Diese Nachricht erreichte uns im Juni 2011. Am 14. Juni verstarb Manfred Rauh, der Pfarrer von Independencia in Bolivien und Begründer des bekannten und sehr erfolgreichen „Missionskreises Ayopaya“. 1932 in Kempten geboren, trat er mit Realschulabschluss und Gärtnerlehre in das Spätberufenenseminar Fürstenried ein und erwarb dort 1957 bei der letzten Abiturprüfung in Fürstenried vor dem Umzug nach Waldram sein Reifezeugnis. Das Studium der Theologie absolvierte er in der Diözese Bamberg und erhielt dort 1963 die Priesterweihe. Nach fünf Jahren Kaplanstätigkeit stellte ihn sein Bischof 1968 ab zur seelsorgerlichen und sozialen Betreuung einer Gemeinde in der Provinz Ayopaya in Bolivien. Als Pfarrer von Independencia hatte er rund sechzig Dörfer, weitgestreut, zu versorgen. Er organisierte Kirchenbau, Gemeindehäuser, Kindergärten, Schulen und Wohnseminare für die Landkinder. Als Sonderleistung darf die Einrichtung eines Spätberufenenseminars nach deutschem Vorbild gelten, aus dem schon sieben Priester hervorgegangen sind. Für die Seelsorge schuf er einen „Volkskatechismus“ in Spanisch und Quetchua, der Sprache der einheimischen Bevölkerung. Manfred Rauh wurde zum Berater der Ständigen Diakone des Bistums und zum Ausbilder einheimischer Katechisten für Bolivien. Sein Ruf drang sogar über den Ozean nach Deutschland, und so wurde er 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Nun ist er im Alter von 79 Jahren nach mehr als vierzigjähriger segensreicher Tätigkeit im ärmsten Land Südamerikas verstorben. Auf eigenen Wunsch fand er seine letzte Ruhestätte in Bolivien, auf dem Generalfriedhof von Cochabamba.
Hermann Reichenbach