Sitzblöcke aus hellem Kalkstein, gelbe Sonnensegel, grüne Weinranken: Das neue Klassenzimmer im Freien am Gymnasium und Kolleg St. Matthias in Waldram ist luftig und schlicht gehalten. Dahinter steckt aber eine ganze Menge Arbeit: Zwei Jahre lang haben rund 20 Schüler und Lehrer klasseübergreifend in einer Projektgruppe an der Umsetzung getüftelt.
„Die Idee gab es schon lange, aber der richtige Platz war immer die Schwierigkeit“, berichtet Josef vom Schülerteam. In Abstimmung mit der Schule einigte sich die Gruppe schließlich darauf, dass das steinerne Halbrund an den kleinen Pausenhof angrenzen soll. „Hier ist es organisch hineingewachsen“, sagt Biologielehrer Hans Bobe, der das Projekt betreut. “Unser Ziel war, ein stimmiges Ensemble zu gestalten. Keine 0815-Lösung, sondern etwas Kreatives.“
Vorab habe das Team viel nachgedacht, um ein stimmiges Konzept zu finden. Cornelia, die wie alle Schüler der Projektgruppe auch im Umweltteam aktiv ist, erklärt: „Die Hauptarbeit war, Sponsoren zu organisieren, die uns finanziell unterstützen.“ Firmen, Schulträger und das Ordinariat des Bistums München-Freising, das das Projekt durch die diözesenweite Aktion „Wir tragen Schöpfungsverantwortung“ angeregt hatte, beteiligten sich. Die jungen Erwachsenen: legten bei ihrer Arbeit Wert auf regionales sowie nachhaltiges Material und packten so oft wie möglich selbst an.
„Natürlich musste eine Firma die Steine herschaffen und das Fundament legen“, berichtet Donja.  Doch die Schüler bauten das Modell dafür, gruben die Löcher für die Stützpfeiler des Sonnensegels und halfen, die angrenzende Obstbaumallee und den Wie anzupflanzen. Die Begrünung soll später als Sichtschutz dienen.
Johanna ist von dem Freiluft-Klassenzimmer begeistert: ,,Bei schönem Wetter will man nicht drinnen sitzen, sondern raus. Da ist die Motivation auch gleich größer.“ Vor allem Fächer wie Geschichte, in denen die Diskussion im Vordergrund steht, könnten draußen gut unterrichtet werden. Mitschüler Josef war bereits mit seinem Deutschkurs hier. „Wir lesen gerade Woyzeck – das war super, denn .hier konnten wir einige Szenen gut nachspielen.“
Die Mathestunde dagegen können sich die Schüler weniger gut im Freien vorstellen. In der Geometriestunde gerade Linien zu zeichen, funktioniere auf der normalen Schulbank schon besser. Aber theoretisch wäre es im Grünen Klassenzimmer möglich, denn es gibt sowohl eine Tafel auf Rollen als auch Schreibunterlagen.
Übrigens: Die Belegung des Unterrichtsraums funktioniert nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Probleme hat es laut den Schülern aber noch keine gegeben – und einen Belegungsplan brauche es auch nicht. Das liege aber nicht daran, dass einige der Lehrer lieber drinnen unterrichten wollen. „Alle machen mit. Es gibt keinen, der sich nicht überreden ließe“, sagt Donja schmunzelnd.

Magdalena Höcherl

Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 158, 12. Juli 2018, Lokales S. 3