Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Erzbischof der eigenen Diözese zum Kardinal ernannt wird. Am Tag vor dem großen Ereignis der Kardinalsernennung von Erzbischof Reinhard Marx haben sich 13 Seminaristen von St. Matthias zusammen mit ihrem Seminardirektor Martin Schnirch auf den Weg nach Rom gemacht. Ein Mitglied der Delegation, Ludwig Bolkart hat einen Reisebericht verfasst:
„Am Samstagmorgen ging es ab 6 Uhr schon sehr hektisch zu, nach der Frühmesse und dem Frühstück machten wir uns auf den kurzen Weg zum Vatikan. Dort angekommen waren wir ziemlich enttäuscht, da wir im Pulk der vielen Menschen im Regen anstehen mussten und trotz des langen Wartens nicht mehr in den Petersdom kamen“, erinnert sich Bolkart. Die Wolfratshauser hätten sich damit abfinden müssen, das Konsistorium, wie die Kardinalsernennung exakt heißt, auf den Leinwänden des Petersplatzes anzusehen.
Um 10.30 Uhr begann der Wortgottesdienst. Papst Benedikt XVI. gab den neuen Kardinälen neben der Delphischen Ethik, dass sie sich selbst in ihren Grenzen erkennen sollen, vor allem mit auf den Weg, dass sie in all ihrem Tun mit Liebe handeln sollen. Danach traten die neuen Kardinäle vor den Heiligen Vater. Der Papst setzte ihnen den purpurroten Pilleolus und das Birett in gleicher Farbe auf – beides sind priesterliche Kopfbedeckungen, schreibt Bolkart.
Nach der Zeremonie blieb bis nachmittags Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel. Danach traf sich die Gruppe am Petersplatz, um bei der Audienz der neuen Kardinäle dabei zu sein und den neuen Purpurträgern gratulieren zu können. „Neben den neuernannten Kardinälen trafen wir auch den Vorgänger unseres jetzigen Erzbischofs, Kardinal Friedrich Wetter, den deutschen Kurienkardinal Kasper sowie den Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz und Bischof von Wien, Christoph Schönborn“, rekapituliert Bolkart.
Am Sonntagmorgen nahmen die Wolfratshauser noch am Pontifikalamt im Petersdom teil. Dank Thomas Frauenlob, einem ehemaligen Absolventen von St. Matthias und heute Mitarbeiter des Papstes in Bildungsfragen, bekamen die Seminaristen einen Platz in der Apsis des Petersdomes – keine 20 Meter vom Papst entfernt. Nach der Messe traf die Delegation neben dem neuen Münchner Kardinal auch Ministerpräsident Horst Seehofer, der sich erfreut über die Kardinalsernennung äußerte: „Es ist für Bayern eine Ehre, einen Papst und drei Kardinäle zu haben.“ Für Schule und Seminar gibt es 2011 ein Wiedersehen mit Kardinal Marx, wenn er den Neubau einweiht.
Dieter Klug
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 283, 7.12.2010, Lokales, S. 8
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