Pater Josef Kempter, der von 1958- 1972, also volle 14 Jahre lang, als Lehrer für Latein und Griechisch am Spätberufenengymnasium St. Matthias in Waldram unterrichtete, konnte sich nur ein gutes Jahr seines Ruhestandes erfreuen. Er starb am 4. Januar 1974 im Krankenhaus Mühldorf und wurde am 7. Januar in Anwesenheit zahlreicher Kollegen des Waldramer Seminars sowie vieler ehemaliger Schüler im Klosterfriedhof in Gars am Inn zu Grabe getragen.
P. Josef Kempter wurde am 10. August 1901 zu Heimenkrich im Allgäu geboren. Seine Gymnasialjahre begann er an der Schule der Redemptoristen zu Gars am Inn. Er schloss sie mit der Reifeprüfung am Gymnasium Dillingen ab.
Im September 1921 legte er sein Gelübde als Mitglied der Kongregation des Allerheiligsten Erlösers ab. Anschließend widmete er sich dem Studium der Philosophie und Theologie. 1926 empfing er die Priesterweihe. Auf Wunsch seines Ordens begann P. Kempter an der Universität München das Studium der klassischen Philosophie, das er mit dem Staatsexamen abschloss. Er wirkte am Ordensgymnasium Gars als Lehrer, bis es die Machthaber im Dritten Reich auflösten.
1941 wurde er als Sanitäter zur Wehrmacht einberufen. Er geriet 1944 an der Westfront in Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat leitete er die Schule des Ordens in Gars, bis er im Herbst 1958 an das Gymnasium in Waldram berufen wurde. Hier eroberte er sich durch seine Gewissenhaftigkeit und seine Güte, aber auch durch seine Bescheidenheit und seinen Humor die Herzen der vielen jungen Menschen. Von 450 Abiturienten, die in diesen 14 Jahren seines Wirkens aus dem Waldramer Gymnasium hervorgegangen sind, schlugen 150 den Weg zum Priestertum ein.
Mit Beendigung des Schuljahres 1971/72 schied P. Kempter aus dem Waldramer Lehrerkollegium aus, um sich mit 71 Jahren in seine klösterliche Heimat Gars am Inn zurückzuziehen.
Über sein Leben könnte man den Spruch des hl. Gregor von Nazianz setzen, dem er, der begeisterte Lehrer des Griechischen, vielen Schülern mit auf den Weg gegeben hat: „Glückselig, wer – mit vielem beschäftigt – nicht bei dem vielen verweilt, sondern nur Gott gab hin sein ganzes Herz.“
Dr. Karl Braun