Zeus als notgeiler Macho, Aphrodite als Obertussi und Hera als „Desperate Housewife“, als verzweifelte Hausfrau: Die Teilnehmer des P-Seminars des Gymnasiums und Kollegs St. Matthias in Waldram machten nicht einmal vor den Göttern des Olymps halt – und rissen ihr Publikum zu Beifallsstürmen hin.

Aufgabe der rund 20 Akteure unter der Leitung von Dieter Klug und Maximilian Heisler war es, einen Theaterabend entstehen zu lassen. „Das Stück, `Die spinnen, da oben!´ stammt ursprünglich aus einem kleinen Verlag bei Planegg“, erzählte Klug von der Entstehung. „Wir haben es umgeschrieben, ergänzt und ihm so unseren eigenen Stempel aufgedrückt.“ Dies geschah in der Perfektion, die einen bedauern lässt, dass dieses Stück nur zweimal gespielt wurde. „Aber wer weiß, was daraus noch wird?“, fragt der Fachbetreuer für Sozialkunde, Deutsch und Geschichte.

Worum es geht? Ein verzweifelter Dichter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens möchte zu diesem Thema die Götter des Olymps befragen. Nur platzt er mitten ins Chaos: Hera (Stefanie Probst) hat mit ihrem ständig fremdgehenden Gatten Zeus (hervorragend: Maximilian Ribaudo) eine ernste Krise. Weder Strafen wie Essensentzug („Dann ruf ich eben den Götterbotenpizzaservice Hermes an!“) oder Sportschauverbot zeigen Wirkung.

Zeus indes plagen ganz andere Sorgen: Sisyphos (Cezary Bartoszek), in der Mythologie dazu verdammt, auf ewige Zeit einen Felsbrocken den Berg hinaufzurollen, geht ihm mit seinem Gejammere so dermaßen auf die Nerven, dass er beschließt, ihn von seinem Sohn Herkules (knackig im Falsche-Muskeln-T-Shirt: Immanuel Stein) um die Ecke bringen zu lassen. Doch bis die Tat ausgeführt ist und Eros (Julia Lindner) seine Beziehung zu Hera rettet, kann man ja durchaus mit Saufkumpan Dionysos (Christina Bergmann) dem „Trunk der Vergessens2 frönen: „Wäre Wasser Wein, würde ich gerne Poseidon sein.“ Doch dann kommt alles anders als geplant – und wird letztendlich doch noch gut.

Dass dies die erste Zusammenarbeit der Seminaristen an einem Theaterstück ist, möchte man kaum glauben. Doppeldeutige, witzige Dialoge (Sisyphos zu Zeus: „Ich bin nicht unzufrieden. Nur – kann ich nicht ein anderes Schicksal haben, etwas mit Sex und Crime?“) und vor allem die Liebe zum Detail waren es, die das Publikum begeisterten: So trug Sisyphos ein T-Shirt der „Rolling Stones“, Zeus eine Lothar-Matthäus-Maske. Der Sage nach verführt er auf der Erde immer wieder Frauen – und zwar in verschiedensten Verkleidungen.

            Vielleicht nehmen Klug und Heisler den begeisterten Applaus ja zum Anlass für weitere Aufführungen. Vielleicht rufen sie aber auch ein weiteres Theaterprojekt ins Leben.

Sabine Hermsdorf,

Isar-Loisachbote, 27.01.2014, Nr. 21