Auf Initiative des P-Seminars Religion haben sich die Schülerinnen und Schüler und Lehrer am Montag, den 22. Dezember, mit dem aktuell brisanten Thema "Flucht" auseinandergesetzt.
Zunächst wurde der Film "Alle auf Anfang" des Regisseurs Frank Deubzer gezeigt, der am 08.07.2014 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt worden war.

Der Dokumentarfilm zeichnet die Flucht von sechs Flüchtlingskindern nach, die schon vor etwas mehr als zehn Jahren aus verschiedenen Ländern und Kontinenten, aus Afghanistan, dem kurdischen Nordirak, Angola, Kambodscha und Vietnam, nach Deutschland gekommen sind, und begleitet ihr weiteres Schicksal.
Sie finden zunächst bis zur Klärung ihres Falles in einem Heim für Flüchtlingskinder in der Nähe von München Aufnahme. Sieben Jahre später äußern sie sich im Film, inzwischen Erwachsene, wie sie ihre Flucht erlebt haben und wie sie inzwischen in ihrer neuen Heimat Deutschland zurechtkommen.

Opens external link in new windowVideo: "Alle auf Anfang"

Zu dieser Veranstaltung waren Gäste nach Waldram gekommen: Emi Hussein, der Flüchtling aus dem Nordirak, und Frau Linda Hofmeier, die Regieassistentin des Films, die auch für den Ton verantwortlich war.

Nach der Filmvorführung fand eine Diskussion mit den beiden Gästen statt.
In seinen Ausführungen betonte Emi Hussein, dass er bei seiner Flucht – und erst der zweite Versuch war erfolgreich – nirgendwo so gut aufgenommen worden sei wie in Deutschland.
Er fühle sich in Deutschland integriert. Seiner Meinung nach seien zwei Faktoren wesentliche Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration: eine Arbeitsmöglichkeit und die Bereitschaft, die deutsche Sprache zu lernen. Er bedauerte die deutsche Regelung, dass ein Asylbewerber in Deutschland erst nach seiner Anerkennung Zugang zum Arbeitsmarkt erhält. Dabei wollen die Flüchtlinge hier arbeiten und seiner Erfahrung nach gebe es auch überall reichlich Möglichkeiten zu arbeiten. "Anstatt, dass mir der Staat Unterstützung zahlen muss, was ich eigentlich gar nicht möchte, könnte ich mit Hilfe einer Arbeit Sozialbeiträge zahlen", gab Hussein zu bedenken.
Seinen Bericht über die unmenschlichen Erlebnisse in seiner Heimat, die ihn zur Flucht getrieben haben, und über die Gefahren auf seiner Flucht musste der inzwischen 28-Jährige immer wieder unterbrechen. Das Wachrufen der Erinnerungen lässt offensichtlich seine noch nicht verheilten seelischen Wunden zutage treten.

Schließlich hat Manfred Menke als Stadtrat von Wolfratshausen erläutert, wie sich der ehrenamtliche Helferkreis für Asylbewerber um etwa 100 Flüchtlinge kümmert, died ie Stadt im Augenblick beherbergt.

Das Schlimme, was Emi Hussein über den Irak und seine Flucht zu erzählen hatte, seine Erfahrungen mit Deutschland, in der Außensicht aus der Perspektive eines Flüchtlings, aber auch sein Optimismus und sein Lebensmut, den er sich bewahrt hat, haben bei allen seinen Zuhörerinnen und Zuhörern einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Thomas Erhard