Am 15. November 1984 weihte Friedrich Kardinal Wetter unter Seminardirektor Hermann Fink die von Josef Hamberger entworfene Seminarkirche ein.
Fast genau 30 Jahre später feiern Schule und Seminar St. Matthias in Waldram den runden Geburtstag des Gotteshauses. Da der 15. November auf einen Samstag fiel, zog man die Feier kurzerhand ein paar Tage vor.

Beim Wortgottesdienst in der Kirche zeigte Hermann Fink alte Fotos und erzählte, wie er selbst von 1958 bis 1962 Seminarist war und Abitur machte: „Ich war gescheiterter Schüler, und St. Matthias gab mir nach der Lehre eine zweite Chance.“ Der heutige Kirchenraum war damals die Aula, „und dort drüben stand mein Tisch, an dem ich Abitur schrieb“, erzählte Fink, der von 1981 bis 1988 als Seminardirektor zurückkehrte. „Wir waren damals 190 Seminaristen, 45 Abiturienten, 43 bestanden die Abiturprüfung, und 23 wurden Priester.“
Hermann Fink und der derzeitige Seminardirektor Martin Schnirch schwelgten aber nicht nur in Erinnerungen an die alten Zeiten. Sie betonten auch, dass die Kirche mit dem Altar in der Mitte und der Gemeinde drumherum ein Symbol sei. Fink warf auch einen kritischen Blick auf die heutige Situation: „Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen – und es gibt kein Zurück hinter das Zweite Vatikanische Konzil.“ So wichtig ein Haus sei, so müsse doch klar sein, dass Gott nicht in Häusern aus Stein wohne, sondern in der Gemeinde, mitten unter den Menschen. „Wir alle sind Zeichen der Anwesenheit Gottes unter den Menschen.“
Am Abend feierte Friedrich Kardinal Wetter mit Seminar, Schule und Gästen – unter ihnen auch Josef Hamberger – einen feierlichen Festgottesdienst. Er dankte für 30 Jahre, „die in dieser Kirche so viel Gutes getan haben“. Seine Predigt stellte er unter die Losung von Sokrates, dass „ein Leben ohne Zukunft nicht lohnt gelebt zu werden“. Auch Kardinal Wetter blicktte auf seinen Werdegang zurück und die vielen Wege, die sich auftun. Doch alle Wege würden für den gläubigen Menschen immer wieder in "Jesuswege" münden, getreu dessen Versprechen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Wie im Matthäus-Evangelium geschrieben stehe, sei er immer da, bis ans Ende der Welt, „auch heute, nur auf eine andere Weise“, betonte der Kardinal. Er verwies auf die kürzlich zu Ende gegangene Familien-Synode in Rom und zitierte Papst Franziskus, der das „Gehen, Wandern und Suchen“ ein Abenteuer des Lebens nennt. „Diese Kirche wurde für Euch geweiht – ergreift also die Hand, die Gott Euch durch Jesus Christus entgegenstreckt, zu einem Leben in Fülle.“

Dieter Klug

Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 265, vom 18.11.2014, Lokales, S. 3