Schulgottesdienst ganz aktuell

Schulgottesdienste sind an den Schulen St. Matthias feste Pfeiler im Jahreslauf – was lag da näher, als im Gottesdienst in der letzten Woche vor den Pfingstferien ein ganz aktuelles Thema, ein ganz heißes Eisen zu thematisieren: Die von Ministerpräsident Söder und dem bayerischen Kabinett erlassene Verordnung, ab Juni Kreuze in allen öffentlichen Gebäuden anzubringen. Das Vorbereitungsteam unter Leitung von Stiftungsdirektor Dr. Joachim Burkard, der religionspädagogischen Leiterin Sabrina Niehenke sowie den beiden Religionslehrern Simon Fritz und Maximilian Heisler wählte repräsentativ-provokative Texte aus, die die ganze Bandbreite der Positionen abdeckten und auch von anderen Lehrkräften vorgetragen wurden.
In der Lesung erinnerte zu Beginn Haustechniker Leonhard Hohenadl mit einer Stelle des Markus-Evangeliums an den Tod Christi am Kreuz, als der römische Hauptmann ausrief: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ Heisler zitierte aus der Regierungserklärung Markus Söders, für den „das Kreuz das grundlegende Zeichen unserer kulturellen Identität“ ist. Magdalena Halbig las aus einem offenen Brief des Würzburger Hochschulpfarrers Burkhard Hose vom 24. April 2018 vor: „Das Kreuz taugt nicht als verlängerter Arm einer Politik der Ausgrenzung oder des nationalistischen Egoismus. Das Kreuz lässt sich auch nicht auf bayerische Folklore reduzieren.“ Während Simon Fritz die ausgewogenere Haltung des evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm darlegte, gab Mareike Hofmeier Kardinal Reinhard Marx die Stimme, der unter anderem ausführte: „Es steht doch dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeutet. Er kann und muss dafür sorgen, dass sich religiöse Überzeugungen artikulieren können. Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden. Das würde das Kreuz im Namen des Staates enteignen.“
Stiftungsdirektor Burkard betonte in seiner Predigt, dass das Kreuz Tötungssymbol wie auch Symbol von Schimpf und Schande war und ist, „und das Kreuz macht es auch uns oft schwer, weil es eben keine Party-Religion symbolisiert“. Und er zog als Fazit: „Hier, am Leid, bleibt Gott für uns lebendig, beantwortbar.“ In der Mitte der Aula legten alle, die wollten, mitgebrachte Kreuz aus und kamen mit ihren Nachbarn ins Gespräch, wie sie zu diesen Kreuzen kamen und welche Bedeutung sie damit verbinden.
Mit von der Partie war natürlich wieder einmal die Kern-Schulband unter Leitung von Hans Bobe, die am Ende des Gottesdienstes „Paradise“ von Coldplay interpretierten. Als Fazit bleibt: Nicht zuletzt durch die Anordnung Markus Söders ist es ‚ein Kreuz mit dem Kreuz‘, was sich nicht zuletzt in den langen und heftigen Diskussionen in den Medien und in wochenlangen Leserbriefaktionen zeigt. In St. Matthias ist und bleibt das Kreuz der Mittelpunkt des Schullebens.

Dieter Klug:

Quelle: Isar-Kurier, Nr. 21, 24. Mai 2018, S. 39