„Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles Gelernte vergessen hat.“ Dr. Sandra Krump hatte für ihre Rede bewusst ein „provokantes Zitat“ gewählt. Damit wollte die Ordinariatsdirektorin den Absolventen klarmachen, dass ihnen das Lernen und Vorbereiten für das Abitur mehr gebracht hat, „als nur ein Zertifikat“. „Denn alle Hürden und Hindernisse, die Sie genommen haben, bleiben als Erfahrung erhalten. Diese Erlebnisse werden Ihnen zu einem gutem und gelingenden Leben verhelfen.“ Krump freute sich, „in die Gesichter von 50 gebildeten und geprägten Menschen zu blicken.“
„Ein Hoch auf uns“, stimmten die Schüler ein Lied von Andreas Bourani an, „ein Hoch auf das, was vor uns liegt“. Das, was noch kommt, malte sich Schulleiter Claus Pointner so aus: „2025 hat der FC Bayern das neunte Mal die Champions League gewonnen, die G7 sind wieder die G8. Sie treffen sich kostengünstig auf einer kleinen Insel vor Griechenland und auf dem ersten Klassentreffen dieses Jahrgangs treffen sich Ärzte, Wissenschaftler, Lehrer und Anwälte.“
„Sie sind die Macher und Former der Zukunft“, sagte Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller. „Ich habe nur eine Bitte: Formen Sie sie gut. Bringen Sie sich ein, engagieren Sie sich sozial.“ Schmunzelnd fügte er hinzu: „Wenn Sie ganz viel Mut haben, dann können Sie sich auch politisch engagieren.“ Es sei ein Glück, in einem freiheitlichen, demokratischen Staat zu leben. „Um das aufrecht zu erhalten, braucht es aber Ihren Einsatz und Ihr Engagement.“ Schnaller, der Rathauschef Klaus Heilinglechner vertritt, überbrachte den Absolventen im Namen der Stadt Glückwünsche.
Die verabschiedeten sich auf ihre ganz eigene Weise. In einer Märchengeschichte nahmen die Schülersprecher Rik Nagel und Alexandra Probst ihre Lehrer aufs Korn. Sie handelte vom Kampf gegen das Monster „Bitur“. Aus Angst setzten die Menschen ein ängstliches „Aaaaah“ vor den Namen. Außerdem zeichneten Nagel und Probst ihre Lehrer mit kleinen, Oscar-ähnlichen Figuren für Dinge wie „das drolligste Lachen“, „den längsten Lösungsweg“ oder „das beste Vorlesen“ aus. Paul Schlott umrahmte die Abschiedsfeier musikalisch mit dem Lied „Au revoir“, das er – begleitet von Daniel Frerichs am Cajon und Lehrer Damian Schwider am Flügel – vor der Zeugnisverleihung zum Besten gab.
Zur Überraschung aller Anwesenden bestellte Schulleiter Pointner bei dieser allerdings nicht die Schüler , sondern ihre Lehrer auf die Bühne. Der Hintergrund: Bei der traditionellen 100-Tage-Feier, die die Schüler hundert Tage vor der ersten Abschlussprüfung ausgerichtet hatten, hatten einige Schüler ihre Lehrkräfte parodiert. Die nahmen es wiederum mit Humor und überreichten gestern ihren Doppelgängern ihr Abschlusszeugnisse. Die Schüler, die bei der 100-Tage-Feier keinen Lehrer gemimt hatten, wurden stattdessen mittels einer Beschreibung auf die Bühne gebeten.
Dominik Stallein
Quelle: Isar-Loisach-Bote, Nr. 145, 27./28. Juni 2015, Lokales S. 3