Das Spätberufenenseminar St Matthias bekommt einen neuen Seminardirektor. Pfarrer Martin Schnirch wird Waldram zum 1. Mai nach fast neun Jahren verlassen. Der 50-Jährige geht, wie er selbst sagt, mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. „Lachend, weil es für mich an der Zeit ist, etwas Neues anzupacken Und weinend, weil ich mich hier immer noch sehr wohl fühle.” Er habe selbst um seine Entlassung gebeten. „Meine Tätigkeit hier hat viel Freude gemacht, Sie hat aber auch viel Kraft gekostet.”
Schnirch wurde 1965 in Ulm geboren. Seine Priesterweihe erfuhr der Spätberufene 1991 nach dem Studium der Theologie an der Universität Augsburg, Von 1994 bis 2000 war er Regional-Jugendseelsorger in Memmingen im Unterallgäu. Die Leitung des Spätberufenenseminars in Waldram übernahm er am 1. September 2007.
Für Geistliche sei es üblich, dass sie nach einer gewissen Zeit eine neue Stelle antreten, sagt Schnrich gegenüber unserer Zeitung. “Meine früheren Tätigkeiten habe ich nicht länger als sieben Jahre ausgeübt”, sagt er mit einem Schmunzeln. “Insofern ist es nach fast neun Jahren in Waldram höchste Zeit.”
Die Idee zu wechseln reifte im vergangenen Jahr. Nach einer Sabbatzeit wird er ab September als Pfarrer in Ottmaring in seinem Heimatbistum Augsburg wirken. “Ich kenne die Gemeinde gut und freue mich sehr auf die neue Aufgabe”, sagt Schnirch. Was nicht bedeutet, dass er in Waldram keinen Spaß mehr hat, im Gegenteil. “Mich hat hier vor allem das Miteinander geprägt, das Zusammensein mit jungen Menschen, die ihren Lebensweg gesucht haben.” Zu sehen, dass man diesen Menschen auf ihrem Weg helfen, sie ein Stück weit begleiten kann, “das war und ist immer noch eine tolle Erfahrung”. Besonders in Erinnerung geblieben ist Schnirch ein Schüler, der fünf Jahre für sein Abitur gebraucht hat. “Aber er hat es geschafft, weil er an sich geglaubt hat, weil wir an ihn geglaubt haben.”
Ein Höhepunkt war für Schnirch der Neubau längs der Thomastraße, in dem Gymnasium und Kolleg seit 2011 untergebracht sind. Das alte Schulgebäude an der Bettingerstraße, das ursprünglich Bestandteil der Verwaltung des Lagers Föhrenwald war, war schon längere Zeit in marodem Zustand, so dass für die Schüler und Lehrer ein Unterrichten mit der Zeit unzumutbar geworden war.
In Schnirchs Amtszeit fiel auch der Wirbel um das Buch “Das elfte Gebot”. Der Autor, ein ehemaliger Schüler des Spätberufenenseminars, schreibt darin von Demütigungen, Gruppensex in der Seminarsauna und einer Mauer des Schweigens bei den Kirchenoberen. Die angeblichen Vorfälle ereigneten sich lange vor Schnirchs Amtszeit. Der Seminardirektor nahm dennoch dazu Stellung. Unter anderem hob er hervor, dass er bereits vor Jahren alle Rituale verboten hat, die dazu geeignet sein könnten, jemanden in seiner Würde zu verletzen.
Schnirchs Nachfolger in St. Matthias wird Professor Joachim Burkard. Der 48-Jährige stammt ursprünglich aus Mannheim und studierte in Freiburg Philosophie und katholische Theologie. Am 15. Mai 1994 empfing er die Priesterweihe. Nach Stationen in Karlsruhe, Freiburg und Singen – hier war er Regionaldekan für die Region Bodensee-Hohenzollern – wurde er zum Wintersemester 2015 nach Benediktbeuern berufen, auf die Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München.
Frederik Lang
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 54, vom 5./6. März 2016, Lokales S. 3