Waldramer Abiturienten feiern Abschluss in der Pfarrkirche
Mit ihrem Abitur-Motto bewiesen die Waldramer Absolventen Galgenhumor: „Die Schule war öfters dicht als wir“ – eine Anspielung auf die zurückliegenden Pandemie-Monate, in denen sich Präsenz- und Distanzunterricht abwechselten und sich alle von Lockdown zu Lockdown hangelten.
Trotz der schwierigen Zeit zeigten die Schüler Willen und Leistungsbereitschaft und lieferten mit 2,2 einen guten Jahrgangsdurchschnitt ab. Einer, den das gute Ergebnis nicht überraschte, ist der Schulleiter des Gymnasiums St. Matthias, Ralf Wiechmann: „Ich habe Ihnen schon vor vier Jahren gesagt, dass Sie ein besonders starker und intelligenter Jahrgang sind“, erinnerte er die Schüler in der Pfarrkirche St. Josef der Arbeiter. In das Waldramer Gotteshaus musste die Feier wegen der Pandemie-Bestimmungen verlegt werden. Dies ermöglichte den 43 Absolventen, Verwandte zur Verleihung der Zeugnisse mitzunehmen. Ein schönes Zeichen, wie Wiechmann fand: „Auch wenn die Schule dicht ist, steht die Kirche offen.“
Das Abi-Motto der jungen Frauen und Männer griff der Schulleiter in seiner Rede auf. Denn „dicht sein“ können nicht nur Schulen oder angetrunkene Abiturienten – auch Meinungen, Überzeugungen und politische Akteure können das. „Als Schüler hatten Sie auch mal Selbstzweifel und den Mut, Fragen zu stellen“, sagte Wiechmann. Diese Eigenschaften seien so etwas wie ein „natürlicher Impfschutz“ gegen geistige Abschottung. Nicht erst seit den Diskussionen über die Corona-Politik oder die Gefahr des Virus zeige sich eine Bildung von Blasen in der Gesellschaft – „dichte“ Glaubensgemeinschaften, die andere Meinungen und Ansichten per se ablehnen. In Wiechmanns Augen stellt das, nämlich „die Art, wie wir mit denen umgehen, die anderer Meinung sind als wir, als eine Gefahr dar. Er wünschte seinen Schülern, dass sie sich „den Mut bewahren“, auch andere Meinungen zu hören und aus Argumenten zu lernen, die ihnen zuwider sind. Eine Qualität, die Wiechmann seinen abgehenden Schülern zutraut.
Eine weitere Fähigkeit, nämlich die, (unfreiwillig) aus langjährigen Gewohnheiten auszubrechen, attestierte Vize-Bürgermeister Günther Eibl den Heranwachsenden. „Vor eineinhalb Jahren hat sich alles schlagartig geändert“, erinnerte er an die plötzlichen Einschränkungen in den Corona-Monaten. „Weil alle zusammengehalten haben – Eltern, Lehrer, Schüler, alle“ -, haben es die 43 Schüler geschafft, die Prüfungen zu bestehen. „Feiern Sie sich. Und danach, salopp gesagt, chillen Sie“, riet Eibl. Aber danach sei es Zeit, „Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen“. Das sei auf viele Weisen möglich. „Entscheidend ist, nicht nur das zu tun, was andere erwarten.“ Der Vize-Bürgermeister riet: „Hören Sie auf Ihr Herz, wenn Sie überlegen, was Sie machen wollen.“ Man dürfe auch mal den Mut beweisen, umzudrehen, wenn der eingeschlagene Weg nicht der richtige ist.
Dominik Stallein
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 162 vom 17/18. Juli 2021, Lokales, S. 3