Bevor die Schülerinnen und Schüler am ersten Schultag im neuen Jahr ihre Klassenzimmer aufsuchen, trifft man sich in St. Matthias zum gemeinsamen Gebet. Religions-und Deutschlehrer Maximilian Heisler stellte das Gedicht “Stufen” von Hermann Hesse in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen im Blick auf den neuen Zeitabschnitt.
Mit der zentralen Zeile “Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben” rief er alle Schüler und Mitarbeiter zu Mut und Optimismus auf: Das Neue, der Wandel ist Bestandteil des Lebens und sollte daher als Chance begriffen werden und ohne Ängstlichkeit angegangen werden.

Auf die Fürbitten der Schüler folgte das wunderbare Gebet (nach Antoine de Saint-Exupéry):

Herr, ich bitte nicht um Wunder und Visionen,
sondern um Kraft für den Alltag.
Mach mich erfinderisch,
damit ich mich im täglichen Vielerlei nicht verliere.
Lass mich die Zeit richtig einteilen und mich herausfinden,
was erstrangig und was zweitrangig ist.

Ich bitte um Zucht und Maß,
dass ich nicht durch das Leben rutsche,
sondern auf Lichtblicke und Höhepunkte achte,
sowie mir Zeit für Besinnung, Erholung und kulturellen Genuss nehme.

Lass mich erkennen, daß Träume alleine nicht weiterhelfen,
weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft.
Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun
und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.

Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass im Leben nicht alles glatt gehen kann,
dass Schwierigkeiten und Niederlagen,
Misserfolge und Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.

Schick mir im rechten Augenblick jemand,
der den Mut hat,
mir die Wahrheit in Liebe zu sagen.

Viele Probleme lassen sich dadurch lösen, dass man nichts tut.
Gib, daß ich warten kann.

Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.
Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin.

Mach aus mir einen Menschen,
der einem Schiff mit Tiefgang gleicht,
um auch die zu erreichen, die unten sind.

Bewahre mich vor der Angst,
ich könnte das Leben versäumen.

Gib mir nicht, was ich mir wünsche,
sondern was ich brauche.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte! Amen.

 

Vor dem abschließenden Segen sangen alle gemeinsam “Morning has broken” von Cat Stevens.

Das Bemerkenswerte: Die Schultreppe hat genau 22 Stufen wie das Gedicht. Daher hatten Schüler jede Zeile in einem unterschiedlichen Schrifttyp gedruckt und an den Stufen angebracht.

Presse-Echo:  Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne