Der Neubau des Schulgebäudes und Kollegs St. Matthias hat das Waldramer Zentrum verändert. Das Gymnasium, in dem von übernächster Woche an 150 Schüler unterrichtet werden, wurde nicht an der Stelle des Altbaus in der Bettinger Straße, sondern an der Thomastraße errichtet. 70 Quadratmeter lang ist der kubische Baukörper, zehn Meter hoch und 21 Meter breit – und damit kaum zu übersehen für diejenigen Wolfratshauser, denen die Existenz des in bayerischen Kirchenkreisen bekannten Seminars kaum bewusst ist.
Eineinhalb Jahre hat der Bau des auf moderne Ansprüche zugeschnittenen 10,6-Millionen-Euro-Projekts gedauert. Die Anlieger in der von Einfamilienhäusern geprägten Siedlung sind froh, dass diese Zeit nun überwunden ist. Von außen präsentiert sich der neue Komplex in Lerchenholz mit viel Glas, „es ist was zum Herzeigen“, wie der Stiftungsdirektor Pfarrer Martin Schnirch sagt. Auch von innen sind Gestaltung und Materialien sehr ansprechend. Viel Glas, viel helles, in schmalen Streifen verlegtes Holz und edel wirkendes Metall.
Tritt der Besucher durch den Haupteingang, steht er vor dem gläsernen Sekretariat. Auch in der kleinen Mensa neben dem Eingang hält keine Wand das eindringende Licht ab. Ebenso offen gestaltet ist das lichtdurchflutete Treppenhaus mit seinen roten Stufen. Unten wurden die Fachräume und Büros eingerichtet, die Klassenzimmer sind oben.
„Intensiv bilden lässt es sich schlecht in der Masse“, sagt Stiftungsdirektor Schnirch. Kleine Klassen gehören zum Konzept von St. Matthias. Auch danach ist das Gebäude ausgerichtet: 15 Klassenzimmer stehen zur Verfügung, die kleinsten für fünf bis acht Schüler, die größeren für etwa 20. „Über 20 ist bei uns riesig“, erklärt Schnirch.
Hochmodern ist auch die Klimatechnik. Laut Erzbischöflichem Ordinariat ist St. Matthias als Niedrigenergiehaus konzipiert und kommt ohne fossile Brennstoffe aus. Mit einem Erdsondenfeld im Innenhof und einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach wird Energie gewonnen. Über die Fußböden werden die Räume im Winter beheizt, im Sommer gekühlt. Die Fenster lassen sich öffnen, obwohl dies eigentlich nicht nötig wäre. Alle Zimmer werden über eine zentrale Lüftungsanlage mit Frischluft versorgt.
Über einen gläsernen Durchgang ist der Neubau mit dem Seminar verbunden. Der Altbau als nun hinterster Trakt des Komplexes steht noch, soll aber veräußert werden. Der Stadt liegen Pläne vor, nach denen dort Reihenhausriegel und Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. Das Ordinariat will 8400 Quadratmeter zwischen Seminar und Gasthaus zur Post in ein Wohngebiet umwidmen lassen und mit dem Verkauf den Neubau bezahlen. Drei Millionen Euro übernimmt der Freistaat. Die Stiftung St. Matthias, zu der Gymnasium, Kolleg und Seminar gehören, wurde 1927 von der Erzdiözese München und Freising gegründet und war die erste Einrichtung des zweiten Bildungsweges in Bayern. 1957 zog sie nach Waldram.
In den vergangenen zehn Jahren sind verschiedene Neubauten entstanden. Von dem Altbau soll nur noch der Trakt mit dem Turm bestehen bleiben. Als Waldram noch „Föhrenwald“ hieß und nach dem Krieg als Auffanglager für „Displaced Persons“, überwiegend Juden diente, war in dem Altbau ein Kino untergebracht.

Birgit Lotze

Quelle: Wolfratshauser SZ, Nr. 200, vom 31.08.2011, S. 2