In Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde München, die sich für die deutsch-tschechische und deutsch-slowakische Aussöhnung einsetzt, und dem Institutum Bohemicum konnte Manfred Ingerl, Fachbetreuer für Deutsch am Gymnasiium und Kolleg St. Matthias, Dr. Jean Ritzke-Rutherford und StD i.R. Karl-Ludwig Ritzke am 24. November für eine Lesung über die Schriftstellerin Herta Müller, Nobelpreisträgerin für Literatur im Jahre 2009, in der Aula des Seminars gewinnen.
Die beiden Referenten erinnerten zunächst daran, wie die Geschichte der „Banater Schwaben“ begann. Dann zeichneten sie ein klares Bild des schweren Lebens der deutschstämmigen Schriftstellerin in Rumänien unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Als das Land 1944 sich von Deutschland abwendete, waren die Rumänendeutschen plötzlich der Verfolgung durch die Regierung und die Rote Armee ausgesetzt, nachdem diese ins Land der Karpaten eingefallen war. Die Mehrzahl der erwachsenen Deutschen, so auch Herta Müllers Mutter, wurden in der Folge in die Sowjetunion verschleppt und mussten dort in Lagern Wiederaufbau leisten. Später hat sich Herta Müller wiederholt den Versuchen der berüchtigten Geheimpolizei „Securitate“ des sozialistischen Regimes unter den Diktatoren Antonescu und Ceaucescu widersetzt, sie zu Spitzeldiensten zu zwingen. Sie wurde dabei auch mit dem Tode bedroht. Sowohl die Deportation ihrer Mutter als auch die eigene, spätere Verfolgung waren in der Zeit der Diktatur Tabuthemen.
Diese erniedrigenden Erlebnisse, von denen Herta Müller stark geprägt ist, hat sie in ihrem Werk verarbeitet. Mit den Ausschnitten aus den Werken „Niederungen“ und „Atemschaukel“ zeigten die beiden Referenten in eindringlicher Weise, dass sich die schlimmen Erfahrungen der Autorin sowohl im Inhalt als auch im Stil ihrer Texte widerspiegeln.
Thomas Erhard