Liebe Schwestern und Brüder!
Es braucht nur einen kleinen Puster,
um die Flamme einer Kerze auszulöschen.
Ein großes Feuer dagegen,
wird durch anpusten nicht ausgelöscht.
Vielmehr wird es dadurch noch mehr entfacht.
Wenn wir die Strahlkraft der Kirche unserer Tage
und unseres Landes anschauen,
dann erscheint sie manchmal nicht stärker
als von einer kleinen Flamme auf einer Kerze.
Und alle möglichen
oder gar unmöglichen Dinge,
die von außerhalb oder innerhalb der Kirche kommen,
scheinen ihr Licht fast zum Erlöschen zu bringen.
Ich würde mir,
– wie viele Andere die Kirche –
unseren christlichen Glauben, eher als Flächenbrand wünschen.
als großes Feuer,
das Licht bringt und Wärme
in die Dunkelheit und Kälte der Welt.
Doch, warum brennt dieses Feuer hier nicht?
Wie kann das Feuer des Glaubens wieder entfacht werden?
„Brannte uns nicht das Herz in der Brust…?“ (Lk 24,32)
So fragen sich die beiden Jünger,
die die Gegenwart des Auferstandenen erlebt hatten.
Da war das Feuer da.
Ein Feuer,
das zunächst nur in den Herzen der Beiden
und einzelner anderer Jünger, die den Herrn erlebt
– den Auferstandenen gesehen hatten –
brannte.
Aber aus diesen kleinen Feuern ist die Kirche hervorgegangen.
Bis heute immerhin die größte Gemeinschaft von Menschen
die es je gegeben hat.
Unzählige Menschen auf der ganzen Welt,
auch hier bei uns
lebten und leben aus der Kraft dieses Feuers,
das damals
nach der Auferstehung,
in Emmaus und in Jerusalem
zu brennen begonnen hat.
Bis heute versetzt dieses Feuer
Menschen aller Altersgruppen und Bevölkerungsschichten,
aller Rassen und Sprachen,
in Bewegung,
und hilft ihnen,
die Welt und andere Menschen mit zu bewegen.
Ihr Antrieb ist das Feuer in ihren Herzen.
Genährt wird dieses Feuer vom Heiligen Geist,
der in ihre Herzen ausgegossen ist.
Aber was hätte das Feuer in den Herzen der beiden Jünger
und in den Herzen der anderen Apostel bewirkt,
wenn sie es für sich behalten hätten?
Die Jünger hatten den lebendigen Jesus erlebt.
Und sie hatten sich
vom lebendigen auferstandenen Jesus anstecken
und entflammen lassen.
Und mit der der Botschaft von der Auferstehung
haben sie sich
– noch in derselben Stunde – (vgl. Lk 24,33)
aufgemacht
und sie weiter verkündet,
untereinander geteilt
und nach außen weiter erzählt.
Deshalb scheint mir für die Zukunft
und für uns heute
der letzte Satz des heutigen Evangeliums
von entscheidender Bedeutung zu sein:
Jesus sagt den Aposteln.
„Ihr seid Zeugen dafür!“ (Lk 24,48)
„Ihr seid Zeugen dafür!“ (Lk 24,48)
Sagt Jesus auch zu uns!
Zeugen
für die Lebendigkeit des Auferstandenen.
Zeugen für die Liebe,
die Gott allen Menschen schenken will.
Zeugen für die Erlösung,
die Jesus für alle gewirkt hat.
Wir ALLE sollen Zeugen dafür sein.
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich weiß nicht,
ob Sie schon einmal Zeuge waren:
Vor Gericht,
bei einem Verkehrsunfall
oder bei einem wichtigen Ereignis,
vielleicht bei einer Trauung.
Wie auch immer:
Zeugen sind Menschen,
(so sagt das Lexikon)
die hinsichtlich eines Sachverhaltes
durch eigene Wahrnehmung
Angaben zu einer Sache machen können.
Eigene Wahrnehmung!
Darauf kommt es an.
Menschen die Zeugen sein wollen,
oder sein sollen,
müssen selbst etwas erlebt,
gesehen,
gehört,
geschmeckt
oder gespürt haben,
oder wenigstens vom Zeugnis Anderer gehört haben.
Menschen,
die nicht selbst dabei waren,
die etwas nicht,
oder noch nicht selbst erlebt haben,
brauchen Zeugen
um von der Sache zu erfahren.
Das gilt auch für den Glauben.
Auch hier sind Menschen zunächst auf Zeugen,
auf glaubwürdige Zeugen,
angewiesen.
Woher wüssten wir von Jesus und der Auferstehung,
wenn es uns nicht das Zeugnis der Apostel
und der ersten Christen
überliefert hätte?
Woher wüssten wir,
dass der Glaube und die Beziehung zu Gott
unser Leben tragen kann,
wenn es uns nicht unsere Eltern und Großeltern,
Freunde und Weggefährten
und andere erzählt
– und vielmehr noch –
vorgelebt hätten?
Ohne Zeugen des Glaubens
und ohne ein lebendig erkennbares Zeugnis,
würde es weder die Kirche
noch den Glauben überhaupt geben.
Und ohne ein erkennbares,
glaubwürdiges Zeugnis
wird das Feuer des Glaubens nicht weiterbrennen
und schon gar nicht
wieder entfacht werden.
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Welt braucht Zeugen des Glaubens.
Glaubwürdige Zeugen,
die selbst den lebendigen, Auferstandenen erlebt haben
und die in Wort und Tat diesen lebendigen Christus bezeugen.
Wenn wir jetzt dann unser Taufversprechen erneuern,
dann ist damit für alle deutlich hörbar verbunden
die persönliche Zusage jedes Einzelnen:
JA, ich will Zeuge sein.
JA, ich will mich bemühen
den lebendigen, auferstandenen Herrn zu erleben,
zu hören,
zu sehen,
zu erfahren.
Und es ist die Zusage,
jedes Einzelnen:
ICH will vor den Menschen in meiner Umgebung
und in der Welt
vom Auferstandenen Zeugnis geben
in Wort und Tat.
Lieber Firmling!
Wenn Sie heute das Sakrament der Firmung empfangen,
dann wird Ihnen die Kraft des Hl. Geistes
genau dazu zugesagt,
um Zeuge für den Auferstandenen zu sein.
Wie jedes Sakrament dient auch der Empfang der Firmung
nicht in erster Linie dem Empfänger.
Vielmehr befähigt Sie,
der Empfang der Firmung
zum Dienst an der Welt
für die ganze Kirche.
Alle Gefirmten,
also wir alle,
auch Sie,
haben den Auferstandenen schon erlebt, gehört, gespürt, erfahren
– oder nicht -?
Und alle gefirmten haben den Auftrag SEINE Zeugen zu sein.
Damit die Kirche auch hier,
im Seminar,
in unserem Land
und heute
und morgen lebendig ist
und die frohe Botschaft vom Auferstandenen
zu allen Menschen kommt.