Besuch aus dem Europaparlament: Dr. Stefan Krauss referiert in den Schulen St. Matthias über Menschenrechte
Auf Einladung des Fachleiters Deutsch an den Schulen St. Matthias, Andreas Gleixner, kam Dr. Stefan Krauss, Leiter der Abteilung Menschenrechtsaktionen in der Generaldirektion „Externe Politikbereiche der Union beim Europäischen Parlament“, zu einem 90-minütigen Vortrag in die Schulaula. Krauss und Gleixner kennen sich seit 30 Jahren, und so ließ sich recht leicht die Verbindung von der Isar nach Brüssel knüpfen.
„Ich wundere mich wirklich, dass Sie alle hier so ruhig sitzen. Eigentlich müssten Sie alle tanzen und feiern. Sie sind nämlich reich: Seit der Sekunde Ihrer Geburt besitzt jede und jeder von Ihnen unveräußerliche Rechte – die Menschenrechte.“ Mit dieser Feststellung begrüßte Gleixner das Auditorium und betonte gleichzeitig, dass diese Rechte oft blutig erkämpft und immer wieder auch blutig verteidigt werden mussten. „Gerade heute, nicht so weit von Deutschland entfernt. Sie wissen das.“
Der Vortrag fand erstmals nach zwei Jahren Corona-Zwangspause im Rahmen der Initiative des Europäischen Parlaments (EP) „Back .to school“ statt. Der Referent stellte seinen Arbeitsort Brüssel vor, einen „hochinteressanten Mikrokosmos mit Atomium – Weltausstellung 1958 – und ein wichtiger Standort für Lobbyisten“.
Das EP vertritt als direkt gewähltes Parlament 470 Millionen Bürger, hat 27 Mitgliedsstaaten mit 24 Amtssprachen, am wichtigsten sind dabei Englisch und Französisch. Die Menschenrechte enthalten als zentrale Elemente ein Leben in Würde und die Achtung kultureller Unterschiede. Als problematisch empfindet Krauss die nachlassende Identität des Einzelnen mit „denen da oben“, den politischen Repräsentanten. „Der Staat hat nur dann ein Existenzrecht, wenn er die Menschenwürde als oberste Richtschnur, als oberstes Gebot achtet“, so der Referent. Und das Europaparlament verstehe sich eben in erster Linie als Anwalt der Menschenrechte, für alle Menschen in aller Welt, in allen politischen Systemen. Seine eigene Aufgabe in seinem Referat sei es, die Menschenrechte als politische Komponente in die politischen Prozesse in Brüssel einzubringen.
Krauss ging auch auf die Problematik von Social Media, Fake News und Indoktrination mithilfe von Lügen und Verschwörungstheorien ein. Ein zentrales Element stelle dabei der „Sacharow-Preis für Geistige Freiheit“ dar, der höchste Preis, den die EU zu vergeben hat, benannt nach dem russischen Atomphysiker Andrej Sacharow. Erster Preisträger war 1988 Nelson Mandela. Krauss stellte ein eindrucksvolles, nur schwer zu ertragendes Video vor, in dem unter anderem der Preisträger von 2017, Lorent Saleh die menschenverachtenden Foltermethoden in Venezuelas Gefängnissen schilderte.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg war dies alles noch schwerer zu ertragen. Umso wichtiger sei es, rief Krauss allen Verstummten in der Schulaula zu, „dass die schweigende Mehrheit auf der ganzen Welt, in allen Ländern den Mund aufmachen muss“. Der bislang letzte Preisträger war Alexej Nawalny, der eine Verbindung von Korruption in seiner russischen Heimat mit der Verweigerung von Menschenrechten zieht.
Dieter Klug
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 115 vom 19.05.2022, Lokales S. 3