Der Neubau für das Gymnasium und Kolleg St. Matthias ist abgeschlossen. Entstanden ist ein energetisch vorbildliches Schulhaus, wie es sich jeder Schüler und Lehrer wünschen würde.
Für Außenstehende mag es luxuriös anmuten: 10,6 Millionen Euro hat die Erzdiözese investiert, um 160 Schülern und 23 Lehrern ein Gebäude zur Verfügung zu stellen, von dem staatliche Einrichtungen nur träumen können. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde das neue Schulhaus von St. Matthias in Waldram nun fertiggestellt. Bei einem Rundgang zeigten die Beteiligten gestern Vormittag, warum Luxus das falsche Wort ist. Hier wurde langfristig geplant und zwar bis ins kleinste Detail. „Würde mich jemand fragen, wie Schule in 20 Jahren aussehen soll, ich würde ihm ein Foto von diesem Gebäude zeigen“, sagt ein stolzer Pfarrer Martin Schnirch, Direktor der Stiftung St. Matthias.
Wer das Gebäude an der Ludwig-Thoma-Straße betritt, hat mit dem großteils verglasten Sekretariat sofort eine Anlaufstelle. „Es war uns wichtig, dass man gleich auf Menschen zuläuft“, erläutert Bauherr Schnirch. Fachräume, Verwaltung, das Lehrerzimmer und eine kleine Mensa befinden sich im Erdgeschoss. Kernstück ist die lang gestreckte Pausenhalle, von der mittig sowohl eine Treppe als auch ein Lift nach oben führen. Nicht zuletzt dadurch ist die neue Schule nun auch behindertengerecht. Oben haben die 13 Klassen 15 Räume zur Verfügung. Der kleinste davon bietet Platz für gerade mal acht Schüler. Für St. Matthias ist das ideal. „Hier sind die Klassen um einiges kleiner als an staatlichen Schulen“, sagt Claus Pointner, Leiter von Gymnasium und Kolleg.
Zum Neubau gehören ein Pausen- und eine Innenhof. Auch der Parkplatz wurde erweitert. Neben dem Eingang gibt es eine Aufenthaltsfläche mit Bänken. In nächster Zeit wird dort ein Kunstobjekt aufgestellt, bestehend aus drei ineinander verschlungenen Dreiecken – ein Symbol für die Einheit von.
Das Konzept des Waldramer Niedrigstenergiehauses ist zukunftsweisend: Mit einem Erdsondenfeld im Innenhof wird die Erdtemperatur genutzt, um das Gebäude über eine Fußbodenheizung zu wärmen. Im Sommer wird überschüssige Wärme mittels desselben Rohrsystems entzogen. Eine Lüftungsanlage sorgt für ausreichend Frischluftzufuhr, auf dem Dach erzeugt eine Fotovoltaikanlage Energie. Wichtig war den Planern außerdem, dass während des Schulbetriebs weitgehend auf künstliches Licht verzichtet werden kann. Das erklärt, warum Glas in der Fassadengestaltung dominiert. Von außen wird Offenheit demonstriert, innen schafft viel Tageslicht eine freundliche Atmosphäre. Mit dem nun abgeschlossenen Bauprozess ist Architekt Wilfried Claus hochzufrieden. Stiftung und Schulleitung hatten sich aktiv und engagiert an der Planung für das neue Haus beteiligt. „Es war schön, zu erleben, wie alle in den Bauprozess eingewachsen sind: Wir haben viel gerungen – aber nur um die besten Lösungen. Ich glaube, dass sich dieses Haus in Zukunft nicht mehr stark verändert.“
St. Matthias: Anders als staatliche Schulen
Schulleiter Claus Pointner ist „glücklich und zufrieden“ mit seiner neuen Schule. „Uns hätte gar nichts besseres passieren können.“ In dem großzügigen Gebäude herrschen optimale Unterrichtsbedingungen – von der Lüftung bis zur Helligkeit. Das Schulhaus ist auf maximal 180 Schüler ausgerichtet. „Aus dem pädagogischen Winkel heraus betrachtet sollte das die Norm sein“, sagt Pointner. Während staatliche Schulen oft völlig überfüllt sind, ist in St. Matthias Unterricht in kleinen Gruppen möglich. Die Lehrer können so auf jeden Schüler individuell eingehen. Gymnasium, Kolleg und Seminar starten mit 160 Schülern ins neue Schuljahr. „Wir hatten heuer gegenüber dem Vorjahr 60 Anmeldungen mehr“, sagt Pointner. „Das ist gigantisch.“
Wer St. Matthias besucht, hat generell ein Ziel: Die Allgemeine Hochschulreife, sprich Abitur. Wer gerade die Mittlere Reife oder den Quali gemacht hat, kann in Waldram das Gymnasium besuchen. Aufs Kolleg führt der Weg alle, die schon eine Berufsausbildung hinter sich haben. Diejenigen, die überlegen, Priester zu werden, besuchen das Spätberufenenseminar.
Die Schulen stehen in der Trägerschaft der Stiftung „Erzbischöfliches Spätberufenenseminar St. Matthias in Wolfratshausen“. Seit 1957 ist die Einrichtung in Waldram. Überwiegend Anwärter auf das Priesteramt besuchten die Schule damals. Heute sind es Christen, Muslime und religionsfreie Schüler zwischen 16 und 30 Jahren, die das Abitur nachholen möchten.
Christina Breiter
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 207, 08.09.2011, Lokales S.3