Der Herbst ist ohne Zweifel auch an der Isar von der Quelle bis nach München die schönste Jahreszeit, mit dem Feuerwerk an Farben zum sanften oder gurgelnden ‚Gesang‘ ihres Wassers. Zum Ende der Ausstellung über die Rettungsversuche dieses Flusses kam Dipl.-Ing. Franz Speer, 2. Vorsitzender der Notgemeinschaft ‚Rettet die Isar Jetzt‘ (Geschäftsstelle auf der Münchner Praterinsel!) nach der Eröffnung ein zweites Mal ins Gymnasium und Kolleg St. Matthias. An einem ganz normalen Schultag referierte er am 26. Oktober 2015 zum Thema „Die Veränderung der Auen an der Oberen Isar“ vor Schülern und Lehrern in der Aula des Seminars und stellte sich den Fragen. Wer einen trockenen Vortrag erwartet hatte, sah sich bald getäuscht: Der studierte Landschaftsökologe (u.a. Schüler von Prof. Wolfgang Haber, einem der ‚Väter der Landschaftsökologie‘ in Weihenstephan) entführte anhand von Bildern und Graphiken in die Landschaften vom Ursprung im Karwendel in Tirol bis zur Mündung, genauer zwischen Mittenwald und Wolfratshausen. Und während es früher immer wieder Versuche zur Flusskorrektur gab („man wollte den Fluss in eine Richtung bringen, wie der Mensch es will“), ist man heute mit der Renaturierung, etwa bei Lenggries 1997, und der Schaffung beweideter Auenflächen befasst, auch mit Hilfe von Werdenfelser Rindern. Hauptziel ist aber, dem Fluss, dessen Name sich von den (schriftlosen) Kelten ableitet, seine alte ‚wilde‘ Natur zurückzugeben.Mit Hilfe von Bildern und alten Karten erläuterte Speer etwa die Isar-Korrektion bei Mittenwald in einer ersten Regulierung zwischen 1859 und 1900, danach in einer 2. Regulierung zwischen Lenggries und Bad Tölz. Die ‚Reißende‘ sollte auf einen Schlauch zurückgedrängt werden, um nutzbares Land zu gewinnen, auch mit Hilfe des Brunnenbaus, um Überschwemmungen in den Griff zu bekommen. Aber: „Man hatte die Rechnung ohne die Isar gemacht, denn sie fraß sich so tief ein, dass die Brunnen versiegten, weil die Isar das Grundwasser dominierte“, so Speer. Von 1875 bis 1977 entstand ein mäandernder Fluss – für unsere Gegend völlig untypisch.Speer ging auch auf die Tier- und Pflanzenwelt ein und zeigte Silberwurz, heimische Orchideen, die Kugelblume (ein Gehölz!) und den Rosmarinen-Seidelbast, aber auch die Rotflügelige Schnarrheuschrecke. Zentrales Thema war auch der Bau des Walchenseekraftwerks 1918-24 sowie der Bau des Sylvenstein-Speichers, einem „Sanierungsprojekt aus den vielen Ableitungen, unter anderem zur Verbesserung des Hochwasserschutzes“. Speers Fazit: „Noch ist das Bett der Isar über weite Strecken eine wasserlose Kieswüste, aber mit Hilfe der Entwicklung eines Mosaiks hochentwickelter Biotope kommen wir unserem Ziel näher, aus ihr wieder einen richtigen (Wild-)Fluss werden zu lassen.“
Quelle: Isarkurier Nr. 45 vom 05.11.2015, S. 42