Am Gymnasium und Kolleg St. Matthias ist es Tradition, am Donnerstag der letzten Woche vor Beginn der Osterferien einen Schulkreuzweg für die ganze Schul- und Seminarfamilie ans Ende eines Schulvormittags zu setzen. Diesmal ließen sich die beiden Religionslehrer Simon Fritz und Maximilian Heisler etwas ganz Besonderes einfallen: Nicht wie sonst führten sie in die freie Natur oder in Stationen durchs Schulhaus, sondern luden in die Seminarkirche. Musiklehrer Damian Schwider begleitete zu Beginn an der Orgel, unterstützt von Lara Scheidmantel (Q11, Violine), Johanna Schneider (Q11), die Stücke aus der Johannes- und Matthäus-Passion von J. S. Bach sang. „Heute bewegen wir uns nicht körperlich, sondern geistig“, sagte Seminardirektor Pfarrer Martin Schnirch zur Begrüßung. Im Jahr der Barmherzigkeit, von Papst Franziskus ausgerufen, sollen nicht Worte, sondern Taten den guten Willen der Menschen dokumentieren.

Nach einer Lesung aus dem Matthäus-Evangelium („Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“) begrüßte Pfarrer Schnirch Peter Grooten von der „Geretsrieder-Wolfratshauser-Tafel“ sowie Barbara Mehlich, die neben ihrer Arbeit als Krankenhausseel- sorgerin auch Vorsitzende des Hospizvereins Tölz-Wolfratshausen ist. Nach einer Impulslesung von Patrick Gebser informierte Grooten in einem knappen, präzisen Vortrag über Ziele und Arbeit der örtlichen TAFEL: „Unser Motto ‚Verteilen statt Vernichten‘ leitet uns seit 1998.“ Als eine von bundesweit 900 Tafeln unterstützen er und seine 80 ehrenamtlichen Helfer („niemand erhält nur einen Cent“) gut 1.000 Berechtigte. „Wir verstehen uns dabei nicht als Vollversorger, vielmehr soll der schmale Geldbeutel unterstützt werden“, so Grooten. Für das schwierige Jahr 2016 gilt das Motto „Wir können nicht alle satt machen, aber wir können viele unterstützen.“ Josef Gruber und Sophie Bauerfeind fragten nach Möglichkeiten der Unterstützung bzw. nach Veränderungen bei der Empfänger-Klientel im Blick auf die Flüchtlinge. „Sie können als Schüler kaum mitarbeiten, die meisten von uns sind 50+, aber Sie können unsere Arbeit moralisch unterstützen und uns einfach den Rücken stärken“, so Grooten. „Leben Sie erst, dann können Sie uns später helfen und mitmachen“, so sein Appell.

Danach spielte Damian Schwider an der Orgel „Oh Haupt voll Blut und Wunden“, und Anian Pfeiffer las einen Impuls-Text aus dem Lukas-Evangelium. Barbara Mehlich beleuchtete einfühlsam und präzise die Arbeit der Hospiz-Bewegung und sparte dabei bewusst den Palliativ-Aspekt aus. „Wir kümmern uns seit 24 Jahren im Hospizverein um Menschen, die auf den Tod zugehen und unheilbar krank sind.“ Der Hospiz-Gedanke sei eine Bewegung mit offenem Herzen und leeren Händen: „Wir wissen nicht, was uns bei einem Kranken erwartet, aber wir sind bereit zu reden, zu schweigen, eine Hand zu halten, Musik zu hören, einen Berg anzuschauen oder mit der Gondel hochzufahren – wenn’s geht.“ Die Hospizhelfer greifen ein, wenn die Ärzte mit ihrer Kunst am Ende sind. Johannes Feldl und Regina Huber (beide Q12) fragten nach der Belastung der Helfer und nach Möglichkeiten der Mitarbeit für Schüler, und auch Mehlich vertröstete: „Unsere ehrenamtlichen Helfer werden professionell vorbereitet und dürfen sich auch nicht übernehmen – und Sie als Schüler sollen bei Freunden und Ihrer Familie wenn nötig da sein, mit offenem Herzen und so authentisch wie möglich.“ Es war ein ernster, aber auch tröstlicher Kreuzweg – einmal ganz anders als sonst, nicht zuletzt dank der beiden überzeugenden und einfühlsamen Gäste.

Quelle: Isar-Kurier, Nr. 42, 23. März 2016, S. 24