Bei einem Festgottesdienst zum 25. Jahrestag der Weihe der Seminarkirche konnte Seminardirektor Martin Schnirch den neuen Weihbischof der Diözese Augsburg, Florian Wörner, zum ersten Mal im St. Matthias als Festzelebrant begrüßen. Zusammen mit Ortspfarrer Elmar Heß und der gesamten Schul- und Seminarfamilie hörten sie Lesungen aus dem Buch der Könige und dem ersten Brief des Apostels Petrus ("Jesus Christus, der lebendige Stein") sowie die Zachäus-Geschichte aus dem Lukas-Evangelium.
Weihbischof Wörner, der am 28. Juli 2012 mit 42 Jahren zum jüngsten Bischof Deutschlands geweiht wurde, stellte seine Predigt unter das Motto des Jahres des Glaubens: „Die Tür des Glaubens offenhalten, die Schwelle überschreiten.“ Dieses Glaubensjahr wurde von Papst Benedikt XVI. in Erinnerung an den 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils ausgerufen, das von Papst Johannes XXIII. einberufen wurde. „Skepsis und Zweifel zeigen sich bei vielen Menschen – ich kann das bei manchen meiner eigenen Verwandten beobachten, eine schleichende Entfernung und Entfremdung vom Glauben“, bekannte Bischof Wörner offen. Viele Zeitgenossen interessierten sich nicht mehr für den Glauben, und so mancher wende sich bewusst ab, weil er enttäuscht wurde. „Ich habe, obwohl oder gerade weil ich ein Morgenmuffel bin, einen Tipp: Ich sage mir in der Früh‘ gleich nach dem Aufwachen: ‚Herr, hier bin ich‘ – und Sie werden es nicht glauben: Es hilft.“ Zum anderen sollte der Mensch wahrnehmen und anerkennen, dass er auf Gott und dessen Hilfe angewiesen ist: „Dabei ist keine Wendung um 180 Grad notwendig, sondern der Wille zur Kurskorrektur, zur Neubesinnung. So wächst Selbstvertrauen durch Gottvertrauen.“ Und schließlich sollte sich der Glaubende „mit Christus umhüllen“.
Bischof Wörner erinnerte an die Taufe: „Unser Taufkleid passt uns zwar nicht mehr, aber innerlich dürfen wir es nie ausziehen.“ Wie man sich im (Tauf-)Kleid wohlfühlt, zu Hause fühlt, so sollte man auch in seiner Kirche "zu Hause sein", zu Hause sein in der Nachfolge gerade für die, die am Rande stehen, vom Schicksal nicht gerade begünstigt sind. Und letztlich sollte das Jahr des Glaubens auch Anregung sein, die Menschen zum Sprechen über den Glauben zu motivieren und zu animieren.
Traditionell folgte auf den Gottesdienst ein Kirchweih-Mahl in der Aula des Seminars. Anschließend ließ es sich der Bischof nicht nehmen, mit seinen Seminaristen und dem Hausherrn auf der Lesegalerie ausgiebig und gemütlich zu plaudern.
Dieter Klug
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 267, vom 19.11.2012, S. 3