", gab Wendel seinen Zuhörern mit auf den Weg. Er empfahl, größten Wert auf den Abschluss zu legen. "Heute würde ich Staatsexamen machen.“
Weitgehend undramatisch sei es hingegen, wenn es mit dem favorisierten Studienplatz nicht gleich im ersten Anlauf funktioniere. 2Das ist wie in einer Beziehung: Für das, was ich liebe, lohnt es sich zu warten2, philosophierte Peter Wendel. Besonders wichtig sei es jedoch („einmal darf ich spießig sein“), sich ganz genau zu überlegen, wovon man später einmal leben wolle. "Und dann studiert, worauf ihr Bock habt.

Rudi Stallein

Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 52, 2./3. März 2013, Lokales, S. 3

 

Isar-Loisachbote / Geretsrieder Merkur, Nr. 52, 2./3.3.2013 S. 3