Fachoberschule erfüllt nach nur zwei Jahren alle Kriterien – Aktuell besuchen 182 Schüler, Gymnasium, FOS und Kolleg
Für die beiden Jahrgänge, die bislang an der Fachoberschule (FOS) St. Matthias in Waldram ihren Abschluss feiern durften, glich der Weg dorthin einer Ochsentour: Acht statt vier Abschlussprüfungen mussten die Schüler ablegen – und zwar nicht an ihrer Schule in Waldram, sondern an einer anderen Fachoberschule. Die Noten, die sie in den zwei Schuljahren gesammelt hatten, fielen im Abschlusszeugnis komplett weg.
Dieser beschwerliche Weg bleibt künftigen Generationen an der kirchlichen Einrichtung erspart: Die FOS, die den Zweig „Sozialwesen“ anbietet, ist seit diesem Schuljahr offiziell staatlich anerkannt. „Künftig finden die Prüfungen in Waldrarn und in derselben Form wie an den staatlichen Schulen statt“, freut sich Schulleiter Ralf Wiechmann. Die Anerkennung hat die erst zwei Jahre junge Fachoberschule in der schnellstmöglichen Zeit erreicht. Damit eine FOS dieses Prädikat erhalten kann, müssen zwei Jahrgänge nacheinander „erfolgreich“ – das heißt: mindestens zwei Drittel der Schüler – die Fachhochschulreife erlangen. „Bei uns haben es fast alle geschafft“, sagt Wiechmann.
Mit der staatlichen Anerkennung sieht er die Schule als attraktive Adresse für verschiedene Schülergruppen. Insgesamt sieben Wege führen in Gymnasium, FOS und Kolleg der Einrichtung zum (Fach-)Abitur. Das ist nicht die einzige Besonderheit der Schule, in der bis vor wenigen Jahren noch Seminaristen auf ein Priesteramt vorbereitet wurden. Die kirchliche Trägerschaft hatte nämlich weitere Vorzüge für die derzeit 182 Schüler bereit. „Wir betreuen die jungen Männer und Frauen viel individueller als es an staatlichen Schulen stattfindet“, sagt Wiechmann. Das zeige sich alleine am Bewerbungsprozess: Die Schule führt mit jedem Bewerber ein Vorstellungsgespräch, „in dem wir einander kennenlernen und gemeinsam entscheiden, welcher Weg an unserer Schule der passende ist“. In kleinen Gruppen – an der FOS sind es derzeit weniger als 15 Schüler pro Klasse – werden die Männer und Frauen auf ihren Abschluss vorbereitet. Es gibt einen Klassenraum, in den nur drei Schüler passen. „Das kleinste Klassenzimmer Deutschlands“ wird für Intensivierungskurse genutzt. „Unser Anspruch ist es, dass die Schüler eben nicht nur eine Nummer in der Massenabfertigung sind, sondern ihre Stärken und individuellen Talente kennen lernen und ausbilden können“, sagt Wiechmann. Das sieht er als eine Besonderheit von kirchlichen Schulen an. Dies zeige sich auch im Gebäude, das kostspielig unterhalten, gepflegt und ausgebaut wird.
Ein Ausbau ist möglicherweise künftig nötig: Die einzige Fachoberschule im Nordlandkreis erwartet jetzt, da die staatliche Anerkennung vorliegt, steigende Schülerzahlen.
Dominik Stallein
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 226 vom 30.09.2020, Lokales S. 3.